Elfenkrieg
Daerons Mund und Nase, so dass sie nur die bernsteinfarbenen Augen sehen konnte, doch auch so erkannte sie sein Lächeln.
Natürlich war es nicht nötig, sich vor den Dämpfen dieses Mittels zu schützen, da sie in keiner Weise giftig waren, doch so fiel es ihnen leichter, zu atmen, ohne dem Drang, fortzulaufen, nachzugeben.
Vinae war bereits das dritte Mal mit Daeron in seinem Giftkämmerchen, und er brachte ihr die Herstellung und Rezepturen von Heilmitteln bei, die sie bisher noch nicht gekannthatte. Es gab wohl niemanden in ganz Elvion, der sich auf dieses Gebiet besser als Daeron verstand. Auch wenn er diese Gabe zumeist leider aus falschen Gründen nutzte.
Es war ungewohnt, ihn bei seiner Arbeit zu beobachten, noch dazu, da es zur Abwechslung einmal keine Gifte waren. Er wirkte konzentriert und ging völlig darin auf. Sein Wissen über die verschiedensten Wirkungen von Kräutern und Pflanzen war bewundernswert. Vinae war froh, von ihm lernen zu dürfen. Dieses Interesse war wohl ihre einzige Gemeinsamkeit, doch wieso sollte sie nicht davon profitieren? So wie in diesem Moment, wo er ihr die Zubereitung eines Tranks beibrachte, der hohen Blutverlust ausgleichen konnte. Er würde Verwundete kräftigen, bis sich deren Blut neu gebildet hatte.
»Wie viel davon?«, fragte sie, als sie das Fläschchen entgegennahm und den Verschluss herauszog.
»Vier Tropfen.« Daeron lehnte sich weit zu ihr und beobachtete ihr Schaffen, ehe er zufrieden nickte. »Und jetzt muss es abkühlen«, erklärte er und ließ mit einer Handbewegung die Flammen unter der Schale erlöschen, die, eingeschlossen in einem steinernen Behältnis, gebrannt hatten. »Die nächsten Zutaten dürfen nicht mit Hitze in Berührung kommen. Wenn du nicht so lange warten willst, kannst du auch Magie anwenden.«
Vinae zuckte mit den Schultern. »Ich bin ungeduldig«, sagte sie lachend und hob ihre Hand, die sie über das dampfende Gebräu hielt. Mit Hilfe der Magie des Wassers, die ihre Augen einen Moment lang einen silbernen Schimmer annehmen ließ, brachte sie die Flüssigkeit auf Zimmertemperatur.
»Knitterzweige«, fuhr Daeron schließlich fort und reichte ihr ein Bündel spröder Holzstäbchen. »Du musst sie so klein wie möglich zerbrechen und mit der Tinktur vermischen.«
Vinae nahm die Zutaten entgegen. »Ich möchte mich nochbei Euch bedanken«, sagte sie und warf Daeron einen kurzen Blick von der Seite zu, während sie die Zweige in ihren Händen zerbröselte. »Für Euer großzügiges Geschenk.«
»Du hast also Meister Sril getroffen?«
»Ja, bevor ich zu Euch gekommen bin. Ich gestehe, ich habe mich sofort in diese weiße Dame verliebt. Sie ist einfach märchenhaft – es gibt keinen Falken, der ihr an Schönheit gleichkommt.« Vinae hielt mit ihrer Arbeit inne und drehte sich zu ihm herum. »Vielen Dank, Fürst Daeron«, sagte sie ehrlich, denn der Anblick des freudestrahlenden Meister Sril war Gold wert gewesen. Er würde reichen Lohn für den Unterhalt dieses prächtigen Tieres erhalten, auch wenn die Freude mit Sicherheit von der Gewissheit herrührte, dass er sich nicht von dem Falken trennen musste. Ihr Verlust hätte ihn getroffen, das war ihm anzusehen gewesen.
»Ihr habt so wundervoll zusammen ausgesehen«, sagte Daeron, als sähe er das Bild tatsächlich vor sich. »Ich wusste, du würdest sie haben wollen.«
»Ihr seid sehr großzügig, Fürst.«
Daeron nickte. »Ich würde dir alles schenken, Vinae. Das weißt du doch.«
»Ich weiß.« Mit flauem Gefühl im Magen wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Das ungezwungene Beisammensein wurde plötzlich von einer Schwere erdrückt, die sie bereits gefürchtet hatte. Auf solch engem Raum mit ihm zusammen zu sein war ein Risiko, doch sie hatte einfach nicht widerstehen können, sich in der Heilkunde fortzubilden. Die letzten beiden Male war auch alles gut verlaufen, und so würde auch diesmal nichts aus dem Ruder laufen.
»Was muss ich jetzt tun?«, fragte sie, ohne aufzublicken.
»Dies ist der schwerste Part.« Daeron kramte in einem der Regale und hielt kurz darauf einen daumenhohen Krug in derHand. Dieser sah aus wie von Kobolden oder für Kobolde gefertigt, wobei das Messing keinen Hinweis auf den Inhalt gab. »Du musst genau die Reihenfolge einhalten«, erklärte er weiter, als er ihr das Behältnis reichte. »Dies sind die Sporen der Schuppenpilze, vermischt mit dem Blut einer Grottentänzerin. Magie liegt darin, und machst du etwas falsch, kann es verheerende
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