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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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die Augen und schwieg einige Augenblicke, ehe er nach einem Seufzen fortfuhr. »Ich habe sie gesehen, Eamon«, sagte er und sah zu ihm auf. »In Derial. Sie ist mir direkt ins Schwert gelaufen. Ihr Blut war auf meinem Schwert.«
    Der Kloß in Eamons Hals wollte nicht verschwinden. »Du weißt, das ist nicht möglich«, brachte er schließlich heraus. »Sie ist bei den Sternen.«
    Nevliin blickte wieder in die Nacht hinaus. »Es waren ihre Augen. Sie sah mich an. Wie konnte ich wissen, wo sie ist? Mitten im Nebel? Wie konnte ich sie treffen, wenn ich sie nicht gesehen habe? Es ist das Band des Schicksals, das mich zu ihr geführt hat.« Er lachte gequält auf. »Und vermutlich habe ich sie umgebracht.«
    »Du weißt selbst, dass sie es nicht war, Nevliin. Der Nebel, das Feuer. Sie war verschleiert. Es waren Erinnerungen. Ein grausamer Streich deines Herzens.«
    »Weiß ich das?« Er wandte sich Eamon wieder zu. »Werde ich denn wirklich wahnsinnig, Eamon? Glaubst du, ich höre die anderen nicht reden? Was sie über mich sagen? Haben sie denn wirklich recht?«
    »Ich weiß es nicht.« Eamon sah seinen Freund und konnte tatsächlich nicht sagen, welch dunklen Dinge in seinem Kopf vor sich gingen. »Aber ich weiß, du bist stark«, sagte er fest davon überzeugt. »Du wirst wieder zu dir finden. Irgendwann.«
    Nevliin schüttelte den Kopf. »Sieh mich doch an, Eamon. Sieh, was aus mir geworden ist. Du hast recht. In mir ist nichts mehr übrig. Die anderen täuschen sich. Ich bin verloren. Was, wenn ich niemals zu den Sternen kann? Was, wenn meine Seele bereits zerstört ist und nach meinem Tod vergeht?«
    »So etwas darfst du noch nicht einmal denken.« Er packte Nevliin an den Schultern, von einer unbeschreiblichen Angst befallen. Nevliin war immer um so viel mehr gewesen als nur ein Freund, mehr noch als ein Bruder. Niemanden auf der Welt hatte er jemals so geliebt oder gehasst wie ihn. Wo er zu Liadan niemals eine richtige Verbindung gespürt hatte, war Nevliin seine wahre Familie gewesen, sein Seelenbruder. Es hatte sich stets angefühlt, als teilten sie sich so wie die Drachenelfen eine einzige Seele, als wären sie zwei Seiten einer Münze. Und wo Eamon das Licht erhalten hatte, war Nevliin nur das Dunkel geblieben. Zwei Gegensätze, die zusammengehörten und doch nicht miteinander konnten. Schuldlos zu diesen Extremen gezwungen und dem Hass verfallen.
    Natürlich war solch eine Teilung von Seelen ausgeschlossen, und doch war es die einzige Möglichkeit für Eamon, seine Gefühle für Nevliin auch nur annähernd zu beschreiben. Nur wer sich so nahe war, konnte sich dermaßen verletzen. Auch aus diesem Grund war er wohl stets vor ihm weggelaufen, anstatt ihm zu helfen.
    Und nun saß Nevliin hier vor ihm, sein Freund, sein Bruder, so verzweifelt, dass er es selbst spüren konnte. Einen Schmerz, den er niemals hatte erkennen wollen.
    »Deine Seele wird zu den Sternen gehen«, sagte Eamon so entschlossen, wie es ihm durch die zugeschnürte Kehle gelang. »Du gehst zu ihr. Sie wartet auf dich.«
    »Auf wen soll sie warten?« Nevliin schüttelte seinen Kopf. »Du bist weitergegangen, Eamon. Du hast weitergelebt, aber ich bin immer noch da. Gefangen in der Zeit, als mir das Herz entrissen wurde. Ich habe geblutet, ohne mich um die Wunde zu kümmern, und jetzt ist nichts mehr übrig.«
    Eamon verstärkte seinen Griff an Nevliins Schulter und fing seinen Blick auf. »Du wirst zu den Sternen gehen, Nevliin. Du wirst nicht aufgeben oder weglaufen, so wie ich. Das hast du noch nie getan. Du bist ein Kämpfer, und du wirst es zu Ende bringen.«
    »Ich kann nicht mehr.« Die Leere in Nevliins Augen schien in unendliche Tiefen zu führen. »Vierundachtzig Jahre, Eamon. Wie lange will mich das Schicksal noch bestrafen? Noch weitere tausend Jahre?«
    Genau das war Eamons Wunsch. Wie sollte er sich einen schnellen Tod für seinen Freund wünschen? »Es ist gleich, wann dir deine Prüfung gestellt wird, denn du wirst nicht aufgeben. Du gibst dein Leben nicht, um das eines anderen Elfen zu führen. Das bist nicht du, Nevliin. Du bist der Weiße Ritter und gehst als solcher zu den Sternen. Denn niemand sonst hat sich mehr einen Platz dort verdient als du, und er wird dir gewährt werden.«
    Irgendwann.

    Das blonde Haar wehte wie ein goldener Schleier im Wind, welcher kühl vom Meer heraufzog. Reglos saß sie am Abgrund der Steilklippen im Gras und blickte hinaus in diese unendliche Weite des Ozeans. Das gelbe Kleid leuchtete wie die

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