Elfenkrieger (Mithgar 02)
begegnet ist, die mit mir zum Schwarzen Berg geritten sind.«
»Prophezeiung?« Revor holte tief Luft und seufzte. »Dara, der Hochkönig hält keine Frettchen.«
»Gibt es welche in Pendwyr?«, fragte Delon.
Der Haushofmeister schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Ich fürchte, wenn Eure Aufgabe von Euch verlangt, ein Frettchen des Hochkönigs zu finden, werdet Ihr eine Enttäuschung erleben.«
Aiko meldete sich zum ersten Mal zu Wort. »Hat der Hochkönig überhaupt irgendwelche Tiere?«
»Er hält Hunde in Zwingern«, erwiderte Revor, der staunend ihrem fremden, melodiösen Akzent lauschte. »Und er hat Jagdfalken.«
»Können wir einen Blick darauf werfen?«
Revor blies die Backen auf. »Ich werde eine Führung veranlassen, obwohl Ihr keine Wiesel, Frettchen, Hermeline, Marder oder ähnliche Tiere darin finden werdet.«
»Hat Bleys irgendwo sonst noch Käfige?«, fragte Egil.
Revor zuckte die Achseln. »Vielleicht in der Feste Challerain, obwohl ich sehr überrascht wäre, wenn Ihr dort ein Frettchen finden würdet.«
Der Haushofmeister schaute von einem zum anderen. »Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?« Keiner antwortete, und Revor erhob sich, warf sich Hut und Mantel über und nahm seine Satteltaschen. »Dahinter steckt sicher eine interessante Geschichte, und ich wollte, ich könnte sie mir anhören, aber auf mich wartet ebenfalls eine dringende Aufgabe.«
Während der Haushofmeister sie zur Tür führte, sagte Delon: »Ihr könntet doch noch etwas für uns tun, Lord Revor.«
Revor sah ihn an und hob eine Augenbraue.
Delon sagte: »Ihr könntet uns die Erlaubnis gewähren, mit den Insassen des Gefängnisses zu reden.«
»Huah«, knurrte der Haushofmeister. »Bis auf ein paar Trunkenbolde soll der Rest bei Sonnenuntergang aufgeknüpft werden.«
Delon zuckte die Achseln. »Trotzdem…«
Revor schnaubte abfällig, doch dann weiteten sich seine Augen. »Ah, ich verstehe. Das Gefängnis ist auch ein Käfig des Hochkönigs. Gewiss.«
Dann runzelte Lord Revor die Stirn, als habe er eine flüchtige Eingebung, jedoch keine genaue Erinnerung. Doch ehe er darüber nachdenken konnte, trat ein Page ein. »Lord Revor, ich soll Euch sagen, dass Euer Schiff Euch erwartet.«
Revor entließ ihn mit einer Handbewegung. »Ja, ja, mein Junge. Ich bin gleich da.«
»Wo wir gerade von Schiffen reden, Lord Revor«, fügte Delon hinzu, während sie die Gemächer des Haushofmeisters verließen, »wir hätten auch gern die Erlaubnis, mit Gefangenen an Bord von Schiffen reden zu dürfen.«
Der Haushofmeister schüttelte den Kopf. »Die Bilgen sind samt und sonders leer, denn alle Gefangenen sind im Kerker. Ich werde Euch einen Passierschein für das Gefängnis besorgen.« Revor rief einen Soldaten der Königsgarde zu sich und gab ihm Anweisungen, dann verabschiedete er sich von seinen Gästen und marschierte mit seinen Satteltaschen zur Brücke des Caer.
»Nun, in einer Beziehung hatte Lord Revor auf jeden Fall Recht«, sagte Delon. »Frettchen gibt es in keinem dieser Käfige.«
Sie standen vor den Vogelkäfigen des Hochkönigs. Die Vögel trugen keine Haube, ihr Geschüh war frei, und ihre schwarzen Augen funkelten sie an.
»Ha!«, blaffte ihr Begleiter, ein älterer Soldat. »Ein Frettchen würde von diesen Schönheiten zerrissen werden. Seht Euch nur diese Krallen an und diese Schnäbel: Welches Frettchen könnte denen widerstehen?« Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf die Zwinger, wo die Hunde aufgeregt hin und her liefen und die Fremden ankläfften, die vorbeigegangen waren. »Noch würde sich ein Wiesel lange zwischen den Hunden behaupten«, sagte der fast kahlköpfige Mann.
»Nun denn«, sagte Egil, »dann bringt uns in das Gefängnis, wo die Kapitäne der Piraten schmachten.«
Der Soldat schaute zur Sonne, die eine Handspanne über dem Horizont stand. »Die schmachten nicht mehr lange«, sagte er. »Bald werden sie alle am Ende eines Seils baumeln.«
Sie verließen die Käfige und Zwinger und gingen an den Stallungen vorbei und dann die Hauptstraße entlang zum Gefängnis. Aus der Seitenstraße, an deren Ende die Galgen standen, drang das Getöse einer großen Menschenmenge. Arin schaute angewidert auf das Spektakel. »Menschen und der Karneval des Todes«, murmelte sie.
Egil nahm ihre Hand, während sie zum Kerker schritten. »Kannst du behaupten, die Elfen wären anders?«
Sie sah ihn fragend an.
»Ich meine, die Lian stellen immer noch die Überreste der erschlagenen
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