Elfenkrieg
zu übermannen. »Du ... du fütterst ihn?«, brachte er schließlich heraus, und der Schreck in Vinaes Augen bestätigte seine Ahnung.
»Vinae?«, fragte Eamon, da sie nicht antwortete, doch im nächsten Moment wurde ihre Miene sofort wieder hart, und sie straffte ihre Schultern.
»Die Energie einer mächtigen Magierin hält ihn über eine lange Zeitspanne bei Kräften. Er muss nicht töten – er will es doch auch gar nicht. Versteht ihr denn nicht? Wenn ich ihmetwas von meiner Lebensenergie gebe, kann er leben und alle anderen auch.«
»Und wenn er sich einmal nicht so gut unter Kontrolle hat?«
»Das hat er.«
»Und wenn nicht?«
»Was hat das alles mit den Nebelpriestern zu tun?«, fragte plötzlich Aurün, die sich in den letzten Minuten erstaunlich ruhig verhalten hatte. »Wieso erzählst du uns das alles?«
»Weil er unsere Rettung ist.«
Ardemir schnaubte. »Du willst ihn auf die Nebelpriesterin loslassen? Einen Grogon? Himmel, so grausam hätte ich dich nicht eingeschätzt.«
»Aber er ist doch nicht ...!«
»Wenn er sie tötet«, kam es wieder von Aurün, »werden wir niemals wissen, wo die Drachen sind, wo das Drachenherz.«
»Ich weiß.« Vinae wandte sich nun an Aurün. »Wir werden den Nebelpriestern eine Falle stellen. Wir gehen zum nächstgelegenen Tempel, wir alle und ein paar Dutzend Ritter, Ardemir. Nein, lass mich ausreden. Wir werden auf sie warten, vorgeben, wir wollten mit ihnen sprechen. Das ist es doch, was sie wollen, oder? Uns bekehren? Wir sagen, wir bieten ihnen einen Kompromiss an. Die Anführerin wird darauf eingehen. Sie wird mit uns sprechen.«
»Nicht allein.« Eamon schien immer noch skeptisch, was Ardemir zumindest ein geringer Trost war. »Sie werden ahnen, dass wir etwas planen.«
» Damit rechnen sie nicht.« Vinaes Augen wurden wieder lebendiger, leuchteten auf. »Sobald die Nebelpriesterin vortritt wird Grego ... der Grogon neben ihr erscheinen, eine Berührung, und sie ist wehrlos. Der plötzliche Energieverlust wird sie lähmen. Er wird seine Macht kontrollieren, um sie nicht zutöten, und wir legen ihr diese Kette hier um.« Sie zog etwas Blitzendes aus ihrem Wams und hielt es in die Höhe. »Dieser Halsring kann, einmal angelegt, nur noch mit dem passenden Schlüssel abgenommen werden. Vom Schmied in der Siedlung südlich von Acre habe ich den Schattenkristall darin einarbeiten lassen. Der Grogon hält die Priesterin in Zaum, und einer von uns wird ihr diesen Ring umlegen. Von da an ist sie machtlos. Ohne Magie kann sie nichts tun. Sie ist diejenige, die den Nebel schafft, sie ist die Mächtigste. Die anderen müssen abziehen. Wir müssen schnell sein, ja, aber es kann funktionieren.«
»Wir greifen uns also die Anführerin«, gab Ardemir seinen Unglauben kund, »und die anderen nehmen das einfach so hin und verschwinden?«
»Sie können nichts tun«, erwiderte Vinae zufrieden. »Vielleicht unternehmen sie wirklich einen Versuch, die Nebelpriesterin wieder aus unseren Händen zu befreien, aber dann sind unsere Ritter zur Stelle. Ohne Nebel können sie sich nicht verstecken, im einfachen Kampf können sie nicht siegen. Und wir nehmen die Anführerin mit uns, halten sie mit dem Kristall unter Kontrolle und finden heraus, wo das Drachenherz ist.« Sie lachte auf. »Aber das Beste kommt erst.« Plötzlich grinsend sah sie in die Runde. »Ihr wisst doch, die Nebelpriester sichern ihr Vorhaben doppelt ab. Einerseits schicken sie die Drachen aus, um den Schicksalsbaum zu finden und zu vernichten, für den Fall jedoch, dass dies nicht funktioniert, versuchen sie, die Elfen zu bekehren, und töten die Orakel, um den Glauben an das Schicksal zu schwächen und damit den Baum verdorren zu lassen. Wir machen es genauso. Die Nebelpriesterin wird nicht leicht zum Reden zu bringen sein, und deshalb wird der Grogon den anderen Priestern folgen. Wohin auch immer sie sich zurückziehen, wir haben einen Spion dort. Gehen sie zumDrachenherzen, dann wissen wir, wo es ist, planen sie einen Befreiungsversuch, werden wir zuvor gewarnt. Seht ihr, das ist die Lösung für all unsere Probleme. Wir besiegen die Nebelpriester, hindern die Göttin an einer Rückkehr und befreien die Drachen, ohne einen einzigen Tropfen weiteres Blut zu vergießen.«
»Das ist ja alles schön und gut«, ließ sich Eamon mit rauer Stimme vernehmen. »Aber, Vinae, dieser Plan hängt einzig von einem ab: dem Grogon, einem Seelenfresser.«
» Lebens fresser«, konnte sich Ardemir nicht verkneifen
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