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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verwirrendes Durcheinander aus Koppeln und Gattern, die rasch und mit erstaunlicher Präzision aus offenbar vorgefertigten Teilen aufgestellt wurden. Unmengen von Stroh und Heu warteten auf hoffnungslos überladenen Karren darauf, in diesen improvisierten Gattern verteilt zu werden, und auch die ersten Tiere waren schon da: sonderbar kleinwüchsige Rinder mit dafür umso größeren Hörnern und dickem Fell, durch deren Nasen schwere eiserne Ringe gezogen waren. Verbunden waren sie untereinander mit massiven Ketten, was angesichts ihres kleinen Wuchses und ihres freundlichen Aussehens einigermaßen übertrieben wirkte. Aber die Männer, die sie trieben, waren mit wuchtigen Eisenstangen ausgerüstet, an denen spitze Dornen befestigt waren, und Pia entging auch nicht der unübersehbare Respekt, mit denen die Männer die Tiere behandelten. Ein friedliches Aussehen allein bedeutete anscheinend gar nichts.
    »Herzlichen Glückwunsch«, spöttelte Alica, nachdem sie eine ganze Weile nebeneinandergestanden und das Chaos angestarrt hatten. »Und wie willst du jetzt diesen Türütütüt finden?«
    »Ter Lion«, verbesserte Pia sie. Gleichzeitig warf sie Alica einen warnenden Blick zu. Ihre beiden schweigsamen Schatten folgten ihnen zwar in guten zehn oder zwölf Schritt Abstand und sahen so müde aus, dass Pia sich schon ein paarmal im Stillen gefragt hatte, wie es ihnen eigentlich gelang, sich noch auf den Beinen zu halten, trotzdem war es besser, wenn sie vorsichtig waren. Sie hatte keine Ahnung, wie scharf das Gehör der Leute hier war. Oder über welche Sinne sie sonst noch verfügten.
    »Aber jetzt mal im Ernst: Hast du eine Idee, wie wir ihn hier finden sollen?«
    »Fragen?«, schlug Pia vor.
    »Einfach so?« Alica machte ein noch zweifelnderes Gesicht.
    »Ja, eine wirklich hervorragende Idee. Wir gehen los und fragen den Erstbesten, ob er jemanden kennt, der der wiedergeborenen Elfenprinzessin dabei hilft, unbemerkt aus der Stadt zu verschwinden. Wie toll.«
    »Ist ja schon gut«, maulte Pia. Auch wenn sie es ungern zugab: Alica hatte recht. Der Markt war offiziell noch nicht einmal eröffnet, aber der Platz wimmelte jetzt schon von Menschen. Gut, Valoren hatte gesagt, dass sie einen Mann suchen sollten, der eine Karawane Rinder in die Stadt brachte. Das schränkte die Auswahl immerhin ein. Auf vielleicht achtzig oder hundert Leute …
    Ohne viel Hoffnung sah sie sich noch einmal um und bedeutete Alica, ihr zu folgen. Alica machte ein noch missmutigeres Gesicht, aber sie folgte ihr immerhin kommentarlos.
    Eigentlich hätte sie sich längst daran gewöhnen müssen, auf Schritt und Tritt angestarrt zu werden, und in gewissem Umfang war das auch schon geschehen. Trotzdem war das Gefühl nun wieder da, und das beinahe stärker als jemals zuvor. Vielleicht lag es daran, dass man Alica und sie hier in WeißWald mittlerweile kannte. Sie erregten immer noch ein gewisses Maß an Aufsehen, und oft genug wurde hinter ihrem Rücken getuschelt. Jetzt aber wurden sie wieder ganz unverhohlen angestarrt, dabei hatten Alica und sie ganz bewusst nicht die aufreizenden Kleider angezogen, die Aressa für sie geschneidert hatte, sondern trugen die hier üblichen modischen Säcke. Außerdem hatte Pia ihre Haare nicht nur sorgfältig unter einem mausgrauen Kopftuch verborgen, sondern auch die Kapuze ihres Umhanges hochgeschlagen, obwohl es für hiesige Begriffe nicht einmal besonders kalt war. Vielleicht lag es weniger an Alica und ihr, überlegte sie, sondern mehr an ihren beiden Wachhunden. Die Männer gaben sich weder irgendeine Mühe, unauffällig zu sein, noch stellte ihr Anblick hier eine Besonderheit dar. Pia sah auf Anhieb mindestens ein Dutzend weiterer Soldaten, die in den üblichen Zweiergruppen über den Platz schlenderten, mit misstrauischen Blicken die Vorbereitungen beäugten oder dann und wann einmal stehen blieben, um auf irgendetwas hinzuweisen, das ihrer Meinung nach nicht seine Ordnung hatte (oder auch gegen ein entsprechendes Bakschisch darüber hinwegzusehen, vermutete sie), doch die beiden Soldaten hinter ihnen machten keinen Hehl daraus, dass sie das emsige Treiben ringsum nicht interessierte, sondern sie aus keinem anderen Grund hier waren, als sie zu bewachen – oder auf sie aufzupassen. Den genauen Unterschied hatte sie bis jetzt nicht begriffen.
    So oder so, wo immer sie vorbeikamen, unterbrachen die Männer und Frauen ihre Gespräche und starrten sie an. Und längst nicht alle Blicke, die ihnen folgten, waren

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