Elfenkrieg
nötig.«
Ohne das magische Armband fühlte sich Vinae verblüffend nackt, dabei sollte sie froh sein, es endlich los zu sein.
Daeron hatte es ihr gleich nach ihrer Rückkehr nach Acre als Zeichen seiner Zuneigung abgenommen. Anscheinend vertraute er ihr jetzt genügend, besonders nach den letzten Ereignissen mit dem Grogon und den Nebelgestalten. Und nun reiste sie ja auch bei Vollmond mit ihrer Mutter nach Averdun, um die Nebelpriesterin gefangen zu nehmen. Eine solche Zusammenarbeit war genau das, was die Fürstenbrüder wollten, und diesmal fiel es Vinae noch nicht einmal schwer, sich zu fügen. Sie wusste, es würde gefährlich werden, aber es gab keinen anderen Weg.
Einzig um Nevliin sorgte sie sich im Moment. Sie war dagegen, ihn irgendwo in einem kalten Verlies einzusperren, um ihn von seiner Liebe fernzuhalten. Etwas Grausameres hätte man sich für ihn nicht einfallen lassen können.
Natürlich verstand sie Eamons Beweggründe, aber sie hätte lieber auf Nevliins Vernunft vertraut. Die anderen hatten ja noch nicht einmal versucht, es ihm zu erklären, sondern hatten ihn einfach niedergeschlagen. Vinae mochte sich gar nicht vorstellen, was er dachte, wenn er wieder zu sich kam. Ob er Eamon jemals verzeihen würde? Schließlich war der Fürst von Valdoreen nicht gerade für seine Versöhnlichkeit bekannt. Vinae fürchtete eine Fehde zwischen den beiden. Nicht auszudenken, wohin das noch führen konnte, während sie mit den Nebelgestalten und Drachen genügend andere Probleme hatten.
»Was strengt deinen hübschen Kopf so an, schöne Seele?«
Vinae blickte ohne jede Beunruhigung auf. Sie lag in ihrem Bett und war nicht überrascht, Gregoran plötzlich vor sich stehen zu sehen, denn es war nicht das erste Mal. Ihr Gemach war auf Daerons Anweisung hin zwar mit Kristallen geschützt worden, doch Vinae hatte einen davon weggenommen, damit Gregoran zu ihr kommen konnte. Nur hier war es ihnen möglich, ungestört zu sprechen, und vor ihrer Abreise nach Lurness zum Rat war dies auch sehr häufig der Fall gewesen. Gregoran lebte bereits unvorstellbar lange und hatte ein unermüdliches Pensum an Geschichten zu erzählen, von denen Vinae zu lernen hoffte.
Noch immer fühlte sie sich in seiner Gegenwart unwohl und war stets auf der Hut, doch die panische Angst war seit der Enthüllung seines tragischen Schicksals gewichen. In erster Linie sah sie in ihm einen Mann, dem übel mitgespielt worden war, auch wenn sie sich stets daran erinnerte, es mit einem Dämon zu tun zu haben.
»Ich bin froh, dass Ihr hier seid«, antwortete sie und richtete sich auf. Sie setzte sich auf die Kante und rieb die Finger aneinander. »Ich muss mit Euch sprechen, Gregoran.«
»Weil du mit deiner Mutter nach Averdun gehst?«
»Ihr habt davon gehört.« Vinae war nicht verwundert, dass er es bereits wusste, obwohl sie erst heute Morgen angekommen war. Mit der Möglichkeit, sich unbemerkt zu bewegen, als Schatten durch die Korridore zu wandeln, ohne Grenzen und Mauern, konnte ihm wohl nicht viel hier auf der Burg entgehen. Eine beneidenswerte Gabe. Wie war es wohl, hingehen zu können, wohin man wollte? Nicht eingesperrt zu sein, vollkommen frei? Solch ein Leben würde sie wohl niemals erreichen, doch wenn sie bedachte, welche Opfer Gregoran dafür bringen musste, war es wohl auch nicht erstrebenswert.
»Hältst du dieses Vorhaben für klug?«, fragte Gregoran, während er ungerührt auf sie hinabsah. »Die Nebelleute sind mächtig.«
»Uns bleibt kaum eine andere Wahl. Wir müssen es versuchen.«
»Wieso überlässt du sie mir nicht einfach, schöne Seele? Ich habe sie alle getötet, noch ehe sie auch nur kapiert haben, dass sie schon bei den Sternen sind.«
Vinae sprang auf. »Nein!«, brüllte sie fast schon. »Ihr gabt mir Euer Wort, Gregoran. Ihr tötet keine Elfen mehr, oder unsere ... Zusammenarbeit ist vorbei. Wir brauchen die Nebelpriesterin, um herauszufinden, wo das Drachenherz ist. Ein ganzes Volk ist in Gefahr. Wir müssen vorsichtig vorgehen.«
Der Grogon verschränkte die Arme vor der Brust und sah mit einem angedeuteten Lächeln auf sie herab. »Das heißt, ich soll zusehen, wie du bei diesem irrsinnigen Vorhaben stirbst? Ich glaube nicht, dass ich das tun werde.«
»Es kann Euch ohnehin gleichgültig sind. Dann seid Ihr die Thesalis auf einen Schlag los – ist es nicht das, was Ihr wollt?«
»Zum Teil.« Er ging provozierend einen Schritt auf sie zu, einzig, um zu sehen, ob sie zurückwich. Mittlerweile konnten
Weitere Kostenlose Bücher