Elfenkrieger (Mithgar 02)
oder jene über den Göttern – tatsächlich für das Leben verantwortlich sind, dann haben sie es erschaffen, um unterhalten zu werden. Und darin liegt unser Sinn: eine gute Vorstellung zu liefern.«
Burel sah Ferai an, doch sie zuckte nur die Achseln, und so wanderte sein Blick weiter zu Arin.
Die Dylvana räusperte sich. »Wir können nicht wissen, was den Höchsten vorschwebte, als sie alles in Gang gesetzt haben. Vielleicht ist jeder von uns nur ein unbedeutendes Glied in einer langen Kette, die sich von einem bescheidenen Anfang bis zu einem gewaltigen Ende spannen soll. Aber wo diese Kette beginnt, kann ich nicht sagen. Ich kann auch nicht sagen, an welcher Stelle sie steht, oder wo sie enden wird, falls sie überhaupt einmal endet, denn ich weiß nicht, was in den Köpfen derjenigen vorgeht, die das erste Glied geschmiedet haben. Aber jeder von uns ist nur ein Glied zwischen Vergangenheit und Zukunft, und ich kenne niemanden, der sagen könnte, was diese Kette letzten Endes bezwecken soll. Ich glaube, dass Ferai auf diese Frage die richtige Antwort hat.«
Delon wandte sich staunend an Ferai. »Was hast du denn gesagt, mein Schatz?«
»Ich habe gar nichts gesagt«, antwortete Ferai. »Ich habe lediglich die Achseln gezuckt, denn ich kenne den Sinn des Lebens schlicht und einfach nicht.«
»Ganz recht«, sagte Arin. »Ganz recht.«
»Den Karten zufolge beginnen hier die Gewässer der Piraten«, sagte Egil. »Also haltet die Augen offen, und wenn Ihr ein Segel sichtet…«
»Ein kastanienfarbenes Segel«, warf Alos mit hoher, vor Anspannung schriller Stimme ein.
»Ah, ja, ein kastanienfarbenes Segel, tja, dann ruft alle an Deck und macht Euch bereit, unsere Segel zu reffen.«
»Unsere Segel zu reffen?«, fragte Ferai. »Warum das?«
»Dann sind wir schwerer zu entdecken«, erwiderte Egil. »Wir liegen ziemlich flach im Wasser, und ein nackter Mastbaum ist nur schwer auszumachen. Aber sollten sie ihn trotzdem sichten, können wir die Segel binnen zwanzig Herzschlägen wieder hissen.«
»Sind wir schneller als die Piraten?«, fragte Delon.
Egil zuckte mit den Achseln und sah Alos an. Auf dessen Oberlippe hingen Schweißtropfen, und er fauchte: »Bei Adons Männlichkeit, woher soll ich das wissen?«
Egil wandte sich wieder an Delon. »Vielleicht machen sie sich nicht die Mühe, uns zu verfolgen, wenn sie sehen, dass wir nur eine kleine Schaluppe und kein fetter Kauffahrer sind.«
Aiko zeigte auf Burel und Arin und sagte: »Sollten sie in unsere Nähe kommen, müssen sie sich zuerst mit unseren Pfeilen auseinander setzen, und ich weiß, wie gut Dara Arin mit dem Bogen ist, und ich weiß auch, wie gut Burel und ich damit sind. Sollte sie das nicht aufhalten, bekommen sie eben unseren Stahl zu spüren, wenn wir sie entern.«
»Wenn wir sie entern?«, fragte Delon und brach dann in Gelächter aus.
Die anderen fielen ein, alle bis auf Alos, der an der Ruderpinne saß und heftig schnaufte und keuchte.
Zwanzig Tage und zwanzig Nächte war die Breeze bei gutem wie bei schlechtem Wetter über das Avagonmeer von Sabra nach Westen gesegelt. In dieser ganzen Zeit hatten sie nur ein einziges anderes Schiff gesehen und absolut kein Land, nicht einmal eine winzige Insel. Doch in der Abenddämmerung des zwanzigsten Tages, als der Wellengang noch hoch war vom Sturm des Vortags, sahen sie endlich Land unter der dünnen Sichel eines Neumonds am westlichen Horizont, eine düstere Silhouette, wie die schwarzen Wolken eines sich zusammenbrauenden Gewitters.
»Da ist sie«, sagte Egil. »Die Insel Kistan.«
19. Kapitel
Arin betrachtete den dünnen Neumond, dessen Sichel nun langsam hinter die dunkle Silhouette Kistans glitt. »Alos, ich habe mich entschieden: Wir müssen die Einfahrt in die Bucht in der Nacht versuchen. Seid Ihr dem gewachsen?«
Alos fiel die Kinnlade herunter. »Seid Ihr verrückt?«
Aiko beugte sich in der Dämmerung vor, sodass sie Nase an Nase mit dem alten Mann stand. Die Augen der Ryodoterin funkelten, als sie zischte: »Beantwortet die Frage!«
»Es wird Nacht sein, Dara. Pechschwarz. Wenn wir dort ankommen, wir es nicht einmal Mondlicht geben.«
»Genau, es wird dunkel sein, Alos«, gab Arin ihm Recht, »aber gibt es eine bessere Zeit, ein Schiff unbemerkt in die Bucht zu bringen?«
»Hört zu, ich habe es Euch schon einmal gesagt, ich kann die Breeze nicht durch die Fangzähne steuern, wenn ich sie nicht sehen kann. Das kann niemand.«
»Und wie ich Euch schon einmal gesagt habe,
Weitere Kostenlose Bücher