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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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schüttelte leicht seinen Kopf. »Nicht alle sind so brave Bürger, wie wir es uns wünschen.«
    »Was ist mit ihnen?« Vinae zeigte auf die Frau und den Jungen. Nefgáld war gerade einmal dreizehn Jahre alt. »Sie haben nichts damit zu tun.«
    »Natürlich haben sie das.«
    »Er ist noch ein Kind!«
    »Ach, Vinae.« Menavor lehnte sich etwas über das Geländer. »Deine Wunden sind noch nicht verheilt, und schon bettelst du erneut um den Kerker.«
    Vinae ließ den Stoff des Umhangs über ihre Hände fallen. Die Abschürfungen der Eisenringe an ihren Handgelenken schmerzten immer noch, aber dies war ein geringer Preis.
    »Wo wir gerade davon sprechen«, fuhr Menavor fort. »Wir konnten die Mirin wieder einfangen. Jeden Einzelnen der kleinen Flattermänner. Es tut mir leid, dass du dir umsonst solche Mühe gemacht hast.«
    »Mir nicht. Lasst Deremir gehen!«
    Menavor lachte. »Woher hast du nur deinen Sinn für Humor?« Er deutete mit seinem Kopf zu Meara. »Von deiner Mutter bestimmt nicht.«
    »Bitte.« Vinae kannte den Fürsten gut genug, um zu wissen, dass er sich nicht würde erweichen lassen, doch wenn sie Deremir schon nicht retten konnte, dann wenigstens seine Familie, auch wenn sie es hasste, solche Kompromisse einzugehen. Die Zeit in diesem von Grausamkeit beherrschten Land hatte sie jedoch gelehrt, dass es nicht anders ging. »Nefgáld und seine Mutter haben nichts damit zu tun.« Sie sah zu Fürst Daeron, der schweigend und mit ausdruckslosem Blick zu ihr herabsah.Die Sonne ließ sein honigfarbenes Haar wie gesponnenes Gold schimmern und verlieh seiner gesamten Erscheinung eine erhabene Ausstrahlung. Eine Täuschung. »Bitte«, flehte Vinae und sah ihm in die Augen. »Er ist noch ein Kind. Fürst Daeron, ich flehe Euch an. Zeigt Gnade.«
    Einen winzigen Augenblick lang flackerte etwas in den braunen Augen des Fürsten auf, ehe er seinen Blick abwandte.
    »Ich bitte dich, Vinae«, ertönte sofort wieder Menavors Stimme. »Da kommen einem doch die Tränen. Sieh meinen Bruder nicht mit so großen Augen an.«
    Vinae atmete tief durch. Sie wusste, dass sie nicht hilfesuchend zu ihrer Mutter blicken musste. Fürst Daeron war ihre einzige Hoffnung, und sie war noch nicht bereit, aufzugeben. »Ich bitte Euch, Fürst Daeron.« Sie beachtete Menavors schweres Seufzen nicht. »Diese Frau und dieses Kind haben nichts getan, verschont sie.«
    »Langweilig.« Menavor nickte den Wachen zu. Gepanzerte Hände packten Vinae an den Armen. »Bringt sie in den Kerker«, befahl der Fürst mit einer flüchtigen Handbewegung.
    »Nein!« Vinae blickte zu Daeron, der sie mit starrem Ausdruck ansah. »Ich bitte Euch, Fürst Daeron. Habt Erbarmen. Sie sind unschuldig. Ich bitte Euch. Fürst Daeron!«
    Die beiden Wachen hoben sie vom Podest, hielten sie jeder an einem Arm fest und trugen sie über den Marktplatz. Ihre Füße baumelten in der Luft, der Schmerz der gepanzerten Griffe fuhr durch ihren Körper, doch Vinae wehrte sich nicht mehr. Sie wollte den Fürsten nicht die Genugtuung einer verzweifelten Szene bieten.
    Während die beiden Elfen sie über die Brücke trugen, die über einem flachen Graben in den Schlosshof führte, nahm der Lärm der Menge zu. Auch der Trommelschlag setzte wieder ein.
    »Lasst mich los!«, zischte Vinae den beiden Wachen zu, die bereits das Schlosstor passierten und sie durch den schattigen Gang unter der Mauer hindurchtrugen, in dem ihre Stimme leer und verloren klang. »Ich kann ihnen noch helfen.«
    »Verzeiht, Herrin Thesalis.« Die Männer beschleunigten ihren Schritt und traten aus dem kühlen Gewölbe in den sonnenbeschienenen Schlosshof. Dieser Hof wurde zu allen vier Seiten von den weißen Gebäuden eingeschlossen, und in deren oberen Geschossen führten prächtige Arkadengänge um das Areal herum.
    Einzelne Elfen, die sich dort oben aufhielten, blieben stehen und blickten herab, doch die meisten Wachen und Bewohner waren diesen Anblick bereits gewohnt und schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit. Vinae Thesalis wurde wieder in den Kerker gebracht. Dieses Bild konnte niemanden mehr erschüttern.
    Der Trommelschlag wurde immer schneller. Dann verstummte er abrupt. Das erneute Aufkreischen der Menge drang vom Marktplatz.
    Vinae schloss einen Moment lang ihre Augen und versuchte, ruhig weiterzuatmen. Sie fragte sich nicht, wie das nur hatte geschehen können.
    Die Wachen trugen sie weiter, eilten über den weiß gepflasterten Hof in die Schatten eines weiteren Bogengangs, durch welchen die Gärten

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