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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. Die Elfe Yilvina hatte später gesagt, der Priester sei an Erschöpfung gestorben und dass sein Herz sehr schwach gewesen sei, Es hätte jederzeit passieren können, hatte sie behauptet. Aber Ulric wusste es besser. Gundar war gestorben, weil es seine Kräfte überstiegen hatte, das schwere Kettenhemd und ihn zu tragen. Er hätte besser aufpassen müssen, als er den Hang hinabgestiegen war. Sein umgeknickter Fuß, der war der wirkliche Grund für Gundars Tod gewesen!
    Jules legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn an sich. Es tat gut, in den Arm genommen zu werden. Eigentlich war er schon zu groß für so etwas, aber diesmal war es Ulric nicht peinlich, wie ein Kind getröstet zu werden. Er spürte die Wärme des Fremden. Jules hatte ihm seinen Umhang um die Schultern gelegt. Und Ulric spürte noch etwas. Der Priester trug ein langes Messer, das durch den Umhang vor Blicken verborgen blieb. Es drückte Ulric leicht gegen die Rippen.
    Jules strich ihm mit der Hand durchs Haar. »Es ist gut, dass du mit mir gesprochen hast. Traurigkeit ist wie ein Gift. Mit der Zeit macht es uns genauso krank wie ein Sonnenpilz oder verdorbener Fisch. Worte und Tränen spülen das Gift der Traurigkeit aus unserer Seele. Du wirst sehen, du wirst dich besser fühlen, nun, da du über Gundars Tod geredet hast.«
    So standen sie eine ganze Weile, bis Ulric das Gefühl bekam, dass Jules unruhig wurde. Er machte sich los. Der Fremde lächelte entschuldigend. »Da ist eine Frage, die mich quält. Weißt du noch, was Gundar zu dem Wolfspferd gesagt hat?«
    Ulric versuchte sich zu erinnern. Es war ein fremdes Wort gewesen. »Valemin ist dein Name. Oder so ähnlich.«
    »Kannst du dich nicht genauer erinnern?«
    »Vielleicht sagte er auch Valhentin. Oder nein, es war etwas wie Wahlhemin.«
    »Könnte er Vahelmin gesagt haben?«, hakte der Priester nach. »Das ist ein Elfenname.«
    »Ja, das könnte es auch gewesen sein. Ich bin mir einfach nicht mehr ganz sicher.« Ulric stutzte. »Aber das ergibt doch keinen Sinn. Diese Kreatur war ganz bestimmt kein Elf! Wieso sollte sie dann einen Elfennamen tragen?«
    »Die Elfen tun viel Sonderbares, Junge. In meiner Heimat hält man sie für böse Geister aus einer anderen Welt. Ob das nun stimmt oder nicht, eins ist gewiss: Wir Menschen werden niemals begreifen, was die Elfen wollen. Sie sind zu verschieden von uns.«
    Ulric gefiel dieses Gerede nicht. Emerelle hatte ihm und Halgard das Leben gerettet, und Ollowain war sein Freund. Nein, böse Geister waren sie gewiss nicht.
    »Was ist eigentlich aus dem Kettenhemd geworden, das Gundar getragen hat? Wurde es mit ihm begraben?«
    »Nein. Es ist doch ein Geschenk Luths. Wir verwahren es beim Schrein des Schicksalswebers.«
    »Darf ich es einmal sehen?« Jules wirkte angespannt. So nett der fremde Priester auch war, irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
    »Du hast doch gesagt, dass du nicht an Luth glaubst. Ich glaube, du solltest dann nicht seinen Schrein betreten. Das könnte den Schicksalsweber ärgern.«
    Der Priester seufzte und schüttelte den Kopf. »Wenn du meinst. Ich hatte damit gerechnet, dass du das sagen würdest. Wahrscheinlich gibt es dort gar nichts zu sehen. Vielleicht gibt es das Kettenhemd auch gar nicht.«
    »Willst du mich etwa einen Lügner nennen? Glaubst du, ich hätte mir die Geschichte ausgedacht?«
    Jules hob beschwichtigend die Hände. »Ich glaube, dass du großes Leid erlitten hast, Junge. So etwas verwirrt einen manchmal.«
    »Ich bin nicht verwirrt«, begehrte Ulric auf. »Was ich erzählt habe, ist wahr!« »Und warum schreckst du dann davor zurück, es mir zu beweisen? Was, glaubst du, wiegt in den Augen deines Gottes schwerer? Dass du einen Ungläubigen in seinen Schrein einlässt und damit gegen ein Verbot verstößt oder dass du es unterlässt, einem Ungläubigen zu beweisen, dass es deinen Gott wirklich gibt?«
    Ulric nagte nervös an seiner Unterlippe. Der Schrein lag etwas abseits am Waldrand. Keiner würde es merken, wenn er Jules bei diesem Schneegestöber dorthin führte. Der Sturm hatte gewiss alle in ihre Hütten getrieben. Eigentlich machte der Priester ja einen freundlichen Eindruck. Er würde gewiss nicht versuchen, etwas zu stehlen. Zweifelnd musterte er den Fremden.
    »Du musst mir etwas versprechen. Beim Schrein darfst du nicht schlecht über Luth reden. Das würde großes Unglück bringen. Und den Namen deines Gottes sagst du dort besser auch

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