Elfenkrieg
sollten über ganz Elvion regieren. Das durfte niemals geschehen.
»Ich habe ihm alles gesagt«, flüsterte er zur anderen Seite der Wand. »Ich konnte nichts dagegen tun. Ich habe es versucht, wirklich, aber ...«
»Das spielt keine Rolle mehr.« Die Dringlichkeit ihrer Stimme war verschwunden, und nun sprach nur noch die Müdigkeit aus ihr. »Ardemir, das ist alles nicht mehr wichtig. Wir müssen Eamon warnen. Die Königin soll hingerichtet werden.«
Daerons Worte hallten in seinem Kopf. »Aber zuerst bist du dran«, gab er zurück, wissend, dass die Chancen, aus den Fängen des Sonnentals zu entkommen, diesmal verschwindend gering waren. »Du musst versuchen, zu fliehen.«
»Das ist nicht möglich.«
»Unsinn.« Die Ketten klirrten, als er sich näher an den Spalt in der Wand zu schieben versuchte. »Du kennst dich hier aus. Du kannst entkommen, Eamon warnen und ...«
»Nein, Ardemir.« Ihre Stimme war voller verzweifelter Ungeduld. »Und selbst wenn es einen Weg gäbe, ich lasse dich hier nicht zurück. Ist das Herz erst einmal bei Aurün, kann sie vielleicht etwas für dich tun.«
»Das wissen wir nicht.« Wie gern würde er daran glauben, doch das Fremde in ihm war jeden Augenblick präsent. Ardemir wusste nicht, ob er jemals wieder zurückfinden würde, wenn der Drache erneut über ihn siegte. Mit jedem Mal war es schwieriger geworden, und obwohl er immer noch bereit war, zu kämpfen, verfügte er längst nicht mehr über die notwendige Kraft.
Was auch immer die Priesterinnen mit ihm gemacht hatten,es entfaltete seine volle Wirkung. Jeder Moment, den er hier noch mit Vinae sprach, konnte sein letzter sein.
»Vin«, versuchte er sie daher zu beschwören. »Du bist unsere einzige Hoffnung. Ich bin längst verloren, aber du nicht. Noch lebst du, und solange dein Herz schlägt, bist du eine Waffe gegen die Fürsten.«
»Noch lebst du genauso«, gab sie wütend zurück, was ihn unwillkürlich schmunzeln ließ. »Wir werden heil hier rauskommen, alle beide und ...«
»Hör auf damit, Vin.«
» Und wir werden das Herz und die Drachen retten. Die Fürsten werden dafür bezahlen, Ardemir, und ...«
»Und wie willst du das anstellen?« Er bewegte sich, so dass die Ketten laut klirrten. »Du bist genauso angekettet wie ich. Noch dazu ist meine Zeit längst abgelaufen. Ich werde schwächer, und sie werden mich erneut kriegen.«
»Nein. Ich werde dich nicht verlieren«, sagte sie mit bemühter Entschlossenheit. »Ich habe schon so viele verloren, dieser sinnlose Krieg hat zu viele Opfer gefordert, aber wir werden nicht dazugehören, hast du verstanden? Irgendwann in diesem verfluchten Land muss es doch auch einmal ein gutes Ende geben.«
Ardemir ließ seufzend seine Stirn an den kalten Stein sinken. »Ich fürchte nur, meine Liebe«, meinte er mit geschlossenen Augen, »wir beide sind nicht die Auserwählten, um solch ein Ende zu erleben.«
»Soll das heißen, du gibst auf?«
»Das soll heißen, dass ich begriffen habe, was hier vor sich geht.« Er lachte voller Bitterkeit auf. »Meine Güte, ich wünschte, der Dämon wäre nicht auch schon tot. Er wäre unser einziger Ausweg gewesen.«
»Gregoran starb, weil er in dieser Welt keinen Platz mehrhatte«, sagte Vinae zu seiner Verblüffung völlig ernst. »Es ist jetzt unsere Aufgabe, alles dafür zu tun, dass die Fürsten nicht siegen. Und ob du es hören willst oder nicht – alles hängt von dir ab.«
»Was meinst du damit?«
»Du hast eine Stärke in dir, Ardemir, die uns retten kann. Du musst nur etwas länger durchhalten. Du darfst nicht zulassen, dass sie dich erneut kontrollieren. Nach meiner Hinrichtung musst du ...«
»Nach deiner Hinrichtung?!« Ein stechender Schmerz fuhr durch seine Schulter, als er sich ruckartig nach vorn beugte. »Dazu wird es nicht kommen. Und wenn ich das ganze Schloss zerstören muss. Außerdem besteht noch Hoffnung, dass Daeron wieder zur Vernunft kommt.«
»Das wird er nicht. Er will mich büßen lassen, und in seiner Rage ist er niemals fähig, klar zu denken. Vielleicht bereut er seine Entscheidung eines Tages, aber dann wird es zu spät für mich sein.«
Ardemir atmete ruhig ein und versuchte, sich die Angst bei ihren Worten nicht anmerken zu lassen. Zumindest um ihretwillen durfte er jetzt nicht verzweifeln. »Ich würde ja sagen, ich hab es dir gleich gesagt«, erklärte er. »Die Bösen scheinen nun einmal von dir angezogen zu werden.«
»Und was ist mit den Guten?«, fragte Vinae. »Bin ich auch für die
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