Elfenkuss
steif.
David öffnete die Tür und bot ihr schwungvoll seinen Arm. »Können wir?«
Laurels Mutter sah sie die Treppe hinunterkommen. »Da seid ihr ja«, sagte sie und zückte die Kamera. »Ich dachte schon, ihr schleicht euch heimlich raus.« Lächelnd musterte sie Laurel. »Du siehst wunderschön aus«, sagte sie. »Und du bist auch sehr stattlich«, wandte sie sich an David.
»Wo ist Dad?«, fragte Laurel und ließ den Blick durchs Wohnzimmer schweifen.
»Er muss heute Abend länger arbeiten. Dafür habe ich ihm tonnenweise Fotos versprochen. Also, bitte lächeln!«
Sie schoss mindestens fünfzig Fotos, bis Davids Mutter endlich hupte.
Als Laurel David hinter sich herzog, rief ihre Mutter ihnen noch nach, sie sollten sich gut amüsieren. Davids Mutter machte ihrerseits ein großes Gewese, aber da sie David bereits fotografiert hatte, kamen sie mit fünf, sechs zusätzlichen Fotos von ihnen beiden davon.
Als es endlich losging, hätte Laurel beinahe einen Rückzieher gemacht. »Das erregt viel zu viel Aufmerksamkeit«, flüsterte sie David auf dem Rücksitz ins Ohr. »Irgendwer findet es bestimmt heraus.« David lachte. »Keiner findet irgendwas heraus«, versicherte er ihr. »Versprochen.«
»Wehe, du irrst dich«, murmelte Laurel, als sie auf den Schulparkplatz fuhren.
»Wie du aussiehst!«, quiekte Chelsea, als Laurel mit David in die geschmückte Turnhalle trat. »David hatte gesagt, die Flügel würden irre aussehen, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass es so schön würde.« Sie drehte Laurel einmal im Kreis. »Eigentlich sieht es ja mehr wie eine Blume aus, findest du nicht?«
»Blumenflügel, würde ich sagen«, meinte Laurel nervös.
Aber Chelsea zuckte nur mit den Achseln. »Einfach fantastisch. David, du bist ein Genie«, sagte sie und berührte seine Schulter. Laurel unterdrückte ein Grinsen. David würde an diesem Abend das meiste Lob für ihre Blume absahnen, aber das passte ihr gut. Vor allem
wenn sonst alle erfahren würden, dass diese Blume an ihr festgewachsen war!
Als Chelsea an ihrer Schulter schnüffelte, versteifte Laurel sich wieder. »Wow«, sagte Chelsea und schnüffelte ungerührt weiter.
»Was hast du da drauf gesprüht? Dafür würde ich ein Vermögen bezahlen.«
Laurel war erst um eine Antwort verlegen, sagte aber dann: »Ach, das ist nur das alte Parfüm, das ich immer schon nehme. Ich weiß nicht mal mehr, wie es heißt.«
»Falls du es irgendwann nicht mehr haben willst, gib es mir. Mmmmm.«
Laurel lächelte und schaute David bedeutungsvoll an, während sie den Kopf in die entgegengesetzte Ecke der Turnhalle neigte. Weg von Chelseas Nase.
»Wir holen uns was zu trinken«, sagte David und nahm Laurels Hand. Ryan kam auf sie zu und lenkte Chelsea zu sehr ab, als dass sie ihnen hätte folgen wollen.
Laurel ließ ihre Hand in Davids Hand. Er hatte nicht direkt gesagt, dass dies ein Date war, aber auch nicht das Gegenteil. Sie zog es vor, es als Date zu betrachten. Obwohl sie zögerte, ihn als Freund zu bezeichnen, also so richtig, war sie sich auch nicht ganz sicher, dass sie das nicht doch wollte. Was sollte man sonst von einem Jungen wollen? Er war süß und geduldig, schlau, sogar lustig, und er machte kein Geheimnis daraus, dass er sie anbetete. Sie lächelte, während sie hinter ihm herging. Bestimmt heizte es die Gerüchteküche an, wenn
sie Hand in Hand gingen, aber das war ihr egal. Alle machten Platz für ihre »Flügel«. Leute, mit denen sie noch nie geredet hatte, kamen auf sie zu und sagten ihr, wie toll sie das Kostüm fanden. Wo immer sie hinschaute, wurde sie beobachtet. Aber heute machte sie das nicht nervös. Sie wusste, was sie sahen – sie hatte es eben noch selbst im Spiegel gesehen. Sie sah magisch aus, anders konnte man das nicht sagen.
Gegen halb zwölf lief ein langsamer Song und David bat sie um seinen ersten Tanz an diesem Abend. Er war am Rand geblieben, hatte mit seinen Freunden geredet und ihr den ganzen Abend zugesehen, wenn sie mit anderen tanzte.
»Jetzt sag mal«, fragte er, als er sie eng an sich zog, »war es wirklich so schlimm?«
Sie lächelte zu ihm hoch und legte ihm die Arme um den Hals. »Kein bisschen. Du hattest völlig recht.«
David lachte. »Womit?«
Sie lächelte weiter, aber ihr Ton war ernst. »Alle können mich so sehen, wie ich bin, und keiner hat Angst oder flippt aus. Keiner holt Männer in weißen Anzügen oder so was. Alle finden es einfach nur cool.« Sie zögerte und fügte hinzu: »Ich finde es auch
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