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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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Geruch, der, noch mehr als dieses ungewöhnliche Kribbeln in ihren Adern, in ihre Sinne drang und ein ihr längst vergessenes Gefühl in den Tiefen ihres Bauches hervorrief. Es war der Geruch des Winters, der dieser Haut anhaftete und auch der von Metall. Frost, der sich über eine blanke Klinge legte und ihr den Glanz nahm.
    Mit immer noch geschlossenen Augen schmiegte sie ihren Kopf tiefer in das dünne Hemd, das ihre Haut von der des Fremden trennte, um diese Wärme in ihrem Herzen noch deutlicher zu spüren, der Ursache auf die Spur zu kommen.
    Gierig sog sie den Geruch in sich ein und meinte, das erste Mal in ihrem Leben wieder richtig atmen zu können. Sie kannte diesen Geruch, hatte sich schon unzählige Male in ihn geflüchtet, doch wann und wo?
    Sie spürte das kaum merkliche Vibrieren der Brust, während der Fremde zitternd den Atem ausstieß, als hätte er zu lange die Luft angehalten. Es war eine Regung, die ihr hätte entgehen sollen, doch ihre Wahrnehmung war ungewöhnlich geweitet. Es war eine Regung, die ihr allmählich klarmachte, was sie da eigentlich tat.
    Langsam öffnete sie die Augen und blickte auf den hellen Stoff eines einfach gearbeiteten Hemdes. Ihr Blick glitt weiter nach oben über schneeweiße Haut, welche ihr noch einmal den Duft des Winters ins Gedächtnis rief, und weiter über den Ansatz gerader Schlüsselbeine und einen sehnigen Hals, der die Anspannung des Fremden verriet. Sie sah weißblondes Haar,das im Nacken zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden war, und erblickte schließlich ein scharf geschnittenes Gesicht mit angespanntem Kiefer und hervortretenden Wangenknochen. Auch hier war die Haut wie Eis und bis auf eine Narbe auf der linken Gesichtshälfte vollkommen makellos.
    Schwarze Augen wie die seelenlosen Abgründe einer Bestie starrten sie an, und doch fand sie nichts Abscheuliches darin. Nie zuvor hatte sie solch tiefe Spiegel einer Seele gesehen, welchen ein bereits unheimlicher Sog anhaftete. Sie zogen sie an sich, ließen sie wehrlos werden und nahmen sie in sich auf.
    Nein, es stimmte nicht, dass sie diese Augen nicht kannte. Sie hatte sie bereits gesehen. Genauso wie jetzt hatten sie sie angestarrt – in dem Moment, in dem sein Schwert in ihren Körper gefahren war.
    Mit brennender Heftigkeit wurde ihr der zerstörerische Ring um ihren Hals bewusst, und die letzten Ereignisse ihres Bewusstseins kehrten mit einer Woge des Zorns zurück in ihr Gedächtnis.
    »Ich weiß, wer Ihr seid«, krächzte sie durch die ausgetrocknete Kehle und wich langsam von ihm zurück.
    Um sich die immer noch währende Schwäche ihrer Glieder nicht anmerken zu lassen, bewegte sie sich mit besonderer Anmut, welche die Kraftlosigkeit ihres Körpers überspielte. So erschöpft ihre äußere Hülle vielleicht auch sein mochte, ihr Geist war inzwischen wieder hellwach, und diesem entging nichts. Sofort hatte sie erkannt, dass sie sich in einer Höhle befand, von der es nur einen Ausgang gab. Sie selbst lag auf Umhängen und Decken, die wiederum auf Moos und Laub gebreitet waren, um die Härte des Felsen unter ihr zu mindern.
    Am Rande dieses Lagers saß ein blonder Ritter in einfachen Gewändern, wie sie unter einer Rüstung getragen wurden. Doch sie brauchte seine Rüstung nicht, um ihn zu erkennen.
    »Ihr seid Fürst Nevliin von Valdoreen«, stellte sie fest und betrachtete ihn noch einmal von oben bis unten.
    Er war ein schöner Mann, schon recht alt, wie sie wusste, was seinen Augen auch deutlich anzusehen war. Um seinen Mund lag ein harter Zug, welchen ihm die Jahre ins Gesicht geschrieben hatten, genauso wie die Narbe. Diese Narbe ...
    Aus verengten Augen verfolgte sie die Linie von der Stirn durch die linke Augenbraue hinab bis unter den Wangenknochen. Es hatte damals wohl nicht viel gefehlt, und er hätte ein Auge verloren oder auch sein Leben durch ...
    Eiseskälte schoss durch ihre Adern. Ein Blitz krachte durch ihren Kopf und mit ihm das Bild dieses Ritters, der einen Hieb abzuwehren versuchte und dann doch von einer führerlosen Klinge im Gesicht getroffen wurde. Sie hörte einen schrillen Schrei – war dies ihre eigene Stimme? –, das Splittern von Glas und sah nur noch das Blut, das über das einst so schöne Gesicht floss.
    So schnell wie das Bild in sie gefahren war, so schnell verschwand es auch wieder, und jener Nevliin in der Höhle nahm erneut Gestalt vor ihr an.
    »Geht es Euch gut?«, fragte er mit einer für seine Erscheinung ungewöhnlich sanften Stimme. Er streckte seine

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