Elfenkrieger (Mithgar 02)
gefangen nehmen lassen und mit zurückgebracht, um ein Exempel an ihnen zu statuieren. Sie sollen bei Sonnenuntergang hingerichtet werden.«
»Ha«, schnaubte Delon. »Hinrichtungen werden der Piratenplage auch kein Ende bereiten. Diese Männer stammen aus einer Nation, die eine lange Tradition der Seeräuberei pflegt: Kistan – die unzähligen kleinen Buchten und Höhlen im Dschungel bieten ihnen hervorragenden Schutz.«
»Die Piraten sind momentan nicht unsere Sorge«, sagte Egil. »Wir haben ein ganz anderes Anliegen.« Er wandte sich an Arin. »Wollen wir gehen?«
Sie machten sich auf den Weg zum Caer.
Während sich der Nebel in der Morgensonne langsam auflöste, gingen sie durch eine Stadt, deren steinerne Gebäude größtenteils dicht gedrängt nebeneinander standen, obwohl es da und dort auch freistehende Häuser gab. Schmale Straßen und Gassen wanden sich hierhin und dorthin, und das Kopfsteinpflaster war mehrfarbig. Viele Erdgeschosse beherbergten Geschäfte, über denen sich Wohnungen befanden. Hinter Glasfenstern waren die Waren von Handwerkern und Künstlern ausgestellt. Hutmacher, Kupferschmiede, Töpfer, Juweliere, Weber, Gerber, Schuster, Böttcher, Schneider, Möbelschreiner und viele mehr boten so ihre Produkte feil.
Delon blieb vor dem Schaufenster eines dieser Geschäfte stehen. »Ich muss mich mit einer Garnitur guter Lederkleidung eindecken. Sehr wahrscheinlich werde ich so etwas brauchen, ehe dieses Abenteuer vorbei ist.«
Aiko sah ihn fragend an. »Werdet Ihr darauf bestehen, dass Eure Kleider zu Eurem Gürtel passen? Wenn ja, habe ich eine Feder für Euren Hut.« Delon grinste, während Aiko hinter vorgehaltener Hand kicherte, und Egil schallend lachte. Arin schmunzelte nur und zog Egil dann weiter. Die anderen folgten dem Paar.
Es waren nicht viele Fußgänger unterwegs, und schwere Pferdefuhrwerke klapperten durch die Straßen. An einer Stelle mussten Arin und ihre Gefährten stehen bleiben, als ein Wasserkarren sich um eine sehr enge Kurve manövrierte. Auf ihrem weiteren Weg wurden solche Fuhrwerke zu einem häufigen Anblick, denn Pendwyr war eine Stadt ohne Brunnen, und Wasser wurde aus den Schächten und Quellen der Prärien von Pellar herangeschafft.
Praktisch alle Gebäude der Stadt waren mit Ziegeldächern gedeckt, die mit Regenrinnen und Abflüssen ausgestattet waren, welche so geschickt angelegt worden waren, dass sie das Regenwasser in Zisternen ableiteten, wo es gespeichert wurde. Dieser Vorrat wurde durch das Wasser aus der Prärie ergänzt.
Dank der Lage Pendwyrs regnete es jedoch oft in der Stadt, und die Bewohner mussten sich nur sehr selten gänzlich auf das Wasser aus der Prärie verlassen.
Die Gründung einer Stadt mit so knapp bemessenen Wasservorräten war ein Zufall der Geschichte, denn Pendwyr war Haus für Haus gewachsen, da Kaufleute und Handwerker sich auf der Landzunge niedergelassen hatten, um in der Nähe der Festung zu sein. In der eigentlichen Bastion hatte der König Quartier genommen, nachdem die Stadt Gleeds nahe der Mündung des Argon von den Chabbainern dem Erdboden gleichgemacht worden war.
Doch weder Arin noch Egil noch Delon noch Aiko wussten, wie Pendwyr entstanden war. Sie schlenderten größtenteils schweigend durch die Stadt und nahmen den allgemeinen Reichtum ringsumher in Augenschein.
Sie schlenderten an Läden und Geschäften vorbei, an Gasthäusern und Tavernen, Cafés und Teestuben, an großen Häusern und kleinen Plätzen, an Gemüsehändlern, Heilern und Kräutergeschäften. Mehrmals überquerten sie offene Marktplätze, wo Fisch, Geflügel und Fleisch, Gemüse, Obst und Brot, Webteppiche, Blumen und vieles mehr feilgeboten wurden. Doch Arin und ihre Gefährten blieben nicht lange stehen, um die Waren zu begutachten, obwohl Egil anmerkte, dass sie hier alle Einkäufe würden tätigen können, um die Vorräte auf ihrem Schiff zu ergänzen.
Sie gingen weiter und passierten schließlich ein Tor in einer hohen Steinmauer, welche über die gesamte Breite der Landzunge verlief. Jenseits der Mauer standen die offiziellen Gebäude der Stadt. Hier gab es ein großes Gerichtshaus; ein Gebäude, in dem die Stadtgarde und das Gefängnis untergebracht waren, eine Feuerwache, eine Bibliothek, eine ganze Reihe von Universitätshallen, und hier befanden sich auch die Ämter der Regierung des Reichs. Auf ihrem Weg durch diesen Teil Pendwyrs hörten sie irgendwann ein lautes Thnk!, und am Ende einer Seitenstraße konnten sie auf einem großen
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