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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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»Ihr braucht sie nicht. Du bist ebenso mächtig, nur weißt du es noch nicht. Du und ich werden diesen Kampf führen, aber deine Mutter muss sterben.«
    »Dann werde ich mit ihr sterben.« Vinae hob ihren Kopf. Ihr blieb nichts anderes mehr übrig. »Bereitet Ihr meiner Mutter auch nur den geringsten Schaden, Gregoran, so könnt Ihr mich ebenfalls töten. Wenn Ihr es nicht tut, mach ich es selbst oder übergebe mich einfach den Nebelleuten, damit sie es tun.«
    Die goldenen Augen verengten sich, die ohnehin schon schmalen Lippen waren nur noch eine dünne Linie. Ihre Worte taten ihre Wirkung.
    »Lüge ich?«, fragte sie ohne jedes Zittern in der Stimme. »Ihr würdet es wissen. Lüge ich? Nein, Ihr spürt, ich spreche die Wahrheit.«
    »Wieso tust du das?« Er trat zurück und lehnte sich gegen die Kommode. »Du verabscheust deine Mutter ebenso wie ich.«
    »Aber sie ist meine Mutter – und wie ich bereits sagte: Wir brauchen sie.«
    Gregorans Faust donnerte so heftig auf den Kommodentisch, dass die Parfümfläschchen darauf hochhüpften. Es war immer wieder faszinierend, mitanzusehen, wie er einmal lediglich ein Schatten ohne Form und Konsistenz war und im nächsten Moment ein Elf aus Fleisch und Blut.
    »Haltet Euch fern von Averdun«, bat sie ihn noch einmal. »Macht es Euch nicht unnötig schwer. Ihr wollt mich beschützen? Dann bleibt hier. Lenkt mich nicht ab, indem ich mich ständig fragen muss, ob Ihr mir in den Rücken fallt. Lasst meineMutter und mich diese Sache erledigen. Wir wollen doch alle dasselbe.«
    »Vinae ...«
    »Tötet sie, und dann tötet mich.« Sie ging auf ihn zu und nahm den Schattenkristall auf ihrer Brust in die Hand. »Wenn Ihr tatsächlich vorhabt, ihr etwas anzutun, dann könnt Ihr mich auch gleich töten.« Langsam und ohne ihren Blick von ihm zu nehmen, hob sie die Kette. Seine lodernden Augen verfolgten ihre Bewegungen, als sie den Stein von ihrer Haut nahm und die Kette über den Kopf zog. »Ich vertraue Euch«, hauchte sie und hielt ihren einzigen Schutz vor sich. Gregoran blickte darauf und dann wieder in ihre Augen; Entsetzen, aber auch den bekannten Hunger las sie darin. Vinae wusste, ihr rasender Herzschlag machte es nicht unbedingt besser, doch sie hatte keine Wahl. Er musste sehen, wie ernst es ihr war. Er hatte Möglichkeiten gehabt, ihr etwas anzutun, und sie nicht ergriffen. Sie musste ihm vertrauen.
    Daher hob sie ihre Hand und ließ die Kette langsam durch ihre Finger hindurchgleiten. Mit einem dumpfen Schlag fiel der Stein auf den Boden. »Ich vertraue Euch«, wiederholte sie noch einmal flüsternd.
    Ohne jeden Schutz stand sie dem Grogon gegenüber. Seine Hitze strich über ihre Haut, als stünde sie am offenen Kamin, um sich zu wärmen.
    Ausdruckslos starrte er sie an.
    Im nächsten Moment war er verschwunden. Vinae sah nur noch einen schwarzen Schatten durch die Wand gleiten, und sie atmete auf.
    Die Kette verstaute sie in einer Lade der Kommode. Sie würde sie nicht mehr tragen.

    Der Tempel von Averdun war der größte des Sonnentals und thronte auf einer Anhöhe über der Stadt. Er war wie die meisten Orakelstätten aus weißem Stein erbaut, eine langgezogene Halle mit Säulengängen an den Seiten und einem gewaltigen Bronzetor am oberen Ende der unzähligen Stufen, die vom Tal hinaufführten.
    Der Mond war bereits als weiße Scheibe am bleigrauen Himmel aufgegangen, doch noch war die Nacht nicht hereingebrochen.
    Die Priesterinnen waren ruhig und hatten sich im Saal der Quelle zusammengefunden, um zu meditieren. Die Tempelwachen mit den Pferdeschwänzen auf ihren kahlgeschorenen Köpfen wurden inzwischen von den Rittern der Königin unterwiesen und herumgescheucht. Die Stadtbewohner waren aufgefordert worden, sich ins Bürgerhaus zurückzuziehen, da dieses aus Stein erbaut war und einem Drachenangriff womöglich standhalten würde.
    Jeder hatte seine Anweisungen, und mit dem Dunkelwerden des Horizonts nahmen sie ihre Positionen ein. Die Ritter stellten sich unter Ardemirs Befehl vor dem Tempel auf. Sie bildeten die Hauptstreitmacht und wurden von den Tempelwachen flankiert. Auch Eamon war dabei, doch auf Vinaes Frage, wie es Nevliin ergehe, hatte er nur den Kopf geschüttelt.
    Die Priesterinnen kamen schließlich ebenfalls aus dem Tempel und wurden von den Rittern in die Mitte genommen. Sie waren am gefährdetsten, konnten mit ihrer Magie die Krieger jedoch auch gleichzeitig schützen.
    Sie alle müssten die Drachen in die Flucht schlagen – möglichst, ohne

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