Elfenkrieg
leichten Kopfschütteln reichte Vinae dem unbekannten Elfen die Kräuter, der sich verbeugte und ebenso fröhlich davonging. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hob den Kopf, um sich umzusehen, doch ihr Blick glitt über ihn hinweg. Verborgen unter der Kapuze und durch die Menge geschützt, war er nur einer von vielen Marktbesuchern.
»Soll ich Euch Luft zufächeln?«
Ardemir brauchte noch einige Herzschläge, bis er seinen Blick abwenden konnte, jedoch auch nur, weil Vinae sich umdrehte und auf den Kräuterstand zuging. Er räusperte sich und wandte sich Aurün zu, die ihn ein wenig überragte.
»Ich werde allein zu Vinae gehen«, sagte er aus trockener Kehle. »Ich versuche, sie an einen etwas ruhigeren Ort zu bringen, wo sie uns alles erzählen kann.«
Aurün nickte. »Ich warte mit den anderen in Sichtweite der Brücke.« Sie drehte sich um, hielt dann jedoch noch kurz inne und funkelte ihn mit ihren grünen Augen an. »Lasst Euch ruhig Zeit«, raunte sie grinsend. »Esst Eure Pastete und trinkt Euren Wein. Geht zu Eurem hübschen Mädchen. Wir kommen zurecht.«
Da sie die Königin war – wenn auch nicht seine –, verzichtete er auf die Entgegnung, dass sie sich schleunigst dünnemachen sollte, und schüttelte nur den Kopf, ehe er sich zwischen den schnatternden Elfen hindurchschlängelte.
Er sah Vinae an einem der Kräuterstände stehen, wo sie sich mit der Verkäuferin unterhielt und die bewundernden Blicke und Kommentare des Nebenverkäufers mit einem Lachen abtat. Ardemir trat dicht hinter sie. Sie war eine der wenigen Elfen, die er noch um ein gutes Stück überragte. Eamon hatteihm als Kind tatsächlich eingeredet, er würde noch wachsen, wenn er sich beim Frühlingsregen in den Garten stellte. Nun, es hatte nichts genutzt. Er war nicht über die Größe eines durchschnittlichen Menschen hinausgekommen.
Ardemir beugte sich mit einem Augenzwinkern an die Verkäuferin zu Vinaes Ohr hinab. Es war immer wieder erstaunlich, welch betörenden Duft nach Vanille sie verströmte. »Verzeihung«, raunte er schließlich, was Vinae sofort erstarren ließ. »Ich suche eine kleine Waldelfe. Habt Ihr sie gesehen?«
Die Verkäuferin wandte sich kopfschüttelnd ab und begrüßte einen Kunden, während Vinae ganz leicht ihren Kopf zu ihm drehte. »Zwei Schlangenschilde beobachten mich«, flüsterte sie, »an Seritas Verkaufsstand.«
Die gute alte Serita, dachte Ardemir und richtete sich auf, um unauffällig in Richtung der Weinverkäuferin zu blicken. Tatsächlich befanden sich dort zwei von Daerons Bluthunden, jeder mit einem Becher in der Hand, witzelten mit ein paar Elfen, sahen aber immer wieder zu ihnen herüber.
»Unartig gewesen?«, fragte er und griff an Vinae vorbei, um sich an einer der kostenlos angebotenen Beeren zu bedienen. »Was soll dieser Aufzug?« Er hob eine ihrer offenen Haarsträhnen und begutachtete diese, woraufhin Vinae ihm sofort die Hand wegschlug und zu ihm herumfuhr. Sie sah mit ihren stahlblauen Augen zu ihm auf und versuchte wohl ernst auszusehen, musste bei seinem Grinsen jedoch lächeln. Winzige Grübchen bildeten sich an den Seiten ihrer erdbeerfarbenen Lippen und lösten in ihm das Verlangen aus, mit dem Finger darüber zu streichen – oder mit den Lippen.
»Ich versuche, Daeron zufriedenzustellen«, zischte sie, was den Zauber sofort brach und seine Augenbrauen in die Höhe fliegen ließ.
»Ach?«, knurrte Ardemir und musterte sie.
Vinae verdrehte die Augen. »Ich muss ihn versöhnlich stimmen.« Sie machte mit ihm ein paar Schritte zur Seite, so dass andere Kunden zum Stand gehen konnten. »Meine Mutter und Menavor sind fort. Ich musste ins Schloss ziehen. Daeron hält mich hier fest.«
»Er hält dich ...« Ardemir verstummte, als Vinae auf ihre Hand hinabblickte, die sie zum Korb führte, als suche sie darin etwas in ihren Kräutern. »Was ist das für ein Armband? Es ist magisch.«
»Das ist die Leine, an der mich Daeron hält«, antwortete sie mit Bitterkeit in der Stimme.
»Ich darf die Stadt nicht verlassen. Dadurch«, sie hob noch einmal ihre Hand etwas an und warf ihm einen vielsagenden Blick zu, »stellt er sicher, dass ich gehorche. Er kann mich damit verfolgen, sobald ich die Stadt verlasse.«
Ardemir hatte Mühe, seine Stimme nicht zu erheben. »Dann nimm es ab«, sagte er und hätte es ihr am liebsten selbst sofort heruntergerissen.
»Das würde er auch mitbekommen.« Vinae seufzte und kramte weiter in ihren Kräutern. »Er droht, den Jungen von
Weitere Kostenlose Bücher