Elfenkrieg
»Wie ist das ...«
»Nein. Ich habe ihn nur etwas gekühlt, was ihm wohl geholfen hat.«
»Trotzdem eine Art von Heilung.«
»Verflucht, das tat weh«, keuchte unterdessen Ardemir und versuchte sich aufzusetzen. Er warf einen kurzen Blick auf seine Brust hinab und stieß erneut unzählige Flüche aus. »Das ist nicht mehr lustig.«
»Da hast du verdammt noch mal recht.« Eamon packte seinen Vetter an den Schultern und zog ihn hoch. »Was war das eben?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Du weißt es! Es ist dir nicht zum ersten Mal passiert.«
Der flüchtige Schrecken, der über Ardemirs Gesicht gehuscht war, bestätigte diese Annahme, und auch Nevliin sah noch düsterer zwischen dem zerfetzten Hemd und Ardemirs Gesicht hin und her.
»Seit wann?«, fragte Nevliin schließlich und trat blitzschnell einen Schritt zur Seite, als Ardemir einfach an ihm vorbeigehen wollte. »Seit wann?«, wiederholte er noch einmal inseiner kalten Ruhe, doch Ardemir drehte sich diesmal einfach um und stieg von der anderen Seite in den Sattel des Pferdes.
»Liadan erwartet uns«, sagte er und deutete in Richtung Weltentor. »Die Königin . Wollt ihr hier ewig herumstehen und sie warten lassen?«
Eamon ging auf ihn zu. »Wenn mit dir etwas nicht in Ordnung ist«, versuchte er Ardemir zur Vernunft zu bringen, »dann musst du uns ...«
»Ach, lasst mich doch in Ruhe.« Ardemir schlug die Fersen in den Bauch des Hengstes, der unwillig mit den Vorderbeinen hochstieg, dann jedoch lospreschte und zwischen den Bäumen verschwand.
»Was war das nur?«, fragte Eamon mehr sich selbst als die anderen, während er seinem Vetter reglos hinterherblickte. »Was kann einen so zurichten?«
Er erinnerte sich an die vielen Krankheiten, mit denen er in der Menschenwelt konfrontiert gewesen war, und daran, was diese mit einem Körper machten, doch Elfen wurden nicht krank. Die einzige Möglichkeit, die ihm dazu einfiel, war Magie.
Nur an Vanora hatte er bereits einmal Ähnliches gesehen. Ihr Gesicht und ihre Arme waren unter der Magie von schwarzen Adern durchzogen gewesen, und ein Blick in Nevliins Augen bestätigte, dass ihm soeben dieselbe Erinnerung gekommen war.
»Die Magie des Feuers?«, fragte er daher, an den Ritter gewandt, der sich ebenso in den Sattel schwang. »Welchem Element ist Ardemir zugehörig?«
»Der Luft«, antwortete Nevliin und deutete zurück zur Stadt Acre. »Es könnte aber auch Gift gewesen sein. Wir waren eben bei Daeron. Hat Ardemir dort vielleicht etwas gegessen oder getrunken?«
»Das haben wir alle«, erwiderte Eamon, der nun ebenfalls wieder auf dem Pferd saß und sich mit den anderen in Bewegung setzte. »Zudem war es mit Sicherheit nicht das erste Mal. Das habe ich deutlich in Ardemirs Blick gesehen.«
»Nein. Er muss wissen, was es war. Aber die Magie des Feuers kann in ihm niemals so stark sein. Er ist ein Dunkelelf und einem anderen Element zugehörig. Es sei denn, ein Magier des Feuers verursacht es.«
Eamon drehte sich zu ihm um. »Welcher Lichtelf fällt dir dazu ein? Meara ist genauso wie ich der Erde zugehörig.«
»Sie gebietet aber über alle vier Elemente«, entgegnete Nevliin. »Außerdem wären da noch die Fürsten.«
Eamon seufzte. »Wenn wir Vinae und ihrem unbekannten Freund trauen können, haben sie nichts mit alldem zu tun. Aber so seltsam es auch ist, denke ich bei Feuer immer an Drachen.«
Nevliin drehte sich zu ihm um. »Beim Angriff auf Derial«, überlegte er. »Ein Silberritter hat etwas in Ardemir gesehen. Bei der Heilung. Ich werde mit ihm sprechen.«
»Tu das. Wir müssen wissen, was mit ihm los ist.«
»Nun, was auch immer es war«, meinte Aurün, als sie zum Felsturm an der Lichtung deutete. »Die Antwort kann uns nur Ardemir geben. Vielleicht holen wir ihn noch ein.«
Doch das taten sie nicht. Ohne die geringste Spur von ihm kamen sie in Sincara an, der Stadt vor Lurness, in der sich das Weltentor befand.
Ardemir war bei ihrem Eintreffen bereits bei Liadan gewesen und hatte beteuert, nicht zu wissen, was mit ihm vorging. Sein Versprechen, sich von einem Heiler behandeln zu lassen, nahm Eamon nicht ernst, doch sie konnten nichts tun, solange Ardemir nicht selbst zu ihnen kam. Eamon war jedoch fest entschlossen, nicht lange tatenlos Ardemirs Leiden zuzusehen.Falls es – was auch immer es gewesen sein sollte – noch einmal vorkam, würde er ihn zu Antworten zwingen.
Doch jetzt suchte er erst einmal Frieden und einen Ort, an dem er seine Gedanken sortieren konnte.
Vom
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