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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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viel mehr Falken am Himmel. Es wäre sinnlos zu versuchen, noch eine Brieftaube zu schicken. Seit dem Morgen hatte kein einziger seiner Spitzel mehr Kontakt zu ihm aufgenommen. Etwas stimmte nicht da drüben! Und er lag hier und konnte nichts tun als warten.
    Nikodemus sah zu dem schmutzig weißen Schild, der an einem Pfahl ein Stück entfernt lehnte. Man würde ihn in der mondhellen Nacht vom Fluss aus gut sehen können. Er war nichts Besonderes. Nur ein eingeschlagener, unbrauchbarer Übungsschild. Er würde kein Aufsehen erregen. Hoffentlich war sein Spitzel an Bord des Bootes!
    Die Feuer des Kentaurenlagers spiegelten sich im träge dahinfließenden Strom. Warum hatten die Pferdemänner plötzlich so gute Laune? Obwohl der Fluss fast eine Meile breit war, hatte man ihr Jubelgeschrei bis hierher hören können. Was gab es da drüben zu feiern?
    Ein dumpfes Geräusch schreckte den Lutin aus seinen Gedanken. In dem weißen Schild steckte ein Armbrustbolzen. Endlich!
    Nikodemus‘ Finger gruben sich in die trockene Erde. Er musste warten, bis das Boot noch ein Stück weiter gefahren war. Er konnte die Umrisse eines Elfen im Heck erkennen. Jetzt bloß kein unnötiges Risiko eingehen! Gestern war noch kein Elf auf dem Patrouillenboot gewesen. Warum waren die da drüben auf einmal so vorsichtig? Ob sie einen seiner Spitzel gefangen hatten? Nikodemus hielt den Atem an. Vielleicht war sogar die Botschaft am Armbrustbolzen eine Falle. Er spähte das Ufer entlang in Richtung der Brücke. Vor einer halben Stunde erst war ein Trupp berittener Elfen zu einem Streifzug in die Steppe aufgebrochen. Ob sie wohl abgesessen waren und da draußen auf ihn lauerten?
    Nikodemus zuckte zusammen. Beim Scharren in der Erde hatte er sich einen Fingernagel umgeknickt. Mist! Liza mochte keine Kobolde mit ungepflegten Händen. Er musste sich zusammenreißen! Für sie hatte er sogar das Fingernagelkauen aufgegeben. Und jetzt hatte er sich den Nagel umgeknickt. Dumme Sache! Dass sich so etwas nicht vernünftig mit Magie richten ließ! Was hatte er sich all die Jahre abgemüht mit der Zauberei. Und was war der Lohn? Er konnte sich nicht einmal einen kaputten Fingernagel wieder heil hexen. Meister Gromjan hatte ihn all die Jahre als gestrenger Lehrer gequält. Aber etwas Vernünftiges war dabei nicht herausgekommen. Er lag hier nachts am Ufer eines Flusses statt im Bett von Liza. Kein Wunder, dass sie sich nach all den Jahren immer noch nicht für ihn entscheiden konnte. Er hätte sich auch nicht für sich entschieden. Wirklich! So ein Mistkerl, der dauernd Reisen für seinen großen Bruder machte. Was war mit so einem schon anzufangen!
    Das Flussboot war inzwischen ein ganzes Stück weiter. Er sollte es wagen! Dicht an den Boden gepresst, robbte er durch das hohe Gras. Mit seinem Messer durchtrennte er die beiden dünnen Lederriemchen, mit denen ein Pergamentstreifen am Schaft des Armbrustbolzens festgebunden war.
    Im hellen Mondlicht konnte er die Nachricht gut lesen, obwohl ihr wichtigster Spitzel drüben eine wahrlich üble Handschrift hatte. Ungläubig starrte er das Schreiben an. Er las es noch einmal. Sein Bruder Elija hatte immer schon gesagt, dass die Elfen verrückt waren, aber das hier übertraf jede ihrer bisherigen Torheiten bei weitem.
    Ihr Spitzel hatte alle Zahlen genannt. Es waren viele Krieger. Aber die Trolle am Mordstein waren ihnen immer noch um ein Vielfaches überlegen. Und dann diese Befehle, Draht, Seide und Glasfläschchen zusammenzutragen. Vollkommen irre!
    Nikodemus lernte die Nachricht gewissenhaft auswendig. Den Fehler, eine Botschaft in Tiergestalt zu befördern, würde er nie wieder machen. Mit Schaudern dachte er daran zurück, wie ihn dieser Bogenschütze vor drei Jahren fast erwischt hatte. Es war aber auch wirklich ausgesprochen blöd gewesen, mit einem Lederzylinder in der Schnauze als Fuchs herumzulaufen und zu hoffen, man sei völlig unauffällig. Nein, das würde ihm nie wieder passieren. Sorgfältig zerriss Nikodemus das Pergamentblatt in dünne Streifen und streute diese in den Fluss.
    Der Lutin konzentrierte sich auf den Fuchszauber. Es zwickte und zwackte jedes Mal, wenn er sich verwandelte. Irgendwie schaffte er es nie, von einer Gestalt in die andere zu wechseln, ohne dass es weh tat.
    Nikodemus bearbeitete ausgiebig mit der Schnauze sein Rückenfell. Es war immer dasselbe! Kaum nahm er Fuchsgestalt an, hatte er einen Schwarm Sandflöhe im Pelz. Die schienen ihm heimlich zu folgen! Er sollte lieber

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