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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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das Licht unvermittelt aus.
    «Erhebt Euch, Vampir.» Die Stimme erklang laut und war für einen Elf vergleichsweise tief und markant.
    «Ich versichere Euch, es wird Euch nichts geschehen, sofern Ihr mit hoch erhobenen Händen aufsteht, Duc de Bonville.»
    Zähneknirschend gehorchte er und schaute um sich, während er aufstand, die Hände hinter dem Kopf. Es waren tatsächlich Elfen. Von allen Seiten kamen sie langsam auf ihn zu. Er zählte zehn Männer, in nachtblaue Anzüge aus hauchdünnem fließendem Stoff gekleidet. Jeder von ihnen balancierte auf der rechten, nach oben gedrehten Handfläche etwas, das durch den darüber gelegten schwarzen Stoff hindurch leuchtete. Selbst dieser schwache Schein schmerzte Frédéric in den Augen.
    Ihren entschlossenen Mienen entnahm er, dass sie das Tuch herunter reißen würden, sobald er eine einzige falsche Bewegung machte. Die Linke hielt eine Ecke des Stoffes, jederzeit bereit, zu handeln. Es blieb ihm keine Chance für einen überraschenden Gegenschlag. Die Elfen waren offensichtlich gut vorbereitet auf Eindringlinge. Das überraschte ihn. Nach allem, was er über diese Wesen wusste – was zugegebenermaßen nicht sehr viel war –, hatte er nicht mit solchem Widerstand gerechnet. War es unklug gewesen, so schnell und ohne weitere Recherche hierher zu kommen? Vermutlich. Trotzdem fiel es ihm schwer, es zu bereuen. Das einzige, was seine Gedanken beherrschte, war das Wissen, dass er jetzt sehr bald Aliénor wiedersehen würde.
    Vom Rand des Blumenfeldes näherten sich weitere Elfen mit gespannten und auf ihn gerichteten Armbrüsten. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass ihre Pfeile keine gewöhnlichen waren.
    «Legt Eure Waffen ab, Duc de Bonville. Aber ich rate Euch, macht es langsam und versucht nicht, uns hereinzulegen. Wir haben Euch erwartet, nur deshalb habt Ihr es geschafft, den Elfenzaun zu durchschreiten. Oder habt Ihr ernsthaft geglaubt, wir wüssten uns nicht zu schützen?»
    Der Elf, zu dem die Stimme gehörte, stand im Dunkeln und Frédéric erkannte nur einen schemenhaften Umriss.
    Langsam ließ er seine Arme sinken, zog die Messer und Pistolen aus ihren Halterungen, nahm den Patronengürtel ab und legte alles langsam auf den Boden.
    «Mitkommen und haltet Eure Hände hinter dem Kopf!»
    Es widerstrebte ihm, sich dem Befehlston einfach unterzuordnen. Aber er wollte verhandeln und dazu musste er erst einmal zum König vordringen. Das wiederum gelang ihm vermutlich am schnellsten, wenn er keinen Widerstand leistete.
    Er musste grinsen. Ich komme in Frieden. Bringt mich zu eurem König . Nein, das konnte er nicht wirklich sagen, schon gar nicht angesichts seiner Bewaffnung. Andererseits traf es ziemlich genau den Kern der Sache. Er seufzte. Also gut, er würde es sagen. Und sich unendlich albern dabei vorkommen.

34
    «Sag das noch mal, Nelrin!»
    Aliénor war außer sich. Sie hatte die Fäuste geballt und hätte am liebsten irgendetwas – oder irgendjemanden – geschlagen, um ihrer Wut Luft zu machen. Im Auftrag des Königs hatte Nelrin ihr gerade eben erklärt, was in dieser Nacht geschehen war: Der Vampir Frédéric, Duc de Bonville, ist ein Gefangener der Elfen.
    Aliénor stampfte vollkommen außer sich vor Wut mit dem Fuß auf den Boden. «Seid ihr völlig übergeschnappt? Frédéric hat euch doch gar nichts getan!»
    «Er ist ein Eindringling und ein Vampir.»
    «Na und? Ist er deswegen automatisch euer Feind, oder wie?»
    «Im Prinzip schon. Aber das ist nicht der Grund, warum der König ihn gefangen gesetzt hat.»
    Aliénor sah ihn fragend an. «Sondern …?»
    «Aliénor, wenn du mich nicht heiratest, werden sie ihn töten.»
    «Das ist doch … Was?» In ihrer Wut drangen seine Worte erst jetzt richtig zu ihr durch. «WAS???» Sie schnappte nach Luft. «Sag mal, seid ihr jetzt vollkommen übergeschnappt?»
    «Der König hat Nachforschungen anstellen lassen und ist zu dem Schluss gekommen, dass diese Methode effektiv sein könnte», erwiderte Nelrin. «In drei Tagen ständen die Sterne günst…»
    «Warum?», unterbrach Aliénor ihn. «Ich dachte, ich bin ein unerwünschter Bastard! Ich verstehe überhaupt nicht, warum der König so scharf auf unsere Hochzeit ist!»
    Nelrin schwieg.
    «Antworte mir!» Aliénors Stimme wurde noch lauter.
    «Wir … wir sind ein aussterbendes Volk. Es vergehen Jahre, ohne dass ein einziges Kind geboren wird», erklärte Nelrin leise. «Lange Zeit wusste man nicht, woran es liegt. Aber inzwischen …», er

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