Elfenlicht
während der Seefürst empört den Kopf schüttelte. »Dies ist weder der Ort noch der Anlass, Scherze zu treiben, Ollowain. Wie geht es ihm, Nardinel?«
»Er hat drei gebrochene Rippen, aber ich kann keine inneren Blutungen feststellen. Sein linkes Bein ist ausgekugelt, doch alles in allem hat er großes Glück gehabt. Sein Rappe hat ihn in den Boden gedrückt. Der Schlamm hat Shandral das Leben gerettet. Auf festerem Untergrund wäre er vom Gewicht des Pferdes zerquetscht worden.« Der Fürst stöhnte, während sie seine Brust abtastete. Nardinel wirkte noch blasser als sonst. Es schien, als habe auch sie Schmerzen. So wenig Ollowain von den Pfaden der Magie wusste, war ihm doch bekannt, dass auf magische Weise zu heilen bedeutete, die Schmerzen mit dem Verletzten zu teilen.
Shandral atmete jetzt wieder gleichmäßiger. Er war eingeschlafen.
»Mehr werde ich nicht für ihn tun«, sagte die Heilerin, richtete sich auf und wischte den gröbsten Schmutz von ihrem Rock.
»Du solltest mehr für ihn tun. Er ist ein Fürst. Er wird es dir reich vergelten.«
»Es widert mich an, ihn auch nur zu berühren. Er hat eine dunkle Seele. Und die ist mir nahe, wenn ich ihn pflege. Im Übrigen hat er nicht nach mir schicken lassen, als Leylin so schwer verletzt wurde. Ich bin sicher, ich hätte ihr helfen können. Den ganzen Tag über haben sie mich nicht an ihr Krankenlager gelassen. Es scheint ganz so, als habe er gar kein Interesse daran, dass ihr so gut wie möglich geholfen wird.«
Der Nebel war so dicht geworden, dass man kaum einen Schritt weit sehen konnte. Der Lärm war seltsam gedämpft. Ollowain hatte das Gefühl, dass es viel stiller geworden war. »Würdest du deinen Zauber bitte beenden, Elodrin. Ich glaube, wir sind nicht mehr in Gefahr. Aber die Steppenvölker sind sehr abergläubisch ... Ich fürchte, der Nebel macht ihnen Angst. Und es ist unmöglich vorherzusagen, wie sie sich verhalten werden, wenn sie Angst haben.«
Elodrin nickte bedächtig. »Ich gestehe, ich war ein wenig überrumpelt und habe nicht darüber nachgedacht, was ich tue. Nebel zu rufen ist eine übliche Vorgehensweise, wenn man in einem Seegefecht von einer feindlichen Übermacht bedroht wird. Was schlägst du vor?«
»Lass ihn verschwinden. Und bei den Alben, beherrsche dich und nenne die Kentauren nicht unsere Feinde!«
Elodrin beschrieb mit der Linken einen Kreis und flüsterte ein Wort, das an das Heulen des Windes erinnerte. Fast im gleichen Augenblick zerriss eine Böe den Nebelschleier.
Eine dichte Phalanx von Kentauren umgab sie. Hunderte hatten sich in weitem Kreis versammelt und gafften. Manche scharrten unruhig mit den Hufen oder ließen die Schweife peitschen. Eine fast greifbare Spannung lag in der Luft.
Plötzlich teilte sich die Reihe der Pferdemänner. Orimedes und Katander traten in den weiten Kreis.
Der Fürst der Steppenreiter lächelte schuldbewusst. »Ich hörte, es gab eine kleine Rempelei ... Es tut mir leid, dass ihr ein wenig herumgeschubst wurdet. Ich hoffe, es ist nichts Ernsthaftes passiert.«
»Ein wenig herumgeschubst«, zischte Elodrin so leise, dass es nur die Elfen um ihn herum hören konnten. »Das finde ich ein wenig untertrieben.«
Ollowain legte dem Fürsten beschwichtigend eine Hand auf den Arm. »Beherrsche dich. Sie sind sehr empfindlich, wenn man ihre Gastfreundschaft rügt.«
»Und ich bin ein empfindlicher Gast, wenn man einem meiner Begleiter die Knochen bricht«, entgegnete der Fürst, nur um gleich darauf ein diplomatisch kühles Lächeln aufzusetzen. »ImÜbrigen bin ich kein Dummkopf. Ich kann auch Verbündete, die ich verachte, freundlich behandeln, so lange mir das opportun erscheint.«
»Begrüßt unsere Gäste«, rief Orimedes mit lauter Stimme. »Unter euch steht der Schwertmeister Ollowain. Der Schrecken der Trolle und Held von Phylangan. Er ist mit seinem Gefolge gekommen, um mit uns zu feiern.« Ollowain entging die Spitze gegen Elodrin nicht, den Orimedes kurzerhand als 'Gefolge' deklassiert hatte, obwohl er noch am Tag zuvor der Oberbefehlshaber gewesen war.
Der Jubel war nicht so überwältigend, wie der Schwertmeister erwartet hätte. Er las Skepsis, ja sogar Unwillen in den Gesichtern vieler Pferdemänner. Elodrin hatte es mit seiner Abneigung gegen das Steppenvolk versäumt, aus den Verbündeten Freunde zu machen. Die Kentauren kämpften, weil es um ihre Heimat ging. Der Sache der Elfen dienten sie nicht.
Was ihn darüber hinaus beunruhigte, war die Tatsache, dass
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