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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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David wacher. »Wo willst du denn hin?«
    »Ich muss zu Tamani, David. Ich muss es wenigstens versuchen.«
    »Du willst zu eurem Grundstück fahren? Wie willst du denn dahin kommen?«
    »Mit dem Bus? Es fährt doch bestimmt auch sonntags einer über den Highway 101, oder?«
    »So kommst du vielleicht bis Orick, aber wie weit ist es dann noch zu eurem alten Haus?«
    »Ich kann mein Fahrrad im Bus mitnehmen. Von der Bushaltestelle sind es nur zwei Kilometer oder so; dafür brauche ich keine zehn Minuten.«
    David seufzte. »Ich wünschte, ich hätte meinen Führerschein schon.«

    Laurel lachte, darüber jammerte er oft. »Noch zwei Wochen, David, die hältst du auch noch durch.«
    »Darum geht’s nicht. Ich würde gerne mitkommen.«
    »Das geht nicht. Wenn er dich sehen würde, käme er vielleicht gar nicht zum Vorschein. Er war nicht gerade begeistert, als er hörte, dass ich dir von der Blüte erzählt habe.«
    »Das hast du ihm gesagt?«
    Laurel wickelte das Telefonkabel um ihr Handgelenk. »Er hat mich gefragt, ob ich es irgendwem erzählt habe, und ich habe es geradewegs ausgespuckt. Er hat was – Überzeugendes. Als könnte man ihn nicht anlügen.«
    »Das gefällt mir nicht, Laurel. Es könnte gefährlich werden.«
    »Du bist der, der die ganze Woche gesagt hat, dass er recht hatte. Er hat gesagt, er ist wie ich. Wenn er mir in allen Punkten die Wahrheit gesagt hat, warum sollte er diesbezüglich lügen?«
    »Und was ist mit Barnes? Wenn der da ist?«
    »Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben. Noch gehört das Grundstück uns.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, Mom hat gestern noch davon gesprochen.«
    David seufzte und es war still in der Leitung.
    »Bitte! Ich muss dahin. Ich muss mehr herausfinden.«
    »Gut. Unter einer Bedingung – du erzählst mir, was er gesagt hat, wenn du wieder zurück bist.«

    »Alles, was geht.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich weiß ja nicht, was er mir sagen wird. Was soll ich machen, wenn es um ein großes Elfengeheimnis geht, das ich nicht ausplappern darf?«
    »Na gut, dann eben alles außer dem größten Geheimnis auf der Welt, wenn es denn eines gibt. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Laurel?«
    »Ja?«
    »Sei vorsichtig. Sei ganz besonders vorsichtig.«
     
    Nachdem sie ihr Fahrrad an einen kleinen Baum angeschlossen hatte, warf Laurel sich den Rucksack über die Schulter. Sie ging an dem leeren Blockhaus vorbei und zögerte am Waldrand, wo mehrere Wege im Dickicht verliefen. Sie wählte den Pfad, auf dem er sie beim letzten Mal getroffen hatte. Dieser Plan erschien ihr so gut wie jeder andere.
    Als sie bei dem großen Stein am Bach angekommen war, schaute Laurel sich um. Kaum saß sie an dem schönen Wasserlauf, wurde sie ganz ruhig und glücklich. Einen Augenblick lang hätte sie am liebsten einfach eine Stunde lang dagesessen, um dann nach Hause zurückzukehren, ohne mit Tamani gesprochen zu haben. Es war so nervenaufreibend, mit ihm zu reden.
    Aber sie konnte jetzt nicht kneifen. Nach einem tiefen Atemzug schrie sie: »Tamani?« Doch statt von
den Felsen widerzuhallen, schienen die Bäume ihre Stimme zu schlucken, sodass sie sich sehr klein vorkam. »Tamani?«, rief sie wieder, ein wenig leiser diesmal. »Bist du noch da? Ich möchte mit dir reden.« Sie drehte sich im Kreis und versuchte, überall gleichzeitig hinzusehen. »Tam…«
    »Hallo.« Die Stimme klang freundlich, doch seltsam zögerlich.
    Laurel drehte sich um und prallte fast mit Tamani zusammen. Sie schlug die Hände vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Es war Tamani, aber er sah anders aus. Seine Arme waren nackt, doch Schultern und Brust steckten in einer Rüstung aus Rinde und Blättern. Er trug einen langen Speer über der Schulter, dessen Steinspitze rasiermesserscharf geschliffen war. Er war so überwältigend wie zuvor, doch umgab ihn etwas Bedrohliches wie dichter Nebel.
    Tamani sah sie lange an, und Laurel konnte nicht wegsehen, obwohl sie es versuchte. Dann zog er einen Mundwinkel hoch, grinste ein wenig und zog die seltsame Rüstung über den Kopf, um sie zusammen mit der einschüchternden Haltung abzuwerfen. »Entschuldige meine Aufmachung«, sagte er und verstaute die Rüstung hinter einem Baum. »Wir sind in höchster Alarmbereitschaft.« Er richtete sich auf und lächelte vorsichtig. »Schön, dass du zurückgekommen bist. Ich war mir nicht sicher.« Unter der Rüstung war er ganz in Grün gekleidet, er trug ein enges Hemd mit Dreiviertelärmeln und die gleiche Art

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