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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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war nicht mehr weit! Kurz danach würde es geschehen. Sie sollten sich beeilen.
    Er sattelte den Braunen ab, dann versorgte er die Stute.
    Halgard kauerte sich in die Felsnische und sah ihm zu. Erst als er fertig war, sprach sie. »Den Scherz mit dem Schwimmen habe ich nicht verstanden, fürchte ich.«
    Ulric öffnete die Schließe seines Umhangs. »Ich fürchte, das war kein Scherz.«
    Sie stöhnte. »Bitte nicht. Es ist so ein schöner Tag ...«
    Als Kinder waren sie unter eine geschlossene Eisdecke geraten und fast ertrunken. Nur den heilenden Kräften der Elfenkönigin hatten sie es zu verdanken, dass sie noch lebten. Im Sommer darauf hatte Mag ihnen Unterricht im Schwimmen gegeben. Anfangs war es ihnen beiden schwer gefallen, sich dem Wasser anzuvertrauen. Aber gegen Ende des Sommers waren sie immer tollkühner geworden, und inzwischen liebten sie es zu schwimmen. Doch Halgard war zu verfroren, um auch im Winter wirklich Freude daran zu haben.
    Ulric hatte sich ganz ausgezogen.
    »Sind wir wirklich allein?«, fragte Halgard.
    »Natürlich«, log der Prinz.
    »Und wenn ein Troll kommt?«
    »Die hassen schöne Orte wie diesen. Du musst dir keine Sorgen machen.« Zögernd streifte Halgard ihre Kleider ab. Ihr dabei zuzusehen, erregte Ulric. So viele Jahre waren sie nun schon ein verheiratetes Paar, aber es gab nur selten Gelegenheit, sie bei gutem Licht nackt zu sehen. Ihre schweren Brüste. Die milchweiße Haut.
    »Im Schatten des Felsens hat sich ein wenig Schnee von der Nacht gehalten.«
    »Muss das sein?«, brummte sie. »Es ist doch so schon kalt genug.«
    Ulric hörte nicht auf ihr Maulen. Er wusste, dass sie kommen würde. Der raue Schotter, den der längst abgeschmolzene Gletscher zum Seeufer getragen hatten, stach nach seinen Fußsohlen. Er war zu weich geworden. Als Kind war er den halben Sommer barfuß unterwegs gewesen. Damals hatte es ihm nichts ausgemacht, über scharfkantige Steine zu gehen. Seine Füße hatte eine Hornhaut geschützt, dick wie eine Ledersohle. Halgard ging auch heute noch oft barfuß. Grinsend folgte sie ihm. Sie wusste genau, welche Qualen er litt.
    Endlich erreichte er den Schneeflecken. Er war ein wenig mehr als doppelt so groß wie ihr Bett. Die Sonne stand jetzt im Zenit. Es gab keinen schützenden Schatten mehr. Ein dünnes Rinnsal sickerte vom Schneefeld zum See hinab.
    Ulric kniete sich nieder. Er wollte zwei Hände voll Schnee zusammenklauben, als ihn ein Stoß mit dem Gesicht voran in dieses eisige Bett stürzen ließ. Lachend sprang Halgard ihm auf den Rücken und massierte ihm eine Portion Schnee in die nackten Schultern.
    Sein ganzer Leib prickelte vor Kälte. Ulric atmete nur stoßweise. Im ersten Moment war er völlig überrumpelt und wehrlos. Dann bekam er ein Bein von Halgard zu packen und zog sie von sich herunter. Lachend balgten sie sich im Schnee, bis ihre Lippen blau vor Kälte waren.
    »Komm jetzt!« Ulric half ihr auf, und Hand in Hand liefen sie hinab zum Ufer.
    Vorsichtig tasteten sie sich ins Wasser. Nach der Rauferei im Schnee schien es ihnen fast warm. Runde, glatte Kiesel liebkosten ihre Füße. Dann endlich waren sie weit genug, um frei schwimmen zu können. Ulric ließ sich nach vorne fallen, und der Wolkenspiegel umschloss ihn mit eisiger Umklammerung. Einen Augenblick lang keimte in ihm wieder die Erinnerung daran auf, wie er mit den Fäusten verzweifelt gegen den Eispanzer über sich getrommelt und die Kälte ihn langsam gelähmt hatte.
    Halgard war ganz still geworden. Er sah ihr an, dass auch sie die Erinnerung eingeholt hatte.
    Ulric blickte zum Himmel. Die Mittagsstunde war gerade vorüber. Das war die Zeit! Er suchte am gegenüberliegenden Ufer nach einem Berg, der an einen riesigen Turm erinnerte. Und als er den roten Felskoloss entdeckte, schwamm er in seine Richtung. »Komm!«, rief er Halgard zu. »Blut lebt, was soll uns also passieren!«
    »Wir könnten uns zum Beispiel ein Bein brechen«, rief sie. »Bist du nicht ein bisschen zu alt für solche törichten Mutproben? Hast du mich deshalb hierher gebracht? Ich glaube, mir ist gerade der Spaß am Schwimmen vergangen.«
    »Bitte bleib! Entschuldige. Es war dumm von mir. Ich ...«
    »Mir wird kalt«, entgegnete Halgard ungehalten.
    Verzweifelt blickte Ulric über die spiegelglatte Wasserfläche. Mag hatte ihm gesagt, dass es immer kurz nach der Mittagsstunde geschehen würde. Das war jetzt! Wo blieb das verdammte Wunder?
    »Es ist noch weit zum Ufer. Komm! Lass uns Luth nicht

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