Elfenkuss
hat noch nicht mal gut geklappt … na ja, das tut es bei anderen Elfen nie.«
Laurel verschränkte die Arme. »Raus mit der Sprache.«
Tamani lehnte sich wieder an den Baum. »Ich habe dich angelockt.«
»Mich angelockt?«
»Ich habe dich dazu gebracht, mir hierher zu folgen.«
»Warum solltest du das tun?«
»Du solltest lange genug zuhören, um die Wahrheit zu erfahren.«
»Und … wie? Hast du mir Feenstaub in die Augen gestreut?«
»Das ist doch lächerlich, nein«, erwiderte Tamani. »Ich habe dir schon gesagt, dass echte Elfenmagie anders ist, als du denkst. Es gibt keinen Staub zum Fliegen, kein Gewedel mit Zauberstäben, keine Rauchwolken.
Es geht um Dinge, die uns helfen, im Leben unsere Rolle zu erfüllen.«
»Und wie hilft dir das Anlocken bei deiner Rolle als Wachtposten?« Laurels Stimme troff vor Ironie, aber Tamani fuhr mit seiner Erklärung fort, als hätte er nichts gemerkt.
»Überleg mal. Ich kann einen Eindringling mit meinem Speer verscheuchen, aber was soll dabei herauskommen? Er läuft weg und erzählt seinen Freunden, was passiert ist. Dann kommen sie wieder und suchen uns.« Tamani breitete die Hände aus. »Stattdessen l ocke ich ihn weg, gebe ihm ein Elixier für Gedächtnisverlust und schicke ihn fort. Schon mal von Irrlichtern gehört?«
»Logo.«
»Das sind wir. Nachdem ein Mensch das Elixier getrunken hat, kann er sich nur noch daran erinnern, einem Lichtstrahl gefolgt zu sein. Auf diese Weise bleibt alles friedlich und niemand wird verletzt.«
»Aber ich habe dich nicht vergessen.«
»Habe ich dir etwa ein Elixier gegeben?«
»Du hast mich aber doch verzaubert.« So schnell gab sie nicht auf.
»Ich konnte nicht anders. Wärst du sonst mitgekommen?«
Laurel schüttelte den Kopf, obwohl sie genau wusste, dass sie Tamani wahrscheinlich auch so überallhin gefolgt wäre.
»Außerdem wirkt es, wie ich schon sagte, eher
schlecht bei anderen Elfen. Wenn sie wissen, was kommt, funktioniert es überhaupt nicht. Du hast es ziemlich schnell abgebrochen, als du darüber nachgedacht hast.« Da war es wieder, dieses halbe Grinsen.
»Und was ist mit heute?«, fragte Laurel schnell, bevor sie seinem hypnotischen Lächeln erliegen konnte.
»Hast du Angst, dass ich es wieder eingesetzt habe?«, fragte er.
»Vielleicht.«
»Nee, habe ich nicht. All dieser Charme und dieses Charisma sind mir von Natur aus gegeben.« Jetzt lächelte er selbstsicher. Arrogant.
»Versprich mir, dass du es nie wieder bei mir versuchst.«
»Kein Problem. Jetzt da du den Zauber kennst, würde er nicht mehr wirken. Ich werde es aber ohnehin nicht mehr versuchen. Mir ist es sowieso viel lieber, wenn ich dich ohne Magie verzaubern kann.«
Laurel unterdrückte ein Grinsen und lehnte sich zurück. Sie wollte warten, bis dieses schöne Gefühl sich auflöste. Das passierte aber nicht.
Sie zog die Brauen zusammen. »Hör auf damit. Du hast es versprochen.«
Tamani machte große Augen und fragte verwirrt: »Womit soll ich aufhören?«
»Mit dieser Lockerei. Du machst es immer noch.«
Tamanis verwirrte Miene machte einem warmen Lächeln Platz. In seinen Augen las sie eine Art Befriedigung.
»Das bin ich nicht.«
Laurel schaute ihn wütend an.
»Das ist die Magie des Königreichs. Sie sickert aus der Welt der Elfen und verhilft den Wachtposten dazu, sich zu Hause zu fühlen, wenn wir nicht dort sein können.« Sein Lächeln war jetzt heiter und gelassen. »Das hast du schon mal empfunden – ich weiß es ganz genau. Darum liebst du dieses Land so sehr. Doch jetzt, da du weißt, wer du bist und zum ersten Mal geblüht hast, wird es stärker.« Als er sich vorbeugte, brachte er seine Nase direkt vor ihre. Laurel stockte der Atem, in seiner Nähe erschlafften ihre Glieder. »Das Königreich ruft dich heim, Laurel.« Laurel riss ihren Blick aus den endlosen Tiefen seines Blicks und konzentrierte sich darauf, was sie fühlte. Als sie in das Blattwerk um sich herum schaute, verstärkte sich das Gefühl. Die angenehme Empfindung schien von den Bäumen auszugehen und in der Luft zu schweben. »Ist das wirklich magisch?«, fragte sie atemlos, obwohl sie schon wusste, dass es nichts anderes sein konnte.
»Selbstverständlich.«
»Das kommt nicht von dir?«
Tamani lachte leise, aber er machte sich nicht über sie lustig. »Diese Magie ist viel stärker, als sie ein unbedeutender Frühlingself auch nur erwägen könnte.«
Als ihre Blicke sich trafen, konnte sie sich einen Moment lang nicht losreißen. Sein
Weitere Kostenlose Bücher