Elfenkrieger (Mithgar 02)
den alten Mann in Ruhe!«
Die eisenbeschlagene Tür schlug ebenso zu wie das Guckfenster, und Alos’ Gekreisch und Ordrunes finsteres Gelächter waren plötzlich wie abgeschnitten.
Vollkommen verzweifelt sank Egil auf den Steinboden und flüsterte: »Ordrune, komm zurück. Nimm mich stattdessen.«
Aiko kauerte sich hin, nahm ihren Holzlöffel und fing an, den Steinboden mit dem Griff zu bearbeiten.
Egil schaute mit verzweifeltem Blick auf. »Wir müssen hier raus, sonst wird das Schicksal, das meine Mannschaft ereilt hat, auch…« Er geriet ins Stottern und verstummte, obwohl alle wussten, was er meinte.
»Ferai«, rief Arin, »könnt Ihr diese Schlösser öffnen?«
»Das kann ich, wenn ich irgendein brauchbares Werkzeug habe«, sagte Ferai. »Aber im Moment bin ich hilflos.«
Burel wandte sich an Egil. »Wann bringt der Wärter das Essen?«
»Habt Ihr bereits Appetit?«, fragte Delon. »Auf Drökh-Kost?«
Doch Egil beachtete seinen Einwurf nicht, sondern erwiderte: »Spät. Nach Sonnenuntergang, glaube ich. Wenn sie selbst essen, bringt ein Wärter den Gefangenen Grütze.«
»Vielleicht hat er etwas, das Ferai als Dietrich benutzen kann«, sagte Burel.
»Ach so«, sagte Delon.
»Falls wir uns befreien können… Nein, vielmehr, wenn wir uns befreit haben«, sagte Ferai, »werden wir Waffen brauchen.«
Aiko unterbrach ihre Tätigkeit, mit dem Stiel des Holzlöffels über den Steinboden zu schaben. »Als sie die Tür geöffnet haben« – sie zeigte auf die eisenbeschlagene Tür am Ende des Ganges – »konnte ich so etwas wie einen Wärterraum dahinter sehen. Da gibt es bestimmt Waffen.«
»Augenblick mal«, sagte Egil und sprang auf. »Hinter dem Wärterraum ist eine Rüstkammer… oder wenigstens war da eine, als ich zuletzt hier war.«
»Wenn wir also aus diesen Zellen heraus sind und durch die Tür da«, sagte Aiko, »haben wir die Möglichkeit, uns in den Besitz von Waffen zu bringen und zu fliehen.« Sie nahm ihr Schaben mit dem Holzlöffel wieder auf.
»Wir müssen immer noch durch eine Festung, in der es von Drökha wimmelt«, sagte Delon.
»Und zu Ordrunes Hafen, wo die Breeze jetzt vertäut ist«, fügte Egil hinzu.
»Wenn wir das Schiff nicht aufgeben und stattdessen durch den Dschungel fliehen«, sagte Burel.
Egil wandte sich an Arin. »Ist es Tag oder Nacht, Liebste?«
»Es ist früh am Vormittag«, erwiderte sie, mit der Sicherheit in der Stimme, die ihr durch ihre elfische Gabe verliehen wurde, immer zu wissen, wo Sonne, Mond und Sterne gerade standen.
Egil knurrte und sagte: »Dann haben wir, glaube ich, von jetzt bis morgen Zeit, um unsere Flucht zu bewerkstelligen, denn Ordrune tötet immer nur ein Opfer pro Tag. Er wird sich erst morgen ein neues holen.«
»Willst du damit sagen, dass Alos…?«
»Ja, Liebste. Das ist Ordrunes Art.«
»Ach, Chier.« Arin schlug die Hände vors Gesicht.
Ferai sah Arin an und warf dann einen Blick in Alos’ leere Zelle. Schließlich sagte sie: »Also schön, lassen wir seinen Tod nicht ungenutzt verstreichen. Angenommen, ich bekomme etwas in die Finger, womit ich uns befreien kann, was dann? Wie gehen wir dann weiter vor?« Sie wandte sich an Burel. »Welche Möglichkeiten haben wir, mein gläubiger Freund? Welchen vorherbestimmten Weg werden wir einschlagen?«
Burel grinste trocken und wandte sich dann an Egil. »Ihr wart schon einmal hier, Egil. Wozu würdet Ihr raten?«
Egil holte tief Luft und sagte dann: »Tja, vorausgesetzt wir können uns befreien und bewaffnen, würde ich Folgendes vorschlagen…«
Wie Arin sagte, war es fast Sonnenuntergang, als ihre Überlegungen durch gedämpften Gesang von jenseits der eisenbeschlagenen Tür unterbrochen wurden. Das Guckfenster öffnete sich, und ein Drökh blickte in den Gang, während der lärmende Gesang nun sehr viel lauter hereinschallte. Dann wurde die Tür aufgestoßen, und zwei Drökha schleiften einen alten Mann herein, der aus vollem Halse sang:
»Einst segelte Snorri Borri weit übers Meer, Das Gold und den Branntwein liebte er sehr. Vor seinen vier Weibern war er auf der Flucht und wurde in allen Ländern gesucht. Doch Snorri der Rote war mutig und schlau, Zum gewaltigen Mahlstrom trieb er die Dau. Dort hauste die schöne Mystische Maid Und machte willig die Beine breit Sie seufzte beglückt beim Seemannsverkehr, Und Snorri Borri hatte einen Sohn mehr.«
Es war Alos.
Sturzbetrunken.
Die Drökha öffneten Alos’ Zelle und stießen ihn hinein, und der Alte torkelte
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