Elfenkrieger (Mithgar 02)
das Genick brach.
Aiko griff durch die Gitterstäbe, zog den Kessel zu sich heran und bewegte den eisernen Henkel so lange hin und her, bis sie ihn aus den Ösen ziehen konnte, dann reichte sie ihn durch die Gitterstäbe an Ferai weiter.
Ferai klemmte die eiserne Spitze des Henkels in einen Spalt zwischen zwei Steinblöcken und verbog sie zu einem Haken. Rasch führte sie das hakenförmige Ende in das Schlüsselloch ein, und Augenblicke später – klick! – war die Tür geöffnet.
Sie ging von Zelle zu Zelle und öffnete jedes Schloss, Aikos zuerst, Alos’ zuletzt.
Die eisenbeschlagene Außentür war noch unverschlossen. Vorsichtig zogen die Gefährten sie einen Spalt weit auf. Der Schlüsselring baumelte immer noch am Riegel, und der Wachraum dahinter war leer.
Aiko sah Egil fragend an.
»Vielleicht sind sie in der Messe und essen«, flüsterte Egil.
Lautlos schlichen sie weiter zur Rüstkammer, und siehe da, auf einem Tisch lagen ihre Waffen und ihre Ausrüstung.
»Irgendwas stimmt hier nicht«, knurrte Aiko.
Während sie sich bewaffneten, ging Delon zurück und holte Alos. Er trug ihn auf den Schultern, da der alte Mann vollkommen weggetreten war.
Sie nahmen so viele Laternen, wie sie finden konnten, und folgten Egil eine Steintreppe empor. Auf ebener Erde angelangt, spähten sie vorsichtig in den Hof. Ein Halbmond hing tief im Westen, und in den umliegenden Schatten war nichts zu sehen, obwohl auf den von Fackeln beschienenen Mauern Wachen patrouillierten.
Wieder knurrte Aiko etwas und schüttelte den Kopf, aber sie enthielt sich einer lauten Bemerkung und hielt mit Burel Wache an der Tür, während Arin, Egil und Ferai Lampenöl auf den Holzboden gossen.
Ferai zündete es an, und dann rannten sie in die Nacht hinaus, Delon immer noch mit dem bewusstlosen Alos auf den Schultern.
Als sie den Schatten der Mauer erreichten, ertönte ein Horn, und Drökha gaben lauthals Alarm, denn aus dem Gebäude hinter ihnen quoll Rauch. Mit viel Geschrei und Getöse eilten Spaunen von den Wehrgängen, während andere aus dem Hauptgebäude gerannt kamen. In der allgemeinen Verwirrung sah niemand die sieben, die in entgegengesetzter Richtung zu den Wehrgängen liefen und dann über die Mauer kletterten, wobei nun Burel Alos’ zusätzliche Last trug, während sie im fahlen Mondlicht an den Seilen herabglitten.
Dann rannten sie durch die Serpentinen zum unbewachten Pier, wo einige die Segel der dort vertäuten Dau in Brand setzten, während die Übrigen die Breeze zum Auslaufen bereitmachten. Dann füllte die leichte, meerwärts wehende Brise die Segel der Schaluppe, und die Gefährten ließen die brennende Festung hinter sich zurück.
In seiner Turmkammer beobachtete Ordrune, wie die Schaluppe im rötlichen Licht der Flammen davonsegelte. Wenn auch unvorhergesehen, so war es doch kaum oder gar nicht von Bedeutung, dass die Festung brannte und die Segel seines Schiffs in Flammen standen, denn ansonsten lief alles genau nach Plan.
24. Kapitel
Während schreiende Chun das Feuer im Hauptgebäude bekämpften und andere Drökh und Ghok die Serpentinen zur brennenden Dau herunterliefen, ging Ordrune einen der Wehrgänge entlang zu seinem Turm. Dort angelangt, beschritt er die Wendeltreppe zu den tiefer gelegenen Räumen und folgte ihr nach unten, bis er schließlich in eine Kammer trat, in deren Schatten Handschellen, Ketten, Riemen, Tische, Gestelle, Haken, Messer und ähnliche Gerätschaften lagerten. Dies war ein Raum voller Echos vergangener Folter und Qualen, ein Raum, wo gequälten Seelen ihr inneres, astrales Feuer entrissen und zu schändlichen Zwecken missbraucht wurde.
Ordrune durchquerte diese Schreckenskammer und ging zu einer Eisentür, die mit drei massiven Metallbalken verriegelt war, einer Tür, durch die das Geräusch langsamen, monströsen Atmens und süßlicher Aasgeruch drang. Als der Schwarzmagier sich dem massiven Portal näherte, prallte etwas Massiges gegen das Eisen, sodass die Tür erbebte, und die Balken krachten… und ein wütendes Gebrüll ertönte.
Ordrune hauchte ein einziges Wort, und Wut und Geschrei auf der anderen Seite der Tür legten sich. Dann nahm er einen der schweren Balken nach dem anderen weg, öffnete die Tür und trat in den Gestank dahinter.
Dort sah er sich einem monströsen geflügelten Wesen aus uralten Zeiten gegenüber, dessen flatternde Schwingen ledrig und schwarz waren. Aus jeder Schwinge ragte ein säbelartiger Sporn nach vorn, der lange Schnabel war
Weitere Kostenlose Bücher