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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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kommen, und das war genau, was die Priesterin brauchte. Der Trank war etwas kompliziert zuzubereiten, doch Vinae glaubte, sich an alles erinnern zu können.
    Hinter ihr öffnete sich die Tür, doch Vinae drehte sich nicht um. Sie rückte das Tuch zurecht, mit dem der geschundene Körper der Frau bedeckt war, und tauchte das mittlerweile warme Leinen wieder in die Schüssel. Dabei fiel ein Schatten auf sie.
    Zuerst dachte sie, ihre Intuition spiele ihr einen Streich, schließlich konnte er unmöglich hier sein, doch sie kannte ihn zu gut, um nicht zu spüren, dass er es war. Sie hätte gleich wissen müssen, dass er einen Weg finden würde, und sie war froh darüber. Hier war sein Platz; endlich war er gekommen.
    »Wer hat dich befreit?«, fragte sie in der Hoffnung, Eamon wäre vielleicht doch zur Vernunft gekommen, als sie das Tuch erneut auf die bläulichen Stellen im Gesicht der Priesterin legte.
    »Der Freund eines Freundes.«
    »Hm.« Vinae übte sanften Druck auf die Wunde aus und strich der Frau eine Haarsträhne zurück. »Wirst du sie mitnehmen?«, fragte sie, und als Nevliin nicht antwortete, wandte sie sich zu ihm um.
    Der Kerker schien ihm nicht geschadet zu haben – äußerlich zumindest; offenbar hatten die Wärter und die Königin auf seinen Stand Rücksicht genommen und ihn gut versorgt. Er sah aus wie immer, und doch wusste Vinae, dass sich für ihn alles verändert hatte. Mit nur einem Blick auf diese Frau wurde entweder etwas in ihm zerstört oder geheilt. Entweder entfernte er sich von allen, denen er etwas bedeutete, oder er kam ihnen näher. Sie war nicht sicher, und ihm schien es ebenso zu ergehen, als er verloren neben ihr stand. Vinae wusste nicht, was er auf sich genommen hatte, um hierherzugelangen, doch jetzt war er hier und sah ins Antlitz seiner einstigen Liebe, die erneut unendlich weit weg war. Was auch immer er ihr vielleicht hätte sagen wollen, musste nun warten, all seine Fragen, Ängste und Gefühle mussten wieder verschlossen werden, denn im Moment konnte niemand etwas tun. Noch nicht einmal Nevliin.
    »Wer hat ihr das angetan?«, fragte er schließlich.
    Seine Arme hingen schlaff an seiner Seite herunter, als wüsste er nichts mit ihnen anzufangen, doch seine Hände waren zu Fäusten geballt. War es der Zorn über seine Gefangenschaft, die Sorge um die Priesterin oder das Bedürfnis, seine einzige Liebe zu berühren, um sicherzugehen, dass sie es wirklich war? War sie es denn? Was dachte Nevliin im Moment? Es war ihm nichts anzumerken.
    Vinae sah ihm in die Augen. »Ist das denn wichtig?«
    Sein kühler Blick blieb auf ihr haften, sollte sie vielleicht zermürben, doch Vinae konnten Nevliins schwarze Augenschon lange keine Angst mehr machen. Nach all den Unterrichtsstunden in der Magie war sie seine ernste Miene gewohnt. Stumm sah sie ihn daher an, ohne mit der Wimper zu zucken, und schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ist es nicht, im Moment.«
    »Du weißt, wie wir sie gefangen nehmen konnten?«
    Nevliin nickte. »Der Grogon.« Er sah sie wieder an. »Wird sie denn wieder ... gesund?«
    Um Nevliin nicht anlügen und eine beruhigende Prognose geben zu müssen, erhob sie sich von ihrem Platz und trat an den Tisch an der gegenüberliegenden Wandseite.
    Hier hatte sie schon einige Kräuter vorbereitet, und ein paar der Ritter würden wohl bald mit den restlichen erscheinen. Dann konnte sie mit dem Stärkungstrank beginnen und, wenn dieser tatsächlich wirkte, endlich zurück nach Acre gehen. Sie wollte verhindern, dass Daeron sie hier fand, denn dann wäre auch das Geheimnis um den Aufenthaltsort der Priesterin gelüftet, und Vinae wusste nicht, ob dies in Händen der Brüder und ihrer Mutter nicht eine sehr gefährliche Wendung herbeirufen konnte. Niemand tat gut daran, den Sonnentaler Machthabern zu vertrauen.
    Vinae warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter zurück und sah, dass Nevliin sich auf ihrem Platz niedergelassen hatte. Schweigend und regungslos betrachtete er das Gesicht der Priesterin, als gäbe es um ihn herum nichts anderes mehr auf der Welt.
    Es war nicht vorstellbar, was in diesem Moment in ihm vorging, doch Vinae meinte, einen Teil seines Schmerzes zu spüren. Sie musste die beiden nur ansehen, um das Band zwischen ihnen zu verstehen, die Sehnsucht und die Qual.
    Niemals zuvor hatte sie etwas Schöneres und zugleich so Grausames gesehen. Die Situation erschien ihr wie ein Bild,eingefroren. Ein Gemälde, das dem Betrachter unter die

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