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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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So wie tote Vögel, die man im Sommerwind getrocknet hat. Mein verletzter Onkel sprach immer von einem Wolfspferd. Schließlich hat Gundar entdeckt, dass Onkel Ole Luth bestohlen hatte. Auf dem Passweg in die Berge stehen die Eisenmänner. Sie schützen die Reisenden und halten die Trolle fern. Jedenfalls war das früher immer so. Jeder Reisende schlägt ein kleines Stück Eisen in die Wächter, wenn er an ihnen vorbeikommt. Das sind Geschenke für Luth, der dafür besser über unsere Lebensfaden wacht. Ole hatte bei den Eisenmännern Eisen gestohlen. Er hat die Stücke in eine Peitschenschnur eingeflochten. Danach wurde es mit dem Wolfspferd noch schlimmer. Niemand wagte sich mehr hinaus. Meine Freundin, Halgard, wurde fast getötet. Als Gundar entdeckte, was Ole getan hatte, ging er in die Berge hinauf. Und ich ... ich bin ihm heimlich nachgelaufen. Ich wollte ihm helfen, damit Halgard wieder gesund wird und das schreckliche Wolfspferd endlich vertrieben wird. Am Wehrberghof habe ich Gundar eingeholt. Das Wolfspferd war schon dort gewesen. Es hatte alle getötet. Sogar die Kinder. Als wir dort übernachteten, hat Luth Gundar einen Traum geschickt. Er hat ihm verraten, dass bei der Spinne unter dem Regenbogen ein Geschenk für uns liege. Am nächsten Tag haben wir die Spinne gefunden. Sie war in einen Felsen geritzt. Und auf dem Felsen war ein tanzender Lichtfleck, der wie ein Regenbogen aussah. Dort haben wir ein Loch gegraben und schließlich ein kostbares Kettenhemd gefunden. Da wusste, Gundar, dass der Schicksalsweber ihn auserwählt hatte, gegen das Wolfspferd zu kämpfen. Gundar hatte große Angst, denn er war kein Krieger. Auch machte es ihm Mühe, das Kettenhemd zu tragen. Er war schon ein alter Mann. Auf dem Rückweg geschah dann das Unglück. Ich ... Es war meine Schuld.«
    Ulric schluckte. Die Erinnerung quälte ihn. »Ich habe nicht aufgepasst. Es hatte geschneit, und ich habe mir an einem Hang den Fuß vertreten. Ich konnte nicht mehr laufen. Und Gundar wollte mich nicht zurücklassen. Er hatte Sorge, dass ich im Schnee erfrieren würde. Außerdem hatte er auch Angst, dass mich das Wolfspferd holen könnte. Da hat er mich getragen. Den ganzen weiten Weg bis zum Langhaus meines Vaters. Und da war das Wolfspferd. Es war gekommen, um die Elfenkönigin Emerelle und alle anderen zu töten.«
    »Die Elfenkönigin?« Jules hob die Brauen und sah ihn zweifelnd an. »Die Elfenkönigin war bei euch zu Gast?«
    »Ja.« Ulric merkte genau, dass ihm der Fremde jetzt gar nichts mehr glaubte. »Ich darf darüber eigentlich nicht reden. Emerelle war schwer verwundet, und ihr Schwertmeister Ollowain hatte sie zu uns gebracht. Sie hat bei uns viele Tage und Nächte geschlafen. Aber das ist ein Geheimnis. Ich darf darüber eigentlich nicht reden.«
    Jules führte den Zeigefinger an die Lippen. »Deine Geheimnisse sind bei mir gut aufgehoben. Nun erzähl weiter von dem Wolfspferd. Es hatte euch erwartet.«
    Plötzlich hatte Ulric das Gefühl, dass der Fremde ihm doch glaubte. Eigenartig. Also, an seiner Stelle hätte er es bestimmt nicht geglaubt, wenn ihm ein kleiner Junge erzählt hätte, dass die Elfenkönigin im Haus seiner Eltern Zuflucht gefunden habe. Vielleicht war Jules ja auch nur höflich und tat so, als zweifle er nicht an seinen Worten?
    »Das Wolfspferd?«
    »Ja.« Ulric fuhr sich aufgeregt über die Lippen. »Als wir in das Langhaus kamen, war es schon da. Es war wirklich fast so groß wie ein Pferd. Und es hatte eine lange Schnauze mit großen Zähnen. Das Seltsamste aber war, dass es manchmal ganz fest war und dann wieder aussah wie dünner Rauch. Und es war ziemlich kalt. Kälte umgab das Wolfspferd, so wie Hitze um ein großes Feuer wabert. Ich habe mich dem Ungeheuer gestellt, mit meinem Elfendolch. Ich wollte Gundar beschützen. Er war so erschöpft. Aber das Wolfspferd ist einfach durch mich hindurchgegangen.« Ulric erschauderte bei der Erinnerung daran. »Das war so, als wehe ein eisiger Wind in mir. Es war schrecklich. Gundar hat ihm etwas zugerufen. Er hat es angelockt. Und dann war es auch schon über ihm. Es hat etwas aus seiner Brust reißen wollen. Ein goldenes Licht. Aber dann war es selbst umgeben von blauem Licht und wand sich in Qualen. Und plötzlich war es verschwunden. Ich glaube, es war Luths Geschenk, das es getötet hat. Es ist nie mehr wiedergekommen. Aber Gundar ist gestorben.« Der Junge spürte, wie ihm heiße Tränen über die Wangen liefen. Er presste die Lippen zusammen und

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