Elfenkrieger (Mithgar 02)
ganz oben gelangen, um die Schriftrolle zu bekommen. Das wird nicht leicht werden, denn die Mauern sind gut bewacht.« Egil drehte das Pergament zu sich und zeichnete einen Lageplan von Ordrunes Festung, soweit er sich daran erinnerte.
Während er zeichnete, fragte Ferai: »Und wenn wir den Turm nicht finden? Vielleicht ist er gar nicht in der Schlangenbucht.«
Bevor Egil antworten konnte, sagte Aiko: »Dann nehmen wir einen nach dem anderen aus der Stadt gefangen, bis wir jemanden finden, der weiß, wo er ist.«
»Aber wir müssen vielleicht sehr viele Gefangene machen, bevor wir einen finden, der uns Auskunft geben kann«, protestierte Arin. »Und was machen wir dann mit ihnen?«
Aiko sah Arin ungerührt an und sagte schließlich: »Wir dürfen keinen am Leben lassen, der den Magier warnen könnte.«
»Aber das wäre kaltblütiger Mord an Unschuldigen«, sagte Arin.
»Pah!«, schnaubte Alos. »Es gibt keine unschuldigen Kistaner.«
Arin sah Alos an und schüttelte den Kopf. »In dem Punkt seid Ihr im Irrtum, mein Freund. Ein Volk mag noch so verdorben sein, doch es gibt immer auch Unschuldige darunter.«
Alos schnaubte wieder und fragte dann: »Sogar unter den Rûpt?«
Arins Augen weiteten sich, als er diese Frage stellte, und sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
Egil beendete seine Skizze und sagte: »Hoffen wir einfach, dass sich die Notwendigkeit nicht ergibt, Gefangene machen zu müssen.« Er schob die Skizze in die Tischmitte und fuhr fort: »Viel hängt davon ab, was wir vorfinden, wenn wir dort ankommen, aber das hier weiß ich über Ordrunes Feste.«
Delon betrachtete die Zeichnung und tippte dann mit dem Finger auf das Pergament. »Gibt es Fenster in diesem Turmzimmer?«
»Vier. Unvergittert«, sagte Egil. »Je eins für die vier Himmelsrichtungen.«
»Nun, dann seht Euch das an«, sagte Delon mit dem Finger auf der Karte. »Der Turm befindet sich in einer Ecke der Festungsmauern. Die Wallböschung scheint nicht außen herum zu verlaufen, sondern folgt nur der Innenmauer. Wenn das stimmt, können wir diese Außenmauer vielleicht unentdeckt erklimmen und durch ein Fenster eindringen. Natürlich nur, wenn sie groß genug sind.«
»Für Burel könnte es etwas eng werden«, sagte Egil, »ansonsten, glaube ich, passen wir alle hindurch.«
»Ich nicht«, sagte Alos. »Ich sagte Euch doch, ich kämpfe nicht gegen einen Magier. Ich werde einfach im Boot warten. Es gibt viele Orte, wo wir die Breeze verstecken können. Schließlich ist die ganze Insel ein Dschungel, und viele Flüsse münden in der Bucht. Wir folgen einfach einem von denen und bringen das Schiff in ein Versteck.«
Egil brummte zustimmend, dann sah er sich in der Runde um. »Wer hat Erfahrung im Erklimmen von Türmen?«
Delon sagte: »Es dürfte auch nicht anders sein, als Felswände in den Bergen emporzuklettern, und ich habe schon viele steile Berge erklommen.«
Aikos Blick war schwer zu deuten, als sie sagte: »Ich habe schon im Krieg Mauern erstürmt.«
Burel sah sie überrascht an und sagte dann: »Im Tal des Tempels bin ich oft in den Felswänden herumgeklettert.«
»Ich habe keine Felswände erklommen«, sagte Ferai, »aber schon viele Hausmauern. Ein Turm dürfte in dieser Beziehung keinen Unterschied machen. Aber wenn doch, braucht mir nur jemand ein Seil herunterzuwerfen, dann bin ich im Nu oben.«
»Das gilt auch für mich«, sagte Arin.
Delon wandte sich an Ferai. »Du hast Hausmauern erklommen? Als Teil deiner Ausbildung im Zirkus?«
Ferai sah ihn mit unergründlicher Miene an, blieb aber stumm.
»Also schön«, sagte Egil, »dann hätte ich einen möglichen Plan: Einige klettern voraus und werfen den anderen Seile herunter. Wenn wir uns bereitmachen, in die das Turmzimmer einzudringen, gehen die besten Kämpfer zuerst: Aiko, ich, Burel und Delon. Sollte Ordrune in der Kammer sein, oder wir finden welche von seinen Lakaien, töten wir sie. Wenn keine Gefahr mehr besteht, öffnet Ferai die Truhe, und Arin sucht die Schriftrolle. Die anderen stehen Wache.«
»Und dann machen wir, dass wir wegkommen?«, fragte Delon.
»Auf demselben Weg zurück«, bestätigte Egil nickend. Er schaute in die Runde und alle nickten.
»Schön und gut«, sagte Aiko. »Nun lasst uns einen anderen Plan überlegen. Einen, wo wir zum Beispiel über die Mauer klettern anstatt den Turm empor…«
In den nächsten zwei Tagen zerbrachen sie sich den Kopf, wie sie ungesehen in die Bucht gelangen konnten, überlegten sich
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