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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ragte.
    »Ich werde dich umbringen und deine Leber an die Hunde verfüttern. Ich ...« Heiße Tränen rannen ihm über die Wangen. Er dachte an das Mädchen in dem blauen Kleid. Kadlin hatte bei dem Bogenschützenturnier wie eine Prinzessin ausgesehen. Sie hätte nicht so enden dürfen. Niemand durfte so enden!
    »Halt dich mehr links! Du versperrst mir das Schussfeld!«, rief Eirik hinter ihm.
    Ulric hörte die Worte, doch er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Er wollte dem Troll das Schwert in den Leib rammen. Er konnte ihn besiegen. Schon als Kind hatte er einen Troll getötet.
    Der Hüne ließ die Hand mit dem Schinken sinken.
    »Maidchen«, sagte er noch einmal. Er wich ein Stück in den Höhleneingang zurück.
    »Verdammter Idiot! Halt dich mehr links!«, schrie Eirik.
    Ulric hatte den Troll jetzt fast erreicht. Die Brust des Menschenfressers war mit wulstigen Narben bedeckt. Er hob seine riesige Pranke und schüttelte sie. »Nich kaimpfen!«
    Ein Pfeil zischte so dicht an Ulrics Wange vorbei, dass er den Luftzug spürte. Das Geschoss bohrte sich tief in die Brust des Trolls.
    Der Hüne taumelte zurück in die Höhle. »Nich ...« Der Geruch nach Gebratenem in Honigkruste war unerträglich intensiv. Ein Feuer brannte dicht hinter dem Höhleneingang. Etwas bewegte sich im Spiel von Licht und Schatten. Eine zierliche Gestalt humpelte ihm entgegen.
    »Nicht schießen«, rief Kadlin. »Bei den Göttern, nicht schießen!« Ulric traute seinen Augen kaum. Neben dem Feuer lag Björn. Sein Lederhemd war zerrissen, die Brust mit einer grünen Paste bedeckt. Kadlin stützte sich auf ihren Bogen. Immer wieder rief sie, dass sie nicht schießen sollten. Der Troll kauerte neben dem Feuer. Er presste die Linke auf seine Brust. Dunkles Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
    Ulric starrte fassungslos auf das Bild, das sich ihm bot. Das passte nicht! Das konnte nicht die Wirklichkeit sein.
    »Was habt ihr getan?«, rief Kadlin. »Er hat uns gerettet. Was habt ihr getan!« Ein Schatten drängte sich neben Ulric in den Eingang. »Nicht!« Kadlin stellte sich vor den Troll.
    »Weg da, Mädchen!«, schrie Eirik.
    »Die Waffen nieder!« Ulric griff dem Jäger in den Bogen und drückte ihn zur Seite. »Nicht schießen. Es ist ... anders.« Er konnte kaum fassen, was er sah. Den beiden war nichts geschehen, obwohl sie wehrlos dem Troll ausgeliefert gewesen waren.
    Die hünenhafte Gestalt erhob sich. Sanft schob der Troll Kad
    lin zur Seite. »Gehän, jetzt.«
    »Nicht, Brud. Bitte! Es war ein Irrtum. Es war ...«
    »Maidchen gut.«
    Ulric wich vor dem riesigen Krieger zurück. Der Troll drängte zum Eingang. Einen Augenblick lang war er versucht, den Hünen in die Falle laufen zu lassen. Dann besann er sich; es war geradezu ein Wunder, dass Kadlin noch lebte. Ein Geschenk der Götter. Und vor den Göttern wollte er nicht als ehrloser Mörder dastehen. Er würde den Troll ziehen lassen. Diesmal. »Nicht schießen! Hört ihr! Die Waffen nieder. Lasst ihn gehen!« Ulric hielt Brud zurück. »Du kannst noch nicht gehen. Warte. Ich muss zuerst hinaus. Bitte vertraue mir.« Brud sah ihn eindringlich an. Er schien keine Angst zu haben. »Schneidding weg!« Ulric ließ sein Schwert fallen.
    »Du wirst ihm doch nicht etwa trauen«, zischte Eirik.
    »Ich komme jetzt heraus. Ich bin es, Ulric.« Der Königssohn trat aus der Höhle ins grelle Sonnenlicht. Etwas tiefer am Hang standen zwei Jäger. Sie hielten die Waffen gesenkt, doch lagen Pfeile auf den Sehnen.
    »Kadlin und Björn leben. Der Troll scheint ihnen geholfen zu haben. Lasst ihn ziehen! Habt ihr mich verstanden? Lasst ihn durch, das ist ein Befehl!«
    Eine schwere Hand legte sich auf Ulrics Schulter. Der Thronfolger stand wie versteinert. Er wusste, der Troll könnte ihm das Genick so leicht brechen, wie er ein Schilfrohr knickte. Ulric spürte warmen Atem in seinem Nacken. Was, bei den Göttern, tat dieses Ungeheuer? Ein schnaubendes Geräusch jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
    »Hol Maidchen in Rudel, gut.«
    Jetzt erst begriff Ulric, was der Hüne tat. Er schnupperte an ihm, wie ein Raubtier, das Witterung aufnahm. Mit einem Grunzen richtete sich der Troll auf. Dann trat er aus der Höhle. Falls er begriffen hatte, dass dort draußen Bogenschützen lauerten, ließ er sich nichts anmerken. Hoch erhobenen Hauptes schritt er den Hang hinab.
    »Du wirst ihn doch nicht einfach ziehen lassen«, protestierte Eirik. »Er ist ein Feind!«
    »Dieser nicht!«, mischte

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