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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Nestheus dessen Zukunft. Er sagte ihm, wenn Kirta nun in seinen Armen stürbe, dann werde er nach langer Trauerzeit zu einem weisen Mann reifen, dessen Name man noch in hundert Jahrhunderten überall in Albenmark schätzen würde. Würde er aber dafür sorgen, dass Kirta für immer bei ihm wäre, dann würde er seinen eigenen Vater töten und zum ersten König der Kentauren werden. Doch seine Herrschaft werde von Unruhen bestimmt sein, und er werde niemals Kinder zeugen. Ohne zu zögern antwortete Nestheus, dass er alles erdulden werde, wenn nur Kirta wieder bei ihm sei. So wirkte der Südwind sein drittes Wunder, und Nestheus atmete das Lebenslicht der sterbenden Kentaurin ein. Und fortan wohnte Kirta in seinem Herzen, und er konnte ihre Stimme hören, auch wenn sie außer ihm niemand wahrzunehmen vermochte.
    Und es kam, wie der Sanhalla vorhergesagt hatte. Nestheus suchte in seinem Schmerz seinen Vater auf und erschlug Orimedes in dessen Lager. Und niemand aus dem Gefolge des Fürsten hob eine Hand, um Orimedes zu helfen. Dann gelobten sie Nestheus die Treue. Mit den Jahren gelang es dem jungen Krieger, alle Stämme der Steppe zu einen, und zuletzt unterwarfen sich ihm sogar die Uttiker. Doch fand Nestheus niemals eine Stute, mit der er einen Erben zeugen konnte. Nicht, dass es an Bewerberinnen um seine Gunst gefehlt hätte. Doch blieb der Kentaur bis ans Ende seiner Tage der Geliebten treu, die in seinem Herzen wohnte. Und so verlosch das Königsgeschlecht, das er begründet hatte, am Tag seines Todes. Die Sage von Nestheus und Kirta aber blieb unsterblich, auch wenn ihre Liebesgeschichte nur einen Winter gedauert hatte. Und es heißt, wenn im Frühling der Sanhalla warm von Süden weht und das Eis des Swatja bricht, dann könne man manchmal zwei weiße Kentauren am kiesigen Ufer sehen, und wem sie begegneten, der werde noch vor Ende des Sommers seine Hochzeit feiern.«
    ZITIERT NACH: SAGEN UND MÄRCHEN DES WINDLANDS, GESAMMELT UND NIEDERGESCHRIEBEN VON MEISTER ETAIN,
    3. BAND DER MÄRCHEN ALBENMARKS, S. 117 FF.

LETZTE EHRE

    Trotz des Schneegestöbers waren hunderte Gäste zur Totenfeier gekommen. Manche von ihnen lagerten schon seit Tagen bei dem Grabhügel und warteten.
    Melvyn hatte die Nachricht vom Tod des Kentaurenfürsten in Alvemer erreicht. Mehr als drei Monde hatte er vergebens nach Shandral gesucht. Es schien, als habe sich die Erde aufgetan, um den Elfen und sein Koboldgefolge zu verschlingen. Niemand wusste, wohin er geflohen war. Es gab dutzende Gerüchte, und Melvyn war jedem einzelnen nachgegangen, ohne Shandral finden zu können. Die Schar seiner Männer war zusammengeschmolzen; es waren nur mehr so viele geblieben, wie die großen Adler tragen konnten. Elodrin hatte ihm die meisten Maurawan abgeworben: Kriegerinnen und Krieger, mit denen er schon seit Jahren zusammen gekämpft hatte. Mit jeder neuen Schreckensnachricht vom Vormarsch der Trolle wurde der Widerstand, noch länger nach Leylin zu suchen, stärker. Seine Gefährten wollten sich dem Heer der Königin anschließen, das sich im Herzland sammelte, oder den Rebellen, die unter der Führung von Gräfin Caileen verzweifelt versuchten, den Vormarsch der Trolle zu verzögern. Ihr Widerstand war in Melvyns Augen so sinnlos wie der Versuch, mit ausgebreiteten Armen eine Lawine aus Schnee und Eis aufhalten zu wollen, die den Hang eines Berges herunterdonnerte.
    Trotz der Angriffe durch Krähen war er zweimal über die Marschkolonnen der Trolle hinweggeflogen. Nie zuvor hatte er ein so riesiges Heer gesehen. Wie ein endloser schwarzer Wurm wand sich das Heer des jungen Königs durch die verschneite Steppe. Und nichts schien es aufhalten zu können. Ihr Marschweg war seltsam unberechenbar. Die Hauptrichtung führte sie zwar nach Süden, aber immer wieder schwenkten sie nach Osten oder Westen ab, ohne dass zu erkennen war, welches Ziel sie dabei verfolgten. Caileen hatte tausende Kentauren um sich geschart, um die Nachschubkolonnen zu überfallen, die das Heer versorgen mussten. Doch es kam kein Nachschub. Es war vollkommen unerklärlich, wovon sich die Trolle ernährten. Nur eines war sicher. Ihre Krieger waren gut bei Kräften, und ihr Vormarsch war schneller, als man sich erklären konnte. Sie zersplitterten ihre Truppen auch nicht, um den Herden der Kentauren nachzusetzen oder die Städte Alvemers zu bestürmen. Nach der Eroberung von Feylanviek hatten sie all ihre Krieger zusammengezogen und ihren unaufhaltsamen Marsch auf das Herzland

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