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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seinen Lieblingsspruch war undenkbar. Ebenso, wie es stets um Ärsche, Schlappschwänze, Hurensöhne oder Bastarde ging. Ulric hätte eine dieser Reden wortwörtlich wiederholen können, und die Männer hätten ihm bestenfalls ein mitleidiges Lächeln geschenkt. Aber Lambi schaffte es auf seine unvergleichliche Art, die Herzen der Krieger in Flammen zu setzen. Dabei war er wohl der hässlichste Mann des Fjordlands. Ihm war die halbe Nase weggeschnitten, sodass man in eine dunkle Höhle blickte, wenn man ihm ins Gesicht sah. Selbst hart gesottene Krieger senkten vor dem Herzog den Blick. Aber wenn er vor einer Schlacht oder auch an einem offenen Kriegergrab eine Rede hielt, dann vermochte niemand anderes mit seinen Worten so tiefe Gefühle zu wecken wie er. Und niemand erzählte so unterhaltsame Geschichten über seine Heldentaten – erfundene und tatsächliche -, wie Lambi es tat. Sogar etliche Skalden beneideten ihn um sein Geschick, die Zuhörer an seine Lippen zu fesseln.
    Ulric drängte sich durch die Reihen der Männer, bis er Lambi endlich sehen konnte. Er stand auf einem Tisch und schwenkte während seines Vortrags sein Methorn, als sei es ein Schwert, mit dem es galt, Trolle aufzuspießen.
    Der Herzog winkte ihm gut gelaunt zu. »Wie ich sehe, ist die Runde der Helden nun vollständig. Willkommen in unserer Mitte, Ulric Alfadasson!«
    Ulric räusperte sich. »Was für ein Fest habe ich verpasst?« »Oh, nicht Bedeutenderes als den Ausbruch des Krieges, Junge.« Die Männer rings um ihn brachen in schallendes Gelächter aus. Einige klopften ihm auf die Schultern. Mag war einer von ihnen. Selbst jetzt, von Met und schönen Worten berauscht, hielten die meisten Abstand zu ihm, dem Wiedergänger.
    Ulric blickte erschrocken zu seinem Vater. Sein Thron stand auf einem kleinen Holzpodest, sodass ihn die zechenden Männer gut sehen konnten. Doch zu viele Arme wurden hin und her geschwenkt. Einige Krieger hatten zu tanzen begonnen und neckten sich gegenseitig damit, wer höher springen könnte.
    Lambi war vom Tisch heruntergestiegen und drängte sich zu ihm durch. »Komm, dein Vater will dich sehen. Ich denke, wir können unsere Raufbolde ein wenig sich selbst überlassen.« Der Herzog tauschte einen kurzen Blick mit Mag. Der gebrandmarkte Recke nickte ihm zu. Er würde dafür sorgen, dass die Stimmung in der Königshalle nicht zu ausgelassen wurde.
    »Halgard wird mit uns kommen«, entschied Ulric. Lambi hob die Brauen. Ein Schnauben drang durch den Krater seiner Nase.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich sie inmitten einer Horde besoffener Krieger zurücklasse?«
    »Sie könnte vielleicht draußen ...«
    »Bin ich ein Fohlen auf dem Jahrmarkt?«, mischte sich Halgard verärgert ein. »Ich kann auf mich aufpassen! Geht schon und besprecht euren Krieg. Ich erwarte dich in unserer Kammer.« Ihr Blick wurde wärmer. »Danke«, flüsterte sie. »Was immer auch geschehen mag, die Erinnerung an den Wolkenspiegel wird mich den ganzen Winter über wärmen.«
    Sie zog den langen grünen Umhang straffer um ihre Schultern und ging stolz erhobenen Hauptes durch die Reihen der Männer. Und wie das Wasser vor dem Bug eines großen Schiffes, das den Fjord hinaufeilt, so wichen sie vor ihr zurück.
    »Sie wird eine gute Königin werden«, sagte Lambi anerkennend. »Wenn ich noch eine Nase hätte, würde ich ihr den Hof machen.«
    Ulric sah den bärtigen Krieger ungläubig an. »Hast du denn keine Angst vor Wiedergängern?«, fragte er kühl.
    »Nicht wenn sie so hübsch sind wie dein Mädchen. Aber jetzt ist keine Zeit für Weibergeschichten. Komm mit!« Der Herzog führte ihn hinter den Thron und von dort in den kleinen Raum, in dem Alfadas manchmal mit einigen seiner Vertrauten aß und die Berichte der Späher besprach. Ulric wusste, dass sein Vater die Festhallen des Fjordlands mit ihren offenen Feuergruben und den munter pöbelnden Zechern nicht mochte. Wenn sie beide allein waren, erzählte sein Vater gern von den Palästen der Elfen und ihren Festen. Von der Magie, von wunderbaren Kleidern, Frauen, schön und kalt wie das Feenlicht, das in den Winternächten am Himmel des Fjordlands tanzte.
    Als die Tür zum Zimmer hinter dem Thron aufschwang, erblickte er als Erstes Silwyna. Sie stand dicht bei der Tür und etwas abseits von dem Tisch, über den sich die übrigen Anwesenden beugten. Ihre Wolfsaugen zeigten keine Gefühle, obwohl um ihre Lippen die Andeutung eines Lächelns spielte. Als Kind hatte Ulric sie immer bewundert. Die

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