Elfenglanz
verborgen, obwohl du über uns Bescheid wusstest. Wieso?«
»Was glaubst du denn? Zufällig hat dein Soldatenfreund hier mir meine Macht genommen und mich an einen Stuhl gefesselt, kaum dass er es herausbekommen hat!«
Tamani fand es unerträglich, wie recht sie hatte.
»So kommen wir nicht weiter«, sagte Laurel. »Fangen wir noch mal von vorne an. Es könnte nicht schaden, wenn wir die Sache geklärt hätten, bevor Klea hier auftaucht. Könntest du uns bitte einfach sagen …«
»Tamani hat die Schlüssel«, unterbrach Yuki sie und warf ihm einen boshaften Blick zu. »Lass mich hier raus, dann erzähle ich dir alles, was du wissen willst.«
»Als ob.« Tamani gab sich Mühe, gelangweilt zu klingen.
Laurel beachtete ihn nicht weiter und setzte das Gespräch mit Yuki fort. »Es wäre bestimmt für alle am sichersten, wenn …«
»Nein!«, rief Yuki. »Ich fasse es einfach nicht, dass du dabei mitmachst! Nach allem, was sie dir angetan haben? Dir und deinen Eltern!«
Tamani runzelte die Stirn. Was hatten Laurels Eltern damit zu tun?
Doch Laurel schüttelte schon den Kopf. »Mir gefällt es auch nicht, dass sie mich gezwungen haben, alles zu vergessen, Yuki. Aber Vergangenes kann man nicht ändern …«
»Vergessen? Ich rede hier nicht von Gedächtniselixieren. Sondern von Gift .«
»Jetzt mach mal halblang …«, platzte Tamani heraus.
Laurel brachte ihn zum Schweigen. »Weißt du etwa, wer meinen Vater vergiftet hat, Yuki?«
Tamani konnte sich die Antwort denken, und Laurel wahrscheinlich auch – dafür musste Klea verantwortlich sein. Doch wenn Laurel Yuki dazu bringen würde, ihren Verdacht zu bestätigen …
»Deinen Vater?« Yuki sah sie verwirrt an. »Warum hätten sie deinen Vater vergiften sollen? Ich rede von deiner Mutter.«
Und wieder sah Laurel Tamani an, der den Kopf schüttelte. Worauf spielte Yuki an?
»Du weißt gar nichts, oder? Was für ein Zufall, dass das Paar, dem das Grundstück mit dem Tor gehört, keine Kinder hat, was? Dass sie nur darauf warten, bis das kleine blonde Mädchen auftaucht? Wie … passend. Findest du nicht auch?«
»Jetzt reicht’s«, sagte Tamani streng. Das hätte er sich denken können – noch mehr Spielchen. Yuki war nur darauf aus, sie gegeneinander auszuspielen und Zweifel an ihnen selbst und den anderen zu säen.
»Das ist ihr Werk«, sagte Yuki. »Bereits fünfzehn Jahre, bevor sie dich vor ihre Tür gelegt haben, sorgten die Elfen dafür, dass deine Mutter so wild auf Babys war, dass sie dich auf der Stelle aufnahmen. Sie haben ihr wehgetan, indem sie dafür sorgten, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Sie haben ihr Leben ruiniert und du machst mit ihnen gemeinsame Sache.«
»Hör nicht auf sie, Laurel. Das stimmt nicht«, sagte Tamani. »Sie will dich nur kirre machen.«
»Ach ja? Warum fragen wir dann nicht ihn ?«
Zwei
L aurel folgte Yukis Blick zu Shar, der reglos wie eine Statue dastand und keine Miene verzog.
Das konnte nicht stimmen, auf keinen Fall. Doch nicht Shar, ihr unsichtbarer Aufpasser, seit sie Avalon verlassen hatte.
Warum leugnet er es dann nicht?
»Sag’s ihr«, forderte Yuki und zerrte an ihren Fesseln. »Sag ihr, was du ihrer Mutter angetan hast.«
Shar schwieg.
»Shar«, flehte Laurel leise. Er sollte sagen, dass es nicht wahr war. Es war ihr sehr wichtig. »Bitte.«
»Es war nötig«, erwiderte Shar schließlich. »Wir haben sie uns nicht ausgesucht. Sie wohnten eben da. Der Plan musste funktionieren, Laurel, wir hatten keine andere Wahl.«
»Man hat immer die Wahl«, wisperte Laurel. Ihr Mund war trocken und ihr Kinn zitterte vor Zorn. Shar hatte ihre Mutter vergiftet. Shar, der sogar noch länger über sie gewacht hatte als Tamani, hatte ihre Mutter vergiftet.
»Ich muss meine Heimat und meine Familie schützen. Und ich werde alles dafür tun, damit Avalon in Sicherheit ist.«
Laurel schäumte. »Deshalb musstest du noch lange nicht …«
»Doch«, entgegnete Shar. »Ich muss vieles tun, das ich nicht möchte, Laurel. Glaubst du, es hätte mir Spaß gemacht, deine Menscheneltern hinters Licht zu führen? Oder dafür zu sorgen, dass du vergisst? Ich tue, was man mir sagt. Darum habe ich dich von morgens bis abends beschützt, bis Tamani kam. Nur darum weiß ich alles, was es über dich zu wissen gibt. Zum Beispiel, als du gelogen hast, weil du nicht zugeben wolltest, dass du die schöne alte Schüssel zerbrochen hast. Oder dass du deinen Hund unter deinem Fenster beerdigt hast, weil du es nicht ertragen
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