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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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gesehen, ja.«
    »Und dann? Hätte ich dann ein Baby bekommen?«
    »Einen Setzling, ja.«
    »Und der würde auf meinem Rücken wachsen?«
    »Nein, nein. Elfen wachsen in Blumen. In diesem Punkt geht es in den Geschichten der Menschen meistens korrekt zu. Das … Weibchen … wird vom Männchen bestäubt. Wenn ihre Blütenblätter abfallen, bleibt der Samen zurück. Sie pflanzt ihn ein, und wenn die Blume blüht, hat man einen Setzling.«
    »Und wie macht man … ich meine, wie bestäuben Elfen?«

    »Das Männchen produziert Pollen auf seinen Händen, und wenn zwei Elfen sich zum Bestäuben entschließen, greift das Männchen in die Blüte des Weibchens, wo sich der Pollen vermischt. Das ist ein durchaus schwieriger Vorgang.«
    »Klingt nicht sonderlich romantisch.«
    »Romantik spielt dabei überhaupt keine Rolle«, erwiderte Tamani und lächelte selbstbewusst. »Dafür gibt es Sex.«
    »Ihr habt noch …?« Sie ließ die Frage in der Luft hängen.
    »Unbedingt.«
    »Aber schwanger werden Elfen nicht?«
    »Niemals.« Tamani zwinkerte ihr zu. »Die Fortpflanzung erfolgt durch Bestäubung, Sex macht einfach nur Spaß.«
    »Darf ich den Pollen mal sehen?«, fragte Laurel und streckte die Hände aus.
    Instinktiv zog Tamani die Hände zurück. »Ich habe gerade keinen, du blühst nicht mehr. Wir produzieren nur Pollen, wenn wir mit einem blühenden Weibchen zusammen sind. Das hatte ich vergessen und deshalb blieb etwas auf deinem Handgelenk zurück. Ich war sehr lange nicht mehr in der Nähe eines blühenden Weibchens.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich bin ein Wachtposten. Es sind immer mehrere Wachtposten zusammen, aber hier sind alle männlich. Und ich gehe nicht oft nach Hause.«

    »Klingt echt einsam.«
    »Manchmal.« Er schaute sie wieder an und in seinen Augen fand eine Veränderung statt. Er war nicht mehr auf der Hut; sie entdeckte tieftraurige Schwermut. Es tat fast weh hinzusehen, aber sie konnte den Blick nicht abwenden.
    Dann war es vorbei, so schnell wie es gekommen war, und das sorglose Grinsen war wieder da. »Es war echt netter, als du noch hier warst. Übrigens habe ich deinetwegen richtig Ärger bekommen.«
    »Wieso, was habe ich gemacht?«
    »Du bist verschwunden.« Tamani lachte und schüttelte den Kopf. »Mann, waren wir froh, als du zurückgekommen bist. Als du …«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Dachtest du etwa, ich wäre der einzige Elf hier?«
    Laurel spielte mit einer Haarsträhne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. »Tja, irgendwie schon.«
    »Du kannst uns nur sehen, wenn wir es erlauben.«
    Trotzdem schaute Laurel sich um. »Wie viele?«, fragte sie. War sie von Legionen unsichtbarer Elfen umzingelt?
    »Mal so, mal so. Shar und ich sind fast immer hier. Zehn bis fünfzehn andere wechseln sich normalerweise in Schichten von sechs Monaten oder einem Jahr ab.«
    »Wie lange seid ihr denn schon hier?«
    Er sah sie schweigend an, seine Miene sagte ihr nichts. »Sehr lange«, antwortete er schließlich.

    »Warum seid ihr hier?«
    Er lächelte. »Um auf dich aufzupassen. Na ja, jedenfalls bis zu deinem Verschwinden.«
    »Ihr wart hier, um auf mich aufzupassen? Wieso denn?«
    »Um dich zu beschützen. Um dafür zu sorgen, dass keiner merkt, was du bist.«
    Laurel erinnerte sich an ihre Nachforschungen. »Bin ich etwa … ein Wechselbalg?«
    Tamani zögerte die Antwort heraus. »Im weitesten Sinne, ja. Abgesehen davon, dass wir niemanden geraubt und keinen Ersatz dafür dagelassen haben. Ich sehe in dir eher ein Pfropfreis.«
    »Was soll das denn sein?«
    »Ein Pfropfreis ist eine Pflanze, die von einer Pflanze genommen und einer anderen Pflanze aufgepfropft wird. Du wurdest aus deiner Welt genommen und in die Menschenwelt verpfropft. Wie ein Pfropfreis.«
    »Aber wieso nur? Gibt es viele … Pfropfreiser?«
    »Nö. Im Augenblick bist du das einzige.«
    »Warum ich?«
    Er beugte sich vor. »Ich kann dir nicht alles sagen, das musst du respektieren, aber ich sage dir alles, was ich darf, ja?«
    Laurel nickte.
    »Du wurdest vor zwölf Jahren hierhergebracht, um dich in die Welt der Menschen einzugliedern.«
    Laurel rollte mit den Augen. »Ich hätte es wissen müssen. Wer sollte mich sonst in einem Körbchen auf
irgendeiner Schwelle aussetzen?« Sie riss die Augen auf, als Tamani lachte. »Warst du das etwa?«
    Jetzt lachte er noch lauter und warf sogar den Kopf zurück, so viel Spaß machte ihm das. »Nein, nein, ich war noch zu jung. Aber als ich zu den Wachtposten hier beordert wurde, wurde

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