Elfenkrieger (Mithgar 02)
Eifer nur Gier stecken konnte. Meine Frage war eine Falle, denn ich wusste die ganze Zeit, dass die Schatulle leer ist. Ich kann nichts darin erspüren. Ha! Falls ihr damit gerechnet haben solltet, dass sie voller Schätze ist, habt ihr euch getäuscht. Was den Kraken angeht« – Raudhrskals Schwanz schlug vor Erregung hin und her – »so spüre ich seine Anwesenheit ebenfalls, was für jemanden meiner Macht äußerst verdrießlich ist.«
Delon verbeugte sich tief vor dem Drachen. »Ihr habt unsere kleine Täuschung durchschaut, o Mächtiger. Und wenn die Schatulle auch leer ist, so wird sie doch den Anspruch der edlen Ferai auf die Baronie belegen. So bieten wir Euch den Handel dennoch an: die Gesellschaft eines Kraken für Euch und eine leere Schatulle für uns.«
Der triumphierende Blick des Drachen strich über alle Gefährten. »Also gut, ich nehme an. Falls und wenn ihr den Kraken von unten herauslockt, überlasse ich euch die silberne Schatulle. Aber gebt wohl Acht: Wenn es euch nicht gelingt, ist euer Leben verwirkt.«
Als die Sonne den Horizont berührte, lagen alle außer Alos, der sich abseits hielt, auf dem Bauch und lugten über die Kante des Vorsprungs in die Tiefe. Egil flüsterte Delon zu: »Gut gemacht, Delon. Jetzt verstehe ich, warum Ihr ein Barde seid, wenn Ihr einen Drachen mit nichts als Eurer Stimme einwickeln könnt.«
Ferai, die neben Delon lag, murmelte: »Die Baronie Alnawald, wie? Du kannst so gut lügen, Liebster. Als der Drache dir befahl, die Wahrheit zu sagen, dachte ich schon, wir wären erledigt, aber deine Zunge ist wahrhaft sehr flink und glatt wie Honig, mein Herz.«
Ferais Lob ließ alle schmunzeln… alle außer Aiko, die nach unten zeigte und sagte: »Die Wand ist zwar steil, aber es gibt viele Spalten und Vorsprünge. Wir dürften keine Schwierigkeiten haben, nach unten zu klettern und eine Stelle zu finden, die zur Rettung geeignet ist.«
»Und der Drache sagt, dass die Spalte direkt unter uns ist, genau unter dieser Stelle?«, fragte Ferai.
Burel grunzte eine Bestätigung.
»Wie Alos fragen würde: Können wir Raudhrskals Wort trauen?«
Delon sah Ferai an. »In diesem Fall würde ich das bejahen. Es liegt in seinem Interesse, uns die Wahrheit zu sagen, sonst bekommt er nicht, was er begehrt.«
»Ah, die Macht der Liebe«, sagte Egil grinsend.
Aiko spürte, wie sie errötete.
Delon, Burel und Aiko verbrachten den Abend damit, sich auf ihren frühmorgendlichen Abstieg vorzubereiten und Seile und Ausrüstung zu sortieren, denn wenn die Ebbe ihren Tiefststand erreichte, musste unten vor der Spalte alles zu Arins Rettung bereit sein. Arin, Egil und Ferai fügten ihrer Kletterausrüstung zusätzlich Laternen hinzu, denn sie würden durch den Berg nach unten steigen und daher Licht brauchen.
Als sie fertig waren, betteten sie sich auf dem Sims zur Ruhe, obwohl sich der Schlaf erst kurz vor dem Ende der Nacht einstellte. Doch selbst in den wenigen Augenblicken seines Schlummers hatte Egil einen bösen Traum, und Arin drückte ihn fest an sich, denn nicht einmal die Anwesenheit eines Drachens hatte Einfluss auf Ordrunes üblen Fluch.
»Weh mir«, jammerte Alos, dessen Gesicht in der letzten Stunde vor Morgengrauen vom Laternenschein erleuchtet wurde. »Ihr könnt mich doch nicht einfach mit dem Drachen allein lassen. Er wird mich verschlingen wie ein leckeres Häppchen, wenn Ihr weg seid.«
»Wie ein sehniges, zähes Häppchen, meint Ihr«, sagte Ferai mit einem mutwilligen Grinsen.
Arin wandte sich an den alten Mann. »Alos, Ihr könnt weder die Felswand herunterklettern noch durch den Berg herabsteigen. Ich möchte, dass Ihr stattdessen hier Wache haltet.«
»Wache?«, ächzte Alos. »Ich soll Wache halten? Was bewache ich denn?«
»Sollten wir scheitern, muss jemand den Magiern davon berichten.«
»A-aber, Dara, wenn Ihr scheitert, wird der Drache alle anderen töten.«
»Trotzdem, mein Freund, solltet Ihr überleben, möchte ich, dass Ihr Zeugnis ablegt über das, was wir hier und heute versucht haben.«
Ferai befestigte eine letzte Seilrolle an ihrem Gürtel. »Was bringt Euch zu der Annahme, dass er nicht einfach wegläuft?«
»Anders als bisher«, sagte Alos mit zitternder Stimme, »werde ich meine Schiffskameraden in Zeiten der Not nicht im Stich lassen.«
»Ach, richtig«, knurrte Ferai. Sie sah den alten Mann an, dem die Tränen über das Gesicht liefen. »Ach, Alos, es tut mir Leid. Ich bin nur etwas nervös, weil ich gleich in eine
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