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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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gehört die City noch zum Gebiet der Königin. Wie auch immer, warum sollte er an sie schreiben, wenn er der Mörder wäre?«
    Dave setzte sich auf und entzog sich Lollis Fingern. »Er reitet uns da rein. Wie Luis gerade gesagt hat, für die sind wir nur Ratten. Wenn ein Problem auftaucht, einfach Ratten vergiften und fertig.«
    Das erinnerte Val zu ihrem Leidwesen daran, dass die Meerjungfrau mit Rattengift ermordet worden war. Ratten vergiften, Rattengift. Sie warf einen verstohlenen Blick auf Luis, der scheinbar unbeteiligt war, gleichzeitig jedoch einen losen Faden von seinem fingerlosen Handschuh abbiss.
    Als Luis den Blick hob, merkte er, wie Val ihn ansah, aber in seiner Miene war nichts zu lesen, weder Schuld noch Unschuld. »Es ist schon seltsam«, sagte er. »Dass ihr bei all dem Zeug, das ihr euch in die Nase zieht und in die Arme drückt, nie was von dem Gift abbekommen habt.«
    »Glaubst du, ich war es?«, fragte Lolli.
    »Dabei bist du doch der, der die Elfen hasst«, sagte Dave gleichzeitig, sodass sich ihre Sätze überschnitten. »Du bist der, der hinter allem was Schlechtes vermutet.«

    Luis hob die Hände. »Moment mal. Ich glaube überhaupt nicht, dass einer von uns irgendwelche Elfen vergiftet. Aber was Val sagt, stimmt. Ravus hat mir neulich nachts eine Menge Fragen gestellt. Er hat mich gezwungen...« Luis warf Val einen bösen Blick zu. »Dabei ging es eigentlich darum, wie ihr zwei bei ihm eingestiegen seid, aber er hat mich auch ohne Umschweife gefragt, ob ich der Giftmörder bin, ob ich wüsste, wer es war und ob irgendwer mich bestochen hat, um eine bestimmte Lieferung zu übernehmen. Warum sollte er das tun, wenn er die Elfen selbst auf dem Gewissen hat?«
    Val nickte. Obwohl es an ihr nagte, dass die Elfen mit Rattengift umgebracht worden waren, erinnerte sie sich an Luis’ Gesichtsausdruck in der Brücke. Sie glaubte ihm, dass er nach allen Regeln der Kunst verhört worden war. Trotzdem konnte es natürlich sein, dass jemand sie reingelegt hatte, Ravus oder irgendein anderer. »Und wenn sich jemand so verzaubert, dass er aussieht wie einer von uns?«
    »Wozu?«, fragte Lolli.
    »Damit es so aussieht, als steckten wir hinter den Morden.«
    Luis nickte. »Wir sollten wirklich mit den Lieferungen aufhören. Soll derjenige sich andere Arschlöcher suchen, um ihnen die Sache in die Schuhe zu schieben.«
    Dave kratzte sich am Arm, dort, wo die Wunden von den Rasierklingen waren. »Wir können nicht mit den Lieferungen aufhören.«

    »Jetzt sei nicht so ein verdammter Junkie«, sagte Luis.
    »Val kommt doch jetzt an Nimmer, oder, Val?«, sagte Lolli mit einem scheinheiligen Augenaufschlag.
    »Was meinst du damit?«, fragte Val, aber auch in ihren eigenen Ohren hörte sie sich defensiv an. Sie fühlte sich aus unerklärlichen Gründen ertappt. Sie betrachtete Lollis Finger, der so gerade war, als wäre er nie aus dem Gelenk gedreht worden.
    »Der Troll steht doch in deiner Schuld, oder etwa nicht?« Lollis Stimme klang geschmeidig, beinahe sinnlich.
    »Kann man so sagen.« Val erinnerte sich an den Geruch von Nimmer, Nimmermehr, blubbernd auf dem Löffel. Die Vorstellung erfüllte sie mit Sehnsucht. »Aber er bezahlt seine Schuld schon. Er zeigt mir, wie man mit einem Schwert umgeht.«
    »Jetzt echt?« Dave sah sie seltsam an.
    »Pass bloß auf«, sagte Luis. Irgendwie lösten seine Worte ein Unbehagen bei Val aus, das nichts mit körperlicher Bedrohung zu tun hatte. Sie mied Luis’ Blick und starrte stattdessen einen Spiegel mit gesprungenem Rahmen an, der auf der Decke lag. Gerade eben hatte sie sich noch hervorragend gefühlt, aber jetzt hatte sich ein Elend in ihr Herz geschlichen und dort eingenistet.
    Lolli stand ruckartig auf. »Fertig«, verkündete sie und zerzauste Daves Dreadlocks. Sie raschelten wie dickbäuchige Schlangen. »Vergesst den Mist. Kommt, Zeit für unser Lieblingsspiel.«
    »Wir haben nicht mehr viel«, sagte Dave, aber auch er
war schon aufgestanden und packte die Sachen von der Decke zusammen.
    Gemeinsam krochen die vier durch das Gitter zurück in den Tunnel.
    Luis warf Lolli einen missbilligenden Blick zu, als sie den bernsteinfarbenen Sand und ihr Besteck herausholte. »Du weißt doch, dass es nicht für Sterbliche gedacht ist. Echt nicht.«
    In dem düsteren Licht hielt Dave sich ein Stück Folie unter die Nase und hielt das Feuerzeug darunter, bis das Nimmer rauchte. Er sog es tief ein und sah Lolli feierlich an. »Nur weil etwas nicht gut für einen ist,

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