Elfenkrieg
erkannte auch Eamon, welcher an Nevliins Seite kämpfte. Sie waren in der Unterzahl, überall um sie herum waren Elfen in schwarzen Waffenröcken mit dem Wappen einer blutroten Schlange auf der Brust. Sie kämpften verzweifelt, doch es waren zu viele. Eamon kämpfte sich zu Nevliin durch. Sie besprachen etwas. Nevliin nickte, drehte sich um und lief direkt in eine Klinge.
Ein Schrei entrang sich Vanoras Kehle. Nein! Das konnte doch nicht sein. Welch sinnloser Tod!
Zitternd betrachtete sie all das Blut auf Nevliins und Eamons Händen, welche die Wunde zuzuhalten versuchten. Doch es war zu spät. Das Bild verschwamm, und die Göttin trat davor.
»Dies ist keine ferne Zukunft«, sagte die Frau, auch wenn Vanora sie kaum hörte. Nevliin sterben zu sehen war mehr, als sie verkraften konnte, auch wenn sie eigentlich auf solch ein Ende hoffen musste, damit er zu ihr gelangte. Doch ihn sterben zu sehen, ohne dass dies sein Schicksal war, ließ sie beinahe die Beherrschung verlieren. Er würde wiedergeboren werden, als jemand anderer leben, ohne Erinnerung an sie. Er würde nicht zu ihr finden und noch eine Ewigkeit als Fremder verbringen, ehe er sein Schicksal erfüllen konnte.
»Wenn du zurückgehst, kannst du ihn retten«, drang die Göttin weiter in sie. »Viel Zeit bleibt dir nicht mehr. Es sind bereits dreißig Jahre seit deinem Tod vergangen. Nevliin wird sterben, bald.«
»Wann genau?«
»Vierundachtzig Jahre nach deinem Tod.«
»So bald?« Vanora sank in die Knie. Dieser Zeitraum war ein Wimpernschlag im Leben eines Elfen. Er würde verlorengehen, weg von ihr. Konnte sie das zulassen?
»Und wenn ich zustimme«, krächzte sie, auch wenn sie immer noch zu verwirrt war, um eine Entscheidung zu treffen. »Was dann?«
»Es gibt ein Volk jenseits des Kontinents, welches mir treu ergeben ist. Mit deren Hilfe wirst du zurückfinden. Sie kennen das Ritual, und sie werden eine Botschaft von mir erhalten. Du wirst zu ihnen gehen und mit ihnen gemeinsam deine Aufgabe erfüllen. Du wirst sie führen und in ihnen treue Verbündete finden. Dann kannst du deinen Liebsten retten.«
»Woher wisst Ihr, dass ich Euch nicht betrüge? Dass ich nicht einfach mein Leben lebe, ohne Eure Forderung zu erfüllen?«
Die Göttin lachte auf, es war ein heller, melodischer Klang und doch für Vanora unsagbar schrecklich. Sie beging einen Fehler, sie spürte es, und doch konnte sie nicht anders.
»Ich bin die Göttin«, sagte die Frau und breitete die Arme aus, um ihre Erscheinung in all ihrer Pracht zu präsentieren. »Du wirst keine Möglichkeit haben, mich zu betrügen.« Sie streckte ihre Hand nach Vanora aus. »Nun, was sagst du? Möchtest du zurück zu den Lebenden?«
Als hätte sie tagelang nicht geatmet, schnappte die Nebelpriesterin nach Luft und fuhr von einer weichen Oberfläche hoch. Irgendetwas hielt sie gefangen, Decken, die sie zur Seite schleuderte, um endlich wieder atmen zu können. Grelles Licht stach in ihre Augen, so dass sie ihre Lider sofort wieder zusammenkniff. Zwei Hände packten ihre Arme, während sie immer noch um Luft rang und sich an ihren Traum zu erinnern versuchte. Doch es war alles fort. Einzig das Entsetzen, welches sie zuletzt im Traum gespürt hatte, war geblieben. Das Entsetzen, einen Fehler begangen zu haben und nicht mehr zurückzukönnen. Das Entsetzen, betrogen worden zu sein.
Jegliche Kraft wich aus ihrem Körper, und ihre Stirn sank gegen die Brust eines Fremden, während die Hände sie immer noch festhielten. Es war ein tröstendes Gefühl, nicht mehr in dieser Leere des Schreckens zu schweben und den Beweis der Realität auf ihrer Haut zu spüren.
Nur langsam beruhigte sich ihr rasender Herzschlag, und sie konnte endlich wieder einen Atemzug nach dem anderen tun, ohne dabei japsende Geräusche von sich zu geben und in die Angst, zu ersticken, zu verfallen. Irgendetwas hatte sie aus einer Welt in die nächste gerissen und sie orientierungslos sich selbst überlassen. Doch langsam konnte sie ihre Sinne wieder sortieren.
Erst dann bemerkte sie die Schraubstöcke, die ihre Oberarme zu zerquetschen drohten. Sie spürte den Schmerz diesesheftigen Griffs und die Härte der Brust, gegen die sie lehnte. Sie hörte den kräftigen, aber gleichmäßigen Herzschlag, welcher mit ungewöhnlicher Heftigkeit dagegen schlug, nahm die reißende Anspannung eines jeden Muskels in dem Körper ihres Gegenübers wahr, und doch war da etwas, das alles andere überschattete.
Ein ihr vertrauter Geruch. Ein
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