Elfenkrieg
Ardemir die erstaunten Laute der Zuschauer, die einem magischen Künstler bei seiner Vorführung zusahen, der immer wieder Rauchfiguren von galoppierenden Pferden aufsteigen ließ. Aber auch das Klirren von Schwertern zweier Schaukämpfer war zu hören. Dann vermochte er das vertraute Geräusch von Pfeilen auszumachen, die von der Sehne zischten, und er widerstand nur schwer dem Drang, sich am Bogenschießen zu beteiligen. Dass er den Bogen und einen Köcher voll Pfeile am Rücken trug, war am Markttag nichts Besonderes. Einzig Nevliins Schwert mussten sie unter dem Umhang, so gut es ging, verbergen. Es würde sofort als besonders wertvoll erkannt werden. Eamon hatte seine beiden Kurzschwerter bei den Pferden zurückgelassen, trug jedoch einen Dolch am Gürtel.
Natürlich war es dem gemeinen Volk im Sonnental nicht erlaubt, Waffen zu tragen, doch würde ein Schlangenschild sie deswegen behelligen, könnten sie immer noch ihre Herkunft preisgeben. Schließlich war es nicht verboten, einen öffentlichen Markt zu besuchen, und die Fürsten waren der Königin – zumindest nach außen hin – treu ergeben. Sie waren auch mit Sicherheit nicht die einzigen Noblen hier am Markt, und an diesem freudigen Tag nahmen es die Wachen ohnehin nicht so genau, gab es doch die verschiedensten Kampfwettbewerbe.
Ardemir bahnte sich mit Aurün entlang der rechten Seite einen Weg, während Eamon und Nevliin sich nach links durchkämpften. Sie wollten den Markt umrunden und sich dann an der Brücke zum Schloss an der gegenüberliegenden Seite wiedertreffen, in der Hoffnung, Vinae irgendwo unter den Elfen ausfindig zu machen.
Einige wenige Schlangenschilde waren in der Menge auszumachen, die meisten sammelten sich jedoch am Schlosstor, um das Geschehen von dort aus zu überblicken. Ardemir suchte nach einer kleinen Gestalt mit schwarzem Pferdeschwanz und silbernem Haarband in dunkler Kleidung, und je weiter sie erfolglos voranschritten, umso stärker kehrte das flaue Gefühl zurück. Vielleicht saß Vinae ja im Kerker. Oder Schlimmeres war passiert! Vielleicht sollte er bei ihr zu Hause vorbeisehen, auch wenn sie sich eigentlich am Markttag immer in der Stadt aufhielt.
Der Sonnenplatz, wie der kreisrunde Platz auch genannt wurde, war weitläufiger, als Ardemir es in Erinnerung gehabt hatte. Aurün hielt sich dicht an seiner Seite und bemühte sich, auffällig gewissenhaft unauffällig zu bleiben. Sie mitzunehmen war wohl keine sehr kluge Entscheidung gewesen. Ein einziger Besucher, der sie als Drachenelfe erkannte, würde genügen, um einen Tumult auszulösen. Alle wussten vom Verschwinden derDrachen, und hier spazierte nun eine Drachenelfe fröhlich über den Markt. Sie war zwar die Königin, aber sie hätten es ihr trotzdem verbieten sollen.
»Ist sie das nicht?«
Ardemir fuhr aus seinen Gedanken und suchte mit zusammengekniffenen Augen die Menge ab. Sein Blick streifte flüchtig ein auffällig silberfarbenes Kleid, das in der Sonne wie Diamanten funkelte, flog weiter entlang den Ständen, an denen Gebäck angeboten wurde, und glitt zurück zu dem Kleid. Seine Augen drohten aus den Höhlen zu springen, als sich dieser glitzernde Traum mit einem Lächeln herumdrehte, das einen erblinden lassen konnte. Vinae sprach mit einem Elfen und holte dabei ein kleines Kräuterbündel, das mit einer Schleife zusammengehalten wurde, aus dem Korb, der an ihrem Unterarm hing.
Nein, das konnte doch unmöglich Vinae, die Waldelfe, sein. Das schwarze Haar schmiegte sich wie ein Strom der Nacht in sanften Wellen an ihren zarten Hals, floss über die schneeweißen Schultern weiter hinab, bis es sich auf dem silbernen Stoff des Kleides niederlegte, das an ihrer Brust aufwendig geschnürt war. Eine kunstvolle Art der Verschnürung, die seinen Blick länger als nötig verharren ließ, ehe er sich an ein Wort namens Anstand erinnerte.
Das schmale, silberne Haarband funkelte unter den letzten goldenen Strahlen des Tages und betonte den Kontrast zu dem rabenschwarzen Haar.
Ardemir war durchaus bewusst, dass sein Mund offen stand, doch er fühlte sich nicht dazu in der Lage, ihn zu schließen. Jedes Detail ihrer Erscheinung sprang ihn förmlich an. So registrierte er voller Erstaunen, wie wundervoll ihr ungeschmückter Hals aussah, der es nicht nötig hatte, sich mit Edelsteinen zu zieren, oder die gestickte Borte, die ihre schlankeTaille betonte. Vinae trug das Kleid einer angehenden Magierin, das ihren hohen Stand verdeutlichte.
Lachend und mit einem
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