Elfenkrieger (Mithgar 02)
seiner ungerechten Notlage über das Gesicht – im Stich gelassen und allein saß er in der Falle, ohne Freunde, ohne Hilfe, es gab niemanden, der ihn retten konnte, und eine schreckliche Bestie war bereit, ihn zu verspeisen…
… Und dann sah er im Schatten der großen Höhle im hinteren Teil des Gesimses seine gestohlenen Satteltaschen liegen, unbewacht und ganz offenbar von dem Ungeheuer unbeachtet.
Aiko schaute nach oben. Über einem langen Abschnitt leicht zu erkletterndem Fels baumelte ein Seil von oben herab, und noch höher, über einem gleichartigen Abschnitt, baumelte noch eines – ein Seil, das obere, war hundert Fuß lang, das andere fünfzig. Sie hatten nicht genug Seil für den ganzen Weg bis hinunter zum Wasser mitgenommen, sondern vielmehr geplant, einen Teil des Weges frei zu klettern. Nur an den Stellen, die sie schwierig fanden, ließen sie ein Seil zurück.
Aiko schaute unter sich. Burel hatte das Ende des nächsten Seilabschnitts beinah erreicht, während Delon sich bereits weiter unten an einem anderen Seil herunterließ. Wenn Aiko an der Reihe war, würde sie am Seil heruntergleiten und es dann mitbringen.
Wieder schaute sie nach oben und an der hohen Felswand empor. Der Rückweg würde ganz sicher schwieriger sein als der Weg nach unten. Und dass sie dann Arin bei sich haben würden, machte alles noch schwieriger, denn die Dara war ungeübt im Klettern.
Als sie an die Dylvana dachte, krampfte sich ihr Herz zusammen, denn die Gefahr, der ihre Herrin sich stellen musste, war unvorhersehbar groß, und die Ryodoterin glaubte, sie müsse bei ihr sein und die Dara mit ihren Schwertern beschützen. Doch Aiko war nicht an der Seite der Dylvana, sondern bereitete stattdessen ihre Rettung vor.
Mit Dara Arin nach oben zu klettern, würde eine Erleichterung sein, denn das würde bedeuten, dass sie noch am Leben war.
Doch was, falls sie nicht kam, wenn die Ebbe ihren Tiefststand hatte? Dann würde der Aufstieg lang und kummervoll werden, denn das würde bedeuten, dass sie gescheitert war.
Aiko schüttelte den Kopf, um sich von allen derart trübsinnigen Gedanken zu befreien, und schaute wieder nach unten. Burel hatte sich vom Seil gelöst und traf die nötigen Vorbereitungen, die verbliebene Ausrüstung zu Delon abzuseilen.
Aiko hakte sich am Doppelseil ein und machte sich an den weiteren Abstieg.
»Was ist das?«, fragte Egil. Das Weiß funkelte im Laternenschein, während er die gewaltige Spalte betrachtete, die nach rechts steil in bodenlose schwarze Tiefen abfiel und nach links einen weißen Steilhang bildete.
»Eis«, sagte Ferai. Ihr Atem bildete eine weiße Wolke, und ihre Stimme hallte in der Höhle wider.
»Eis? Hier im Berg?«
»Vom Gipfel, würde ich meinen«, sagte Arin. »Diese breite Spalte muss bis zur Spitze des Drachenhorsts reichen.«
Egil nickte und beobachtete, wie sein Atem Wölkchen bildete. »Kein Wunder, dass es in dieser Höhle so kalt ist.«
Ferai hielt ihre Laterne hoch. »Der Gang setzt sich hinter dieser Spalte fort. Ich kann ihn auf der anderen Seite gerade noch erkennen.«
»Wie kommen wir hinüber?«, fragte Egil.
Ferai beäugte die Spalte. »Ich glaube nicht, dass wir es über den Fels auf der rechten Seite schaffen. Es ist ein Überhang, und ich kenne mich nicht gut genug aus, um es dort zu probieren. Also führt unser Weg über das Eis oder gar nicht weiter.«
Egil knurrte, während er ein Werkzeug aus seinem kleinen Rucksack holte. »Und ich habe Delon für verrückt gehalten, weil er uns gesagt hat, wir sollten eine Eisaxt mitnehmen.«
Ferai machte sich am Gürtel ihres Kletterharnischs zu schaffen und brachte schließlich einen Gesteinsnagel zum Vorschein. Sie wählte einen dünnen Riss aus, trieb den Nagel hinein, brachte einen Schnappring an der Öse an und zog ein Seil durch den Ring.
»Sichert mich ab«, sagte sie. »Ich muss unterwegs Vertiefungen für Hände und Füße ins Eis hauen.«
Egil nahm die Seilrolle so in die Hände, dass er das Seil langsam nachlassen konnte. Er schlang es sich über die Schulter und über den Rücken und stemmte sich gegen eine Ausbuchtung. »Ich bin so weit…«
Alos beobachtete Raudhrskal. Der Drache war mit der Betrachtung der Kletterer beschäftigt. Der alte Mann zog verstohlen eine Lederflasche aus einer der Satteltaschen, entkorkte sie und nahm einen tiefen Schluck vom Branntwein darin.
»Das Gestein unter uns ist ziemlich brüchig«, rief Delon. »Ich weiche nach links
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