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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sah immer noch sehr krank aus, jedoch nicht mehr wie jemand, der seit zwei Wochen im Sterben lag.
    Was er nicht würde, begriff Pia. Lasar war zu schwach, um auch nur den winzigsten Laut von sich zu geben, sein Atem ging langsam und sehr flach, und er sah immer noch aus wie ein Gespenst, das jemand schlampig mit menschlicher Haut überzogen hatte … aber er würde leben.
    »Wäre ich ein abergläubischer Mensch, Erhabene«, sagte Istvan leise, »dann würde ich jetzt möglicherweise anfangen, an schwarze Magie zu glauben.«
    Womit er sich in guter Gesellschaft befinden würde, dachte Pia. Zum Beispiel in ihrer. Sie starrte Lasar weiter fassungslos an und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, aber es gelang ihr nicht. Da war etwas wie die Erinnerung an eine schwarze Flamme, doch sie war nicht klar, kaum mehr als die Ahnung einer Erinnerung, und je angestrengter sie sie herbeizuzwingen versuchte, desto rascher schien sie zu verblassen.
    Schritte wurden hinter ihnen laut, und ein Mann in der Uniform der Stadtgarde erschien unter der Tür und verlangte mit einem entsprechenden Blick nach Istvans Aufmerksamkeit. Er ging hin, wechselte ein paar Worte mit dem Soldaten und kam mit versteinertem Gesicht zurück.
    »Wir müssen jetzt gehen, Erhabene«, sagte er. Täuschte sie sich oder hatte er das letzte Wort eine Spur anders betont als sonst? Wahrscheinlich täuschte sie sich.
    Pia wandte sich noch einmal zu Lasar um und setzte dazu an, etwas zu sagen, und Istvan fügte hinzu: »Jetzt, Erhabene.«
    Sie tauschte trotzdem noch einen langen Blick mit Lasar, lächelte ihm zu und folgte Istvan und dem Soldaten dann ins vordere Zimmer. Nach dem furchtbaren Geruch und der Dunkelheit nebenan kam ihr jeder Atemzug hier drinnen wie ein Labsal vor, aber die offen stehende Tür nach draußen war noch viel verlockender. Sie versuchte sie mit schnellen Schritten anzusteuern, doch Istvan schüttelte rasch den Kopf. »Noch eines, Erhabene.«
    »Ja?«
    »Wenn wir … wenn Ihr gleich mit Torman sprecht, dann wäre es vielleicht besser, ihm nichts von dem zu erzählen, was Ihr gerade getan habt.«
    »Das dürfte mir nicht besonders schwerfallen«, antwortete Pia. Istvan blickte fragend, und sie zwang sich zu einem schiefen Grinsen. »Würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch sage, das ich selbst nicht weiß, was ich getan habe – oder ob ich überhaupt etwas getan habe?«
    »Ja«, antwortete Istvan so schnell, als hätte er genau diese Antwort erwartet. »Aber das ändert nichts daran, dass Ihr etwas getan habt. Ich weiß nicht, was, aber es wäre vielleicht besser, wenn Torman …« Er suchte einen Moment nach den richtigen Worten, und Pia, die nichts mehr wollte, als endlich aus diesem stickigen Loch herauszukommen, kam ihm zu Hilfe: »Falsche Schlüsse aus etwas zieht, was er ebenso wenig versteht?«
    Istvan nickte.
    »Wer ist dieser Torman? Der Anführer meiner Eskorte?«
    »Ja. Und er ist nicht unbedingt für seine Geduld bekannt. Es wäre besser, wenn wir ihn nicht warten lassen.«
    Der Gedanke, noch ein bisschen herumzutrödeln, nur um auch ganz sicherzugehen, dass sie auch tatsächlich zu spät kamen und sie Istvan dabei zusehen konnte, wie er sich wand und drehte und nach irgendeiner glaubhaften Ausrede suchte, hatte etwas durchaus Verlockendes. Aber dann sah sie ein, wie unfair das wäre. Istvan hatte sich ein bisschen unfaire Behandlung redlich verdient … doch er hatte ihr gerade auch eine Stunde geschenkt, einfach so. Also gut. Sie verzichtete darauf, ihm ein paar glühende Stecknadeln unter die Fingernägel zu treiben, und machte sich in Gedanken eine Notiz, dass sie quitt waren. »Dann sollten wir uns beeilen«, sagte sie nur.
    Nach einer Stunde, die sie in fast völliger Dunkelheit zugebracht hatte, machte sie das grelle Sonnenlicht fast blind. Aber die klare und sehr kalte Luft verscheuchte die düsteren Gedanken aus ihrem Kopf, und spätestens der zweite Atemzug auch die faulige Luft aus ihren Lungen. Im ersten Moment konnte sie Istvan nur als Schemen erkennen, dessen Ränder sich im grellen Licht aufzulösen schienen, aber ihr fiel trotzdem auf, dass er zwar neben ihr ging, sein Begleiter aber zwei Schritte vorauseilte und es noch einen zweiten Soldaten gab, der offensichtlich vor der Tür gewartet hatte und ihnen jetzt im gleichen Abstand folgte. Beide Männer wirkten nervös und beide hatten die Hände auf die Griffe ihrer Waffen gelegt.
    »Dieser Torman scheint Euch nicht unbedingt sympathisch zu sein,

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