Elfenkrieg
Fehler begangen.«
Sein Gesicht blieb ausdruckslos, doch dann nickte er nur und nahm sie in den Arm.
Dankbar für diese Geste schmiegte sich Vinae an ihn, doch er war angespannt, stand da wie eine Säule und atmete noch nicht einmal. Was war hier nur los? Das musste endlich aufhören.
»Ardemir«, begann Vinae von neuem und richtete sich wieder auf. »Bitte sag mir, was dich bedrückt. Wir konnten doch immer über alles sprechen.« Verzweifelt warf sie die Hände in die Luft. »Sieh dich doch mal um. Das alles hier ist doch das reinste Theater. Es ist alles so furchtbar, dass es schon wieder komisch wird.«
»Nein, Vinae.« Ardemir trat einen Schritt zurück. »Nichts ist komisch, aber alles ist furchtbar.«
»Und was genau? Was quält dich so sehr?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber ...«
»Vin.« Er fing ihren Blick ein, hob jedoch die Hand, als sie wieder auf ihn zugehen wollte. »Mach es nicht noch schwerer, bitte. Wir sind Freunde, nicht wahr? Wenn irgendetwas hier noch heil ist, dann sag mir, dass es unsere Freundschaft ist. Mehr zählt im Moment nicht, alles andere ist egal. All der Dreck und das Blut. Sag einfach nur, dass sich zwischen uns nichts geändert hat.«
Vinae spürte ihre Beine schwächer werden, doch sie brachte ein abgehacktes Nicken zustande. »Ja«, krächzte sie schließlich. »Nichts hat sich geändert.«
»Danke.«
Ardemir versuchte sich noch einmal an einem Lächeln und ging davon, ohne sich dann noch einmal nach ihr umzusehen.
Vinae wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte, da ihre Freundschaft wiederhergestellt war, oder erschüttert, da er ihren Kuss so einfach ignorierte. Genauso wenig wusste sie im Moment, wohin sie gehen sollte, denn Nevliin wollte sie noch nicht stören. In dieser verlassenen Stadt gab es nicht viel, um die Zeit totzuschlagen, und außer sich um die Priesterin zu kümmern, wusste sie nichts mit sich anzufangen. In Acre hätte sie immer eine Aufgabe gefunden. Sie konnte nur hoffen, dass die Leute dort sie nicht allzu dringend brauchten und während ihrer Abwesenheit nichts Gravierendes geschah.
Ziellos schlenderte Vinae zur Hauptstraße zurück, um vielleicht ein paar Ritter mit ihren Kräutern zu erwischen, und blieb dort abrupt stehen.
Das weiße Kleid war das Erste, was sie wahrnahm, dann die weißen Bänder in den dunklen Zöpfen der kleingewachsenen Frau.
Die Frau stand bei Eamon, und als hätte sie Vinaes Blick gespürt, wandte sie sich plötzlich zu ihr um. Das Lächeln auf dem schmalen Gesicht gefror, und ohne sich weiter um Eamon zu kümmern, kam sie auch schon eiligen Schrittes auf Vinae zu.
Vinae unterdrückte den Drang, sich aus dem Staub zu machen, und sah sich stattdessen nach Begleitern ihrer Mutter um, doch zu ihrem Glück schien es so, als wäre Meara allein gekommen.
»Was fällt dir ein?« Meara packte sie an der Schulter und schüttelte sie einmal heftig. »Du einfältiges Ding, glaubst, du kannst einfach wegrennen, hier die Heldin spielen?« Sie zerrte Vinae von der Straße weg in den Schatten eines steinernen Gebäudes.
Erst da besaß Vinae die Geistesgegenwart, sich loszureißen, so tief saß der Schrecken über das Erscheinen ihrer Mutter. »Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie in einer Mischung aus Wut und Angst. »Wissen die Fürsten ...?«
»Natürlich.« Die braunen Augen schienen Blitze zu schleudern. »Denkt ihr etwa, ihr könntet euch im Sonnental rumtreiben, die Priesterin hierherbringen, und wir würden das allen Ernstes nicht bemerken? Die Königin ist naiver, als ich dachte.«
»Wie habt ihr es herausgefunden?«
»Stell dich nicht dumm, Kind. Die Fürsten wissen, was in ihrem Land vor sich geht.«
»Also ein Verräter.«
Meara lachte auf. »Welch bösartige Unterstellung ausgerechnet von dir. Was ist los? Hast du das Vertrauen in die Elfen verloren?«
Genau das, dachte Vinae bitter, doch um nichts auf der Welt hätte sie diese Wahrheit ihrer Mutter gegenüber zugegeben. »Wenn nicht Verrat, was dann?«, fragte sie.
Meara schmunzelte. »Wir haben einen der Ritter von Lurness abgefangen«, sagte sie und breitete die Hände aus. »Was denn sonst?«
»Niemals.« Vinae sah sich nach Eamon um, der die beiden beobachtete wie ein Schafshirte, der kurz davor war, einen Wolf davonzujagen. »Ein Silberritter hätte niemals geredet«, sagte sie, wieder an ihre Mutter gewandt. »Egal, was ihr mit ihm anstellt, ihr grausamen ...«
»Er hat geredet«, gab Meara einfach zurück. »Bei Daeron reden sie alle, oder
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