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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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herausfordern.« Ein Stück entfernt begann mit einem Mal die Wasseroberfläche zu brodeln. Tausende silberner Perlen stiegen aus der Tiefe auf, um zu zerplatzen, sobald sie das schützende Wasser verließen. Blasser Dunst breitete sich über dem Wasser aus.
    »Was ist das?«
    »Mein Geschenk für dich.« Er schwamm zu ihr und küsste sie. »Komm schon.«
    Halgard wirkte ängstlich, aber sie folgte ihm. Die Silberperlen kitzelten ihre nackten Leiber. Das Wasser war plötzlich angenehm warm. Der Dunst wurde dichter.
    Mit den Füßen strampelnd, drehte sich Ulric im Kreise und prägte sich das Panorama der Bergriesen rings herum ein. Dann schätzte er den Abstand zum großen Felsblock nahe dem Ufer. Etwa zweihundert Schritt. Ein weiter Weg, wenn das Wasser wieder kälter wurde und ihre Kräfte erschöpft waren.
    Ein leichter Duft wie von fauligen Eiern hing in der Luft. Gerade eben wahrnehmbar. Unaufdringlich.
    »Was ist mit dem Wasser?«, fragte Halgard.
    »Ich weiß es nicht. Mag hat es entdeckt. Jeden Tag kurz nach der Mittagsstunde steigen hier die Blasen und das warme Wasser aus der Tiefe auf, als gäbe es am Grund des Sees eine Quelle, die aber nur manchmal fließt.«
    Halgard schlang ihm die Arme um den Nacken. »Es ist schön hier. All die Luftblasen und die leichte Strömung von unten. Esist, als liebkosten einen tausend zärtliche Hände. Überall ...« Sie lächelte sinnlich. »Wie lange sprudelt die Quelle?«
    »Etwa eine halbe Stunde.« Er spürte ihre Hand zwischen seinen Schenkeln.
    »Wird das reichen, mein Geliebter?« Er lächelte. »Wollen wir es herausfinden?«

EIN EINFACHER PLAN

    Die Fackel am Tor wies ihnen den Weg durch die Dunkelheit. Sie waren zu lange am See geblieben. Eine wohlige Wärme brei
    tete sich in Ulric aus, als er an die gestohlenen Stunden dachte. Stunden, in denen sie beide die roten Fäden aus ihren Holzpuppen vergessen konnten.
    Sein Brauner schnaubte unruhig. Der Prinz strich ihm über den Hals. »Bald bist du wieder in deinem Stall.«
    »Ich sehe gar keine Wachen auf der Mauer«, sagte Halgard unruhig. »Sie hätten doch ein Hornsignal geben müssen.«
    Ulric zügelte den großen Hengst. »Wahrscheinlich haben sie uns nicht gesehen.«
    »Bei dem hellen Sichelmond?«
    Das ließ sich nicht von der Hand weisen. Sein Vater hatte nur die besten Männer mitgenommen. Etwas musste in ihrer Abwesenheit geschehen sein! Er musterte die Zinnen. Auf der Mauer rührte sich nichts.
    »Vielleicht solltest du zurückbleiben.« Er lockerte sein Schwert in der Scheide. Das Tor stand weit offen. Verdammt! Alle dort oben wussten, dass jederzeit mit einem Überfall von ein paar übermütigen Trollen zu rechnen war. Natürlich half ein verschlossenes Tor nur wenig, wenn drei von vier Burgmauern noch nicht vollendet waren. Doch hier ging es um Disziplin! Das Tor hatte nachts geschlossen zu sein. Und es gab keine Entschuldigung dafür, keine Wachen auf den Mauern zu haben!
    »Etwas ist da oben«, sagte Halgard leise.
    Sein Brauner peitschte unruhig mit dem Schweif.
    Ulric konnte nichts entdecken, so angespannt er auch starrte.
    »Spürst du es nicht? Da lauert jemand.«
    »Dein Weib hat gute Augen, Prinz Ulric.« Wie aus dem Nichts stand eine Gestalt vor ihnen und griff seinem Hengst in die Zügel. Sie hatte mit einem seltsamen, singenden Akzent gesprochen. Ulric blickte in kalte graue Augen. Die Iris war von einem schwarzen Kranz eingefasst. Wolfsaugen! »Du bist ein Maurawan.«
    Der fremde Krieger trat ein wenig zur Seite, sodass Mondlicht auf sein Antlitz fiel. Er lächelte. »Du kennst die Völker Albenmarks gut für einen Menschen.« Er hob den Arm und winkte zur Mauer.
    »Was glaubst du, wie viele Bogenschützen dort oben warten, edle Dame?«
    »Zwei«, sagte Halgard.
    »Es sind drei. Aber den dritten kann selbst ich nicht sehen. Fingayn sieht niemand, wenn er es nicht will. Es heißt, selbst seine Mutter habe ihn unmittelbar nach der Geburt aus den Augen verloren.«
    »Könnt ihr euch unsichtbar machen?«, fragte Halgard ungläubig.
    Statt zu antworten, zog der Maurawan einen Zipfel seines Umhangs über den Kopf und kauerte sich nieder. Er sah aus wie ein Baumstumpf. Die Schattierungen des Stoffes hatten dieselbe Farbe wie von Wind und Wetter ausgeblichenes Holz; sein Pfeilköcher ragte wie ein abgestorbener Ast zur Seite.
    Ulric wusste um die Fähigkeiten der Maurawan. Silwyna hatte ihm manchmal von ihrem Volk erzählt, allerdings war sie nur sehr selten in der Stimmung, von Albenmark zu

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