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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nicht seine Zeit mit ihnen vergeuden. Drei, höchstens vier Stunden, dann wurde es hell. Bis dahin sollte er ein gutes Stück Weg schaffen. Es war weit bis zum Mordstein. Im Morgengrauen würde er Falkengestalt annehmen. Dann war er weit genug fort von Feylanviek. Hier wäre es der blanke Leichtsinn, sich als Falke in die Lüfte zu erheben. Ahnten die Elfen, wie viele Spitzel unter ihnen waren? Nikodemus dachte an seine Kameraden und Kameradinnen in der Stadt. Sie riskierten ihr Leben für die Sache der Rotmützen. Aber keiner von ihnen würde jemals vergessen sein.
    Der Lutin malte sich aus, wie er im Trolllager eintraf und darauf bestehen würde, sofort vor den jungen König geführt zu werden. Diese Nachricht würde ihn unsterblich machen. Noch in hundert Jahren würde sein Volk von Nikodemus Glops, dem Helden, sprechen!

EIN KOBOLD TRITT AUS

    Misht wusste, dass es keinen Grund gab, Nossew irgendetwas vorzuwerfen, aber die Ruhe seines Kameraden raubte ihm den letzten Nerv. Er lag auf dem Dach, kaute auf einem Klümpchen Harz und beobachtete die Straßenfront von Shandrals Stadtpalast.
    »Ich finde, Melvyn könnte auch mal jemand anderen die Nacht auf diesem Dach verbringen lassen.«
    Nossew kratzte sich am Bart und sagte nichts.
    Das Schweigen seines Gefährten war genauso nervtötend wie die elende Warterei. Manchmal hatte man das Gefühl, Nossew hätte seine Zunge verschluckt. Misht kannte niemanden sonst, der so maulfaul war wie sein Gefährte. Aber er war ein begnadeter Waffenbauer. Er hatte ihre Repetierarmbrüste gebaut. Die Waffen waren Kleinodien. Es gab nichts Vergleichbares. Noch nie hatten sie Ladehemmung gehabt. Die Mechanik griff ineinander, so wie Knochen und Sehnen eines lebendigen Wesens zusammenspielten. Die Rotmützen hatten ihre Waffen haben wollen. Aber Nossew mochte ihren Anführer nicht. Wahrscheinlich, weil Elija Glops für seinen Geschmack zu viel redete. Eine Woche später war ihre Werkstatt ausgebrannt. Nicht einmal ein halbes Jahr hatten sie dort arbeiten können. Alles war neu gewesen. Die Werkbänke, das Gebäude. Sie hatten viel Geld geliehen. Geld, das sie niemals mehr hätten zurückzahlen können. Die Rotmützen hatten angeboten, ihnen zu helfen. Aber der Sturkopf Nossew war der Überzeugung gewesen, dass sie den Brand gelegt hatten. Beweise gab es dafür keine. Nossew meinte, am Abend, als sie sich mit Elija getroffen hätten, da habe ihm der Bart gejuckt, als sei er eine Spielwiese fürFilzläuse. Sein Bart juckte immer, wenn Ärger ins Haus stand. Das genügte ihm als Beweis dafür, dass die Rotmützen bei dem Feuer ihre Finger im Spiel gehabt hatten.
    Nossew kratzte sich schon wieder. Langsam bekam Misht ein mulmiges Gefühl. An diesem Bartorakel war leider etwas dran. Vor vier Monden, als die Trolle ihre Bande fast gestellt hatten, hatte sich sein Gefährte auch dauernd gekratzt.
    Der Kobold prüfte, ob sein Magazin auf der Armbrust richtig eingerastet war. Dann rüttelte er leicht daran, damit sich beim Durchladen keiner der Bolzen verklemmte.
    Misht richtete sich leicht auf, um besser auf die Straße blicken zu können. Das Lärmen der Schmiede löschte alle anderen Geräusche der Nacht. Vor einer Stunde etwa hatten sie dort wieder zu arbeiten begonnen, kurz nachdem man Shandral gebracht hatte. Misht hätte gern gewusst, was mit dem Mistkerl los war. Der Fürst war von einem Kentauren getragen worden, und eine sehr nervöse junge Elfe war auch dabei gewesen. Die Kleine hätte sie fast auf dem Dach entdeckt.
    Kaum waren sie im Haus verschwunden, da war ein Dutzend Boten in alle Richtungen gelaufen. Shandral brütete etwas aus. Um das zu ahnen, brauchte man kein Bartorakel.
    Misht streichelte den Schaft seiner Waffe. Einen Armbrustbolzen zwischen die Augen, das war die Medizin, die Shandral brauchte. Melvyn hatte ihnen erzählt, was der Fürst seinem Weib angetan hatte.
    Misht blickte hinüber zu der Schmiede am Wehr. Was, zum Henker, trieben die dort? Welchen Grund gab es, mitten in der Nacht wieder die Arbeit aufzunehmen?
    Nossew kratzte sich schon wieder den Bart.
    »Hör mal, sollten wir nicht Melvyn benachrichtigen? Hier stimmt doch was nicht. Man sollte auch mal nachsehen, was in der Schmiede vor sich geht.«
    Nossew deutete zu dem Balkon, über den Melvyn in den Palast eingedrungen war. Spinnenmänner duckten sich dort hinter die Brüstung. Sie hielten ihre Armbrüste schussbereit und beobachteten die Straße und die umliegenden Häuserdächer. Jetzt entdeckte er auch

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