Elfenkrieg
führten. Die Leute schienen sich nicht um sie zu kümmern und waren aus irgendeinem Grund besonders angespannt und nervös. Immer wieder deuteten die einen oder anderen hinauf zum Schloss und fragten sich, was wohl los war, doch Ardemir konnte von seiner Position aus nichts als die in der Sonne schimmernden weißen Türme erkennen.
»Da haben wir uns den richtigen Tag ausgesucht«, keuchte Aurün, nachdem sie wieder einmal durch einen unsanften Stoß eines Passanten zwei Schritte zur Seite gestolpert war.
Ardemir nickte und konzentrierte sich auf ein Weiterkommen. Eigentlich hatte er allein hierherkommen wollen, um Vinae zu holen, doch Aurün hatte sich angeboten, ihn zu begleiten. Sie ging Eamon aus dem Weg, so schien es Ardemir, und sie fühlte sich auch in Gegenwart der Priesterin und Nevliins nicht wohl, was Ardemir nur zu gut verstehen konnte. Daspielte es auch keine Rolle, dass die Priesterin immer noch nicht aus ihrem todesähnlichen Schlaf erwacht war. Ihre Gegenwart war eine ständige Gefahr, und da sie für sein Leiden verantwortlich war, fürchtete er noch dazu, ihre Nähe könnte seinen labilen Zustand verschlimmern.
Nach Vinaes und Mearas Abreise hatten sie die Priesterin sofort aus Derial fortgebracht und sich ein sicheres Versteck gesucht. Dort waren jetzt nur noch Eamon, Nevliin, die Priesterin, Ardemir und Aurün. Niemand sonst wusste davon, um das Risiko einer neuerlichen Entdeckung zu vermindern. Die Fürsten durften nicht wissen, wo sich die Priesterin aufhielt, genauso wenig wie Meara, und doch hatte Ardemir das Risiko eingehen müssen, hierherzukommen.
Eamon und auch die anderen fürchteten, der Priesterin mit diesem magieabweisenden Halsband großen Schaden zuzufügen, und daher sollte Vinae nach ihr sehen und sie gegebenenfalls mit Magie heilen. Sie alle wussten, wie hoch das Risiko war, doch niemandem war geholfen, wenn die Priesterin starb oder überhaupt nicht mehr erwachte. Sie hatten lange genug gewartet. Nun mussten sie endlich handeln.
Aus diesem Grund war er hier, um sich heimlich mit Vinae zu treffen, sie noch heimlicher von hier fortzuschaffen und sie zu der Priesterin zu bringen, damit sie etwas gegen deren Zustand unternahm.
Er hatte vorsichtig reisen müssen, um von keinem von Menavors und Daerons Spitzeln entdeckt zu werden, doch um die Priesterin machte er sich im Moment nur wenig Sorgen. Die Priesterin brauchte keine Wachen, denn sie wurde von Nevliin geschützt, und wehe dem Eindringling, der versuchte, sie zu entführen! Kaum einen Moment wich der Ritter von ihrer Seite, wachte Tag und Nacht über sie, und auch wenn er schweigsam wie ein Stein war, konnte ihm jeder den innerenKonflikt ansehen. Eamons Aufgabe, allein in diesem Pulverfass zurückzubleiben, war bestimmt nicht die dankbarste, doch sie hatten keine andere Wahl gehabt. Irgendjemand musste bei Nevliin bleiben, denn ganz allein mit der Priesterin wollte ihn auch niemand lassen. Der Gedanke, er könnte endgültig seinen Verstand verlieren, war nicht sehr weit hergeholt, denn niemand konnte ewig solch ein Chaos in seinem Inneren unbeschadet überstehen.
Ardemir wusste, wovon er sprach, denn er selbst meinte ebenfalls immer häufiger, dem Wahnsinn zu verfallen. Innere Zerrissenheit war wohl das treffendste Wort, und auch wenn er manchmal meinte, alles unter Kontrolle zu haben, traf ihn die Wucht des fremden Zaubers immer wieder in den ungünstigsten Momenten.
Genauso jetzt in dieser zusammengepferchten Meute unter der glühenden Mittagssonne, die nirgendwo heißer als in Acre schien. Ardemir hatte von Menschen gehört und es auch schon einmal gesehen, die in extremer Hitze zu schwitzen begannen, doch von Elfen kannte er dieses Phänomen nicht. Umso beunruhigender waren die winzigen Tröpfchen, die sich für alle sichtbar auf seiner Stirn bildeten und die er ständig so schnell wie möglich wieder abwischen musste, ohne dabei allzu auffällig zu sein.
Auch die ständigen Stöße und Hiebe der umstehenden Elfen taten seinem Gemüt nicht unbedingt gut. Umso froher war er, als sie endlich die Hauptstraße verließen und an den Sonnenplatz kamen. Hier stand die Menge zwar noch dichter beisammen, und bald würden die Elfen auf die Straßen ausweichen müssen, doch Ardemir hatte im Moment ohnehin nur Augen für Vinae, die dort oben auf dem Balkon des Schlosses stand und auf die versammelten Elfen herabblickte. Sie trug wieder eines dieser silberfarbenen Kleider, das in der Sonne wieKristalle funkelte, und auch in
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