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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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begonnen.
    Sie waren nun weniger als zwei Wochen von Talsin entfernt. Melvyn war tags zuvor in der Stadt gewesen und hatte die Panik erlebt. Wer konnte, packte seine Sachen. Doch die tief verschneiten Pässe der Mondberge würden wohl nicht weniger Opfer fordern als die Besetzung der Stadt durch die Trolle. Die ganze Welt schien in Auflösung begriffen. Es gab keine Hoffnung. Niemand begriff, warum Emerelle nicht ihre Burg verließ. Sie hätte in Talsin sein sollen oder Gräfin Caileen besuchen, um sie an den Gehorsam zu erinnern, den sie ihr schuldete. Oder zumindest hätte sie das neue Heer aufsuchen müssen, das sich bei der Shalyn Falah sammelte, um den Kriegern Mut zu machen. Stattdessen hatte sie lediglich eine Reihe der bedeutendsten Elfenfamilien Albenmarks samt ihren Kindern zu sich an den Hof befohlen. Ein Hof, der ein Hort der Schatten und der Angst geworden war, seit Alathaia dort Einzug gehalten hatte.
    In der Ferne hörte man den klagenden Ruf der Luren. Als Kentauren in das Lager beim Grabhügel geprescht waren, um die nahe Ankunft des Fürsten zu verkünden, waren alle Gäste aufgebrochen. In einer Doppelreihe vermummter Gestalten standen sie Spalier entlang des Weges, der zum Eingang der Fürstengruft führte. Der Schnee blieb auf ihren Umhängen und Mänteln haften und verwischte die Unterschiede zwischen Arm und Reich, je länger sie warteten.
    Melvyn war erstaunt, wie viele gekommen waren, um von Orimedes Abschied zu nehmen, obwohl der Fürst der Kentauren sich in den letzten Monden in einen grausamen Tyrannen verwandelt hatte, den angeblich sogar seine ältesten Kampfgefährten gefürchtet hatten.
    Auch Meister Alvias war unter den Gästen. Er verhandelte mit Caileen, die ebenfalls mit ihren Rebellen gekommen war. Ajax, der Minotaurenfürst aus den Mondbergen, hatte sich selbst von den zugeschneiten Pässen nicht aufhalten lassen und war mit großem Gefolge erschienen, um von Orimedes Abschied zu nehmen. Von den Heerführern, die im vergangenen Sommer in Feylanviek versammelt gewesen waren, fehlten nur Shandral und Elodrin. Selbst Katander von Uttika war mit einer Ehrengarde in Bronze gewappneter Krieger erschienen.
    Neben Melvyn stand Senthor, der Kentaurenveteran aus Phylangan, der am Mordstein die Nachricht von Ollowains Tod überbracht hatte. Der alte Krieger trug eine schäbige Pelzweste. Seine Arme waren nackt und blau vor Kälte. Senthor rannen die Tränen über die Wangen. Er schien sich seiner Trauer nicht zu schämen. In der Rechten hielt er einen Dolch. Fast alle Kentauren unter den Gästen hielten eine blanke Waffe in der Hand.
    »Wie ist der Fürst gestorben?«, fragte Melvyn mit belegter Stimme. Obwohl er flüsterte und der dichte Schneefall seine Worte dämpfte, kam ihm seine Stimme inmitten der stummen Trauergäste unnatürlich laut vor.
    Orimedes war während der Kämpfe bei Feylanviek schwer verwundet worden. Fast seine ganze Leibwache hatte ihr Leben bei dem Versuch gelassen, den Fürsten vom Schlachtfeld zu bringen und seinen Leib den Trollen zu entreißen. Mit demselben sturen Mut, mit dem Orimedes ein Leben lang die Trolle bekämpft hatte, hatte er sich gegen den Tod gestemmt. Er hatte weiter Söldner anwerben lassen, die seinen Sohn jagten, und das Kopfgeld, das auf Nestheus und Kirta ausgesetzt war, sogar noch einmal erhöht.
    Senthor beugte sich zu Melvyn herab. Der Kentaur flüsterte; immer wieder brachten ihn die Tränen zum Stocken. »Er war ein guter Mann, ganz gleich, was man nun über ihn erzählt. Er war ein Krieger von Ehre. Die Keulenhiebe der Trolle haben ihm die Brust zerschmettert. Seine gebrochenen Rippen steckten in seiner Lunge. Eigentlich hätte er noch auf dem Schlachtfeld sterben müssen, darin waren sich alle Heilkundigen, die wir riefen, einig.« Der alte Recke lächelte traurig. »Ein paar Tage lang habe ich geglaubt, er werde sogar den Tod besiegen. Dann sind seine Wunden brandig geworden. Er hat sich geweigert, den Mohnsaft der Heiler zu trinken. Er wollte alles bei klarem Verstand erleben. Anderthalb Monde hat sein letzter Kampf gedauert. Wir waren ständig auf der Flucht vor den vorrückenden Trollen. Wenn er mehr Ruhe gehabt hätte ...«
    Senthor versagte die Stimme. »Sein Tod war schrecklich. Im Fieberwahn hat er zuletzt nach seinem Jungen gerufen. Kurz bevor er starb, war sein Verstand noch einmal ganz klar. Er hat befohlen, Nestheus und sein Weib in Frieden zu lassen. Die Jagd ist beendet. Endlich.« Der Kentaur schluchzte. »Dieser verdammte

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