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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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Nevliin winkte mit einer ärgerlichen Geste ab. »Es war anders. Sie wusste etwas. Als ich den Würfel vor mir sah, war ich mir sicher, sie hätte die Zerstörung meiner Seele gesehen – oder gespürt. Vielleicht war es nur eine Ahnung ihrerseits, doch ich war mir sicher, dass es mein Ende sein würde.«
    »Doch das war es nicht.«
    »Noch nicht.«
    Eamon drehte sich zur Seite, um ihn anzusehen. »Was meinst du damit?«
    »Meine Seele – der Würfel fügte ihr keinen Schaden zu.« Er lachte bitter auf. »Zumindest keinen größeren, als er nicht bereits vorhanden war. Doch danach ... Liadan muss etwas davon gewusst haben.«
    »Das ist schwer vorstellbar.«
    »Ich bin mir sicher.«
    »Dann solltest du sie vielleicht fragen.«
    Nevliin wandte sich ihm zu. »Es ist besser für alle, wenn ich das nicht mache.«
    »Irgendwann wirst du ihr vergeben.«
    »Wie gesagt. Es ist keine Sache des Verzeihens. Ich will sie einfach nicht in meiner Nähe haben.«
    Eamon nickte. Er würde nicht weiter daran rühren, wo er doch selbst mehr als achtzig Jahre vermieden hatte, mit seiner Schwester zu sprechen. Noch dazu glaubte er nun endlich zu wissen, was der wahre Grund dafür war, dass Nevliin Liadan mied.
    Er hatte Angst vor ihr. Er fürchtete, sie könne tatsächlich etwas über seine Seele wissen oder über seinen Tod. Er fürchtete, dass sie ihm seine wahnwitzige Angst bestätigte, die ihm einredete, niemals zu den Sternen zu können. Immer noch fürchtete er, seine Seele wäre zerstört, und Eamon wusste nicht, wie er ihm das ausreden konnte.
    »Dann wirst du weiterhin hier stehen und nach Antworten suchen«, sagte er daher nur und deutete zum letzten rötlichen Schein am Horizont. »Es gibt schlechtere Orte, um seinen Gedanken nachzuhängen.«
    Eamon beobachtete das ferne Glühen des Sonnenuntergangs. Es war das erste Mal, dass er mit jemandem über den Krieg sprach, der daran beteiligt gewesen war. Die Geschichtenfür die Menschen waren mehr ein Märchen gewesen, doch mit Nevliin darüber zu sprechen war zugleich auf sonderbare Weise niederschmetternd wie auch befreiend.
    So oft hatten sie hier oben gestanden. Schon als Nevliin ein Kind gewesen war, hatten sie in den Wald geblickt und die Baumjäger auszumachen versucht, von denen es mittlerweile kaum mehr als eine Handvoll gab. Nevliins Gedanken zum Sinn all dieser Kämpfe erschienen ihm plötzlich nicht so fern, wie sie vielleicht sollten. Jetzt, wo sie hier standen, Jahrhunderte später und zerschlagen. War es das wert?
    »Die Drachen werden erneut angreifen«, griff Nevliin das im Moment wichtigste Thema auf. »Es wird eine weitere Schlacht geben.«
    »Ja, ich rechne damit.« Der Gedanke an einen Kampf verursachte Eamon Übelkeit. Die Erinnerungen an den Krieg waren immer noch viel zu deutlich in seinem Gedächtnis. Das Geräusch seiner Schwerter, wenn sie Panzer durchbrachen, das Beben in seinen Händen. Der Gestank nach Blut und Tod. Die Angst.
    »Nur gegen wen werden wir kämpfen?«, fragte Nevliin. »Und wofür? Das Schicksal?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Natürlich nicht. Ich frage mich nur, wieso ich mein Schwert überhaupt noch heben soll. Dort draußen ist jemand, der sich gegen die Macht des Schicksals wehrt. Der es zerstören will, so dass es uns nie wieder ein Ende aufzwingen kann.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wechsle ich die Seiten.«
    Eamon drehte sich nun ganz zu ihm um, doch Nevliin sah ihn nicht an, sah weiterhin in die Ferne.
    »Das würdest du nicht tun«, sagte Eamon schließlich, doch Nevliins Antwort war nur ein weiteres Schulterzucken.

Es war kaum mehr als ein etwas besser geratener Abstellraum. Die feuchten Wände waren bis obenhin von Regalen bedeckt, auf denen sich gläserne Behältnisse unterschiedlichster Formen und Größen befanden. Natürlich mit hauptsächlich giftigem Inhalt. Der Holztisch, über den Vinae sich lehnte, hatte auch schon einmal bessere Zeiten erlebt, denn nun war er von Brandund Säurespuren gezeichnet, die ihm ein eigentümliches Muster aus Hell und Dunkel verliehen hatten.
    Es war schwer, im fahlen Licht der Miranlampen zu arbeiten, doch ihre Augen hatten sich bereits an den silbernen Schein der Glaskugeln gewöhnt.
    »Und jetzt langsam die Essenz der Seelilie«, sagte Daeron neben ihr und reichte ihr das entsprechende Fläschchen.
    Vinae blickte von dem köchelnden Heilsud auf, der einen solch bestialischen Schwefelgestank verströmte, dass sie beide einen Atemschutz trugen. Das dunkle Stofftuch bedeckte

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