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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mit ausgestrecktem Arm auf ein Feuer. »Ist das ein Ochse, der da gebraten wird? Ist das nicht ein bisschen gefühllos, wenn man Minotauren zu Gast hat?«
    »Die Pferdemänner denken da anders. Für sie ist das gutes Fleisch, und wenn man Gäste hat, dann bringt man nur das Beste auf die Bratspieße.«
    Ein Pulk schreiender und aufeinander einprügelnder Reiter brach durch die Gruppen von Trinkern und Schaulustigen, die die Elfen angafften. Ständig die Richtung wechselnd, hieben die Männer aufeinander ein. Manchmal sah man in ihrer Mitte einen ledernen Ball hochschnellen, von dem ein armlanges Tau herabhing.
    Ein Schimmel brachte den Ball in seinen Besitz und brach aus dem Reiterpulk aus. Sofort hefteten sich alle anderen an seine Hufe. Während einige Kentauren versuchten, seine Flanken gegen Angriffe abzuschirmen, ließen die anderen nichts unversucht, um ihm den Ball wieder abzunehmen.
    Ein besonders massiger Kentaur, offensichtlich ein Uttiker, brach durch die Linie der Verteidiger und bäumte sich mit einem wilden Schrei auf. Seine Hufe trafen den Schimmel in die Flanke. Dieser schleuderte den Ball von sich, der Shandral genau in die Arme fiel. Angewidert ließ der Fürst von Arkadien den mit Schlamm und Blut besudelten Ball sofort fallen, doch es war schon zu spät. Johlend stürmten die Kentauren gegen ihren Reitertrupp an.
    Obilees Pferd scheute. Elodrin rief ein Wort der Macht und atmete leuchtenden Nebel aus. Yilvina zog ihre Schwerter, bereit, mit den Breitseiten wie mit Knüppeln zuzuschlagen, sollte jemand ihrem Fürsten zu nahe kommen. Shandral duckte sich in die Mähne seines Rappen. Und Melvyn beugte sich tief aus dem Sattel und griff nach dem Ball.
    Der riesige Uttiker donnerte in ihren Trupp hinein. Ollowain riss den Hengst herum und wurde trotzdem noch fast aus dem Sattel gestoßen. Mit einem Fausthieb wie ein Katapultschuss traf der Kentaur den Kopf von Shandrals Rappen. Das schlanke Pferd ging zu Boden. Shandral verfing sich in seinen Steigbügeln und schaffte es nicht mehr rechtzeitig abzuspringen. Der schwere Pferdeleib riss ihn hinab auf den schlammigen Grund. Hilflos eingeklemmt lag er inmitten trommelnder Hufe. Das Pferd rollte über ihm ab. Ein gellender Schrei erklang.
    Gleichzeitig stieß Melvyn ein wildes Wolfsgeheul aus. Er schwenkte den Ball an seinem Seilende über dem Kopf und stieß seiner Stute die Fersen in die Flanken.
    Ollowains Hengst stieg, erschreckt vom Wolfsgeheul. Obilee war aus dem Sattel gesprungen und versuchte Shandral gegen die Hufe der Kentauren abzuschirmen, während Melvyn in wildem Galopp davonstürmte. So schnell wie der Reiterpulk über sie hergefallen war, war er auch wieder verschwunden.
    Kalter Nebel breitete sich um sie aus. Er war von unheimlichem, bleichem Licht durchdrungen. Irgendwo in der Nähe hörte Ollowain einen Minotaurenschamanen eine uralte Anrufung gegen das Böse rezitieren.
    Der Schwertmeister glitt aus dem Sattel und kniete neben Shandral nieder. Der Rappe des Fürsten war wieder auf die Beine gekommen. Shandral war über und über mit schwarzem Schlamm besudelt. Das Haar klebte ihm in schmierigen Strähnen im Gesicht. Blut quoll ihm aus der Nase.
    Elodrin trat aus dem Nebel. Nardinel und Yilvina begleiteten ihn. Die schwarzhaarige Heilerin kniete sich zu Ollowain, während Yilvina ihre Schwerter in die Scheiden zurückschob.
    »Ich habe mir die Gesichter dieser siebzehn Raufbolde genau eingeprägt«, bemerkte Elodrin kühl. »Ich werde von Orimedes eine exemplarische Bestrafung dieser Schläger fordern. Shandral hätte tot sein können! Und nicht nur er. Jeder von uns hätte sterben können. Das ist nicht die Art, wie man eine Gesandtschaft seiner Verbündeten empfängt.«
    Ollowain räusperte sich, sagte aber nichts. Es war besser, den Fürsten von Alvemer in diesem Augenblick nicht noch weiter zu reizen, indem man ihn daran erinnerte, dass die Kentauren den Zwischenfall höchstens als eine kleine Rempelei unter Freunden betrachten würden. Und es gab noch einen viel triftigeren Grund, sich nicht zu beklagen.
    »Sagst du gar nichts dazu?«
    »Offensichtlich ist Shandral kein sonderlich guter Reiter. Besser, wir bemerken das hier als im Heerlager der Trolle. Auch wenn wir in deinen Augen vielleicht unter Barbaren gelandet sind, Elodrin, so gibt es hier doch zumindest niemanden, der auf die Idee kommen könnte, Shandral den Hals umzudrehen und ihn auf einen Bratspieß zu stecken.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Yilvinas Gesicht,

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