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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Ziehtochter von Geoffrey Boux sei und wie er sie misshandelt hatte, verdunkelte sich ihr Gesicht. Sie konnte wohl nur allzu gut nachempfinden, was dieser tätliche Angriff für Aliénor bedeutet hatte.
    «Das arme Mädchen, sie muss ja vollkommen durcheinander sein. Wir müssen uns wirklich um sie kümmern.»
    Er hatte geahnt, dass er auf das weiche Herz und Verständnis seiner Schwester bauen konnte, wenn er Aliénor hierher brachte.
    «Sie ist erstaunlich stark und schaut mutig nach vorne. Sie braucht nur ein paar Tage Ruhe, um die Schrecken hinter sich zu lassen und sich an ihr neues Dasein als Elfe zu gewöhnen. Dann bringe ich sie nach Brocéliande, damit sie nach ihren Verwandten suchen kann, und konzentriere mich wieder voll auf meine Aufgabe.»
    Valentine sah ihn nur an, mit diesem alles durchdringenden Blick, der ihn befürchten ließ, sie suche nach den Worten, die er nicht aussprach.
    «So schlimm das alles ist, habe ich doch unter dem Dom eine interessante Entdeckung gemacht», wechselte er abrupt das Thema, bevor sie sich doch noch zu einem weiteren Kommentar durchringen konnte. Tatsächlich horchte sie sofort auf.
    «Unter dem Dom?», fragte sie nach.
    Frédéric nickte. «Du weißt ja, dass unter dem Kölner Dom Ausgrabungen stattfinden. Es befindet sich dort ein ganzes Labyrinth von Gängen, von denen einer in einer Art Altarraum endet. Das Besondere an diesem Ort ist ein Altartisch in Pentagrammform, mit einer lateinischen Inschrift. Quinque debet.Quinque parati …»
    Neugierig geworden beugte Valentine sich vor. Ihre Anspannung schien mit einem Male verflogen und ein Leuchten blitzte in ihren schönen Augen auf. «Ein Pentagramm, fünf müssen es sein – das ist ja interessant», murmelte sie. «Ein erster Hinweis auf einen konkreten Ort. Vielleicht.»
    «Vielleicht», wiederholte Frédéric und hielt ihren Blick. «Du solltest es dir selbst ansehen, Valentine. Möglicherweise fällt dir etwas auf, was ich übersehen habe.» Er wusste, es würde sie große Überwindung kosten, durch diesen niedrigen engen Gang in den kleinen dunklen Raum zu gehen. Und tatsächlich versteifte sich ihr Körper und sie gab nur einen unverbindlichen Laut von sich.
    »Wenn wir wissen, was zu tun ist, ist es früh genug, sich das näher anzusehen», wehrte sie ab und lehnte sich wieder zurück. Der gelöste Ausdruck in ihrem Gesicht war verschwunden und einer ernsten, verschlossenen Miene gewichen. «Es kann gut sein, dass unser gesuchtes Pentagramm sich ganz woanders befinden muss, beispielsweise nicht unter, sondern über der Erde.»
    Als wollte sie ihm mitteilen, dass dieses Gespräch hiermit für sie beendet sei, griff sie nach dem Wattebausch und beugte sich wieder über das Pergament.
    Innerlich seufzend, erhob er sich, um den Raum zu verlassen. Er hatte so sehr gehofft, ihre Neugierde wäre groß genug, sie mit dieser Nachricht endlich einmal aus dem Schloss zu locken.
    Als er schon an der Tür war, sagte sie mit leiser Stimme seinen Namen. Er drehte sich zu ihr um. Sie saß noch immer tief über ihr Pergament gebeugt und erwiderte seinen Blick nicht. Ihre Stimme war kaum hörbar.
    «Ich weiß, dass ich dieses Schloss eines Tages wieder verlassen muss. Ich will nicht den Rest meines Lebens als Gefangene hier verbringen. Das würde bedeuten, dass sie gewonnen haben. Aber ich brauche noch etwas Zeit, Frédéric.»
    Zärtlichkeit durchflutete sein Herz und er trat zurück zu ihr.
    «Du hast alle Zeit der Welt, Valentine», sagte er leise und küsste sanft die Krone ihres gebeugten Hauptes.

20
    Blinzelnd öffnete Aliénor die Augen und brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wo sie sich befand. Jemand war im Zimmer und zog die Vorhänge auf. Sie richtete sich auf, hielt sich die Decke vor den Körper und schob den Bettvorhang ein Stück auseinander.
    Das Sonnenlicht warf helle Streifen auf den roten Teppich. Eine dunkelhaarige junge Frau in einem streng geschnittenen, fast uniformartigen Kleid zog die Vorhänge zurück und hob ein Kleidungsstück auf, das vom Stuhl auf den Boden gefallen war.
    «Guten Morgen, Mademoiselle. Ich bin Roxanne. Haben Sie gut geschlafen?»
    «Ja, vielen Dank.»
    Aliénor musste sich erst an die Tatsache, dass sich eine fremde junge Frau in ihrem Zimmer befand, gewöhnen. Dienstpersonal war etwas, was ihr wirklich seltsam vorkam. Und war sie etwa eine Vampirin? Aber nein, das konnte kaum sein, denn immerhin stand sie mitten im Licht und lächelte sie dabei freundlich an.
    «Hier»,

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