Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Doch in der Steilwand gab es keine Deckung.
    Einer der Steinwerfer ging zu Boden. Seine Gefährten aber blieben davon unbeeindruckt, und mit einem Mal entspann sich ein verbissenes Duell zwischen den Bogenschützen und den Trollen. Ihre Feinde hatten Mühe, so hoch zu werfen und dabei noch genau zu zielen. Dafür waren sie deutlich in der Überzahl, und es kamen ständig noch neue hinzu. Die Trollkrieger wirkten weniger stämmig als jene, die inzwischen den Kampf mit den Reitern aufgenommen hatten. Wahrscheinlich waren es Jünglinge, die zum ersten Mal in der Schlacht kämpften.
    Ein Stein schlug dicht neben Kadlin gegen die Felswand. Feine Splitter spritzen gegen ihre Wange. Kaltblütig streckte sie sich. Sich ducken half nicht, so konnte sie nicht schießen. Sie spannte den Bogen erneut, suchte sich einen der Jünglinge aus und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Der Treffer riss den Troll nach hinten. Ohne Triumph zu empfinden, zog sie den nächsten Pfeil auf die Sehne.
    Etwas Großes, Weißes stürzte an ihr vorbei. Sie konzentrierte sich ganz auf den nächsten Schuss.
    Wieder schlug ein Stein ganz in ihrer Nähe gegen die Felswand. Vom Schlachtfeld schrieen ihr Waffengeklirr und Todeslaute entgegen. Doch an diesem Todeslied hatte sich etwas verändert. Neue Stimmen waren hinzugekommen. Stimmen, die weit über ihr erklangen.
    Wieder stürzte etwas an ihr vorbei ... Jemand! Er war so nah gewesen, dass sie sein Gesicht gesehen hatte. Guthorm, ein etwas korpulenter junger Bogenschütze, der sie mit seinen Späßen über seinen ungezügelten Appetit immer wieder zum Lachen gebracht hatte.
    Kadlin legte den Kopf in den Nacken, aber ein Felsüberhang versperrte ihr den Blick hinauf zum Rand der Klippe. Dafür sah sie noch drei weitere Gestalten mit weit ausgebreiteten Armen in den Abgrund stürzen. Einer von ihnen hatte einen Trollkrieger mit in den Tod gerissen.
    Kalf hing immer noch an seinem Seil über dem Abgrund. Verzweifelt schaukelnd suchte er einen Halt an der Steilwand zu finden.
    »Hierher!«, schrie Kadlin und streckte ihm die Hand entgegen. »Lass etwas Seil nach! Komm tiefer.«
    Ein Stück links von ihr ging ein Hagel von Eisklumpen und Felsbrocken nieder. Zwei Bogenschützen wurden von den Felssimsen gerissen, auf denen sie Halt gefunden hatten.
    »Mach schon, Vater!«
    Der stämmige Jäger schlug gegen die Felswand. Verzweifelt glitten seine Hände über den Stein.
    Jetzt ging dicht vor ihnen ein Geröllschauer nieder. Doch derÜberhang, der die Sicht auf den Klippenrand blockierte, bewahrte sie davor, getroffen zu werden.
    Etwas streifte Kadlins Gesicht. Es gab einen leichten Ruck in dem Gurtzeug. Das Seil! Ihr Seil war durchgeschnitten worden.
    Mit schreckensweiten Augen sah ihr Vater sie an. Wieder schlug er gegen die Felswand. Seine Hände und Füße glitten Halt suchend über den Stein. Ein plötzlicher Ruck ließ ihn erzittern. Er glitt tiefer ... Stürzte! Fassungslos blickte Kadlin ihm nach. Sie sah seine massige Gestalt gegen einen Felsvorsprung schlagen. Die kräftigen Hände, die so oft ihren Kopf getätschelt hatten, versuchten noch ein letztes, verzweifeltes Mal, Halt zu finden.
    Kadlin vergaß völlig, dass sie nicht mehr angeseilt war. Sie beugte sich vor. Jetzt endlich fand sie die Kraft, Kalfs Namen zu rufen. Voller Schmerz, beschwörend ...
    Ein Arm schob sich über den Felsvorsprung. Dann erschien Kalfs Gesicht, bleich und zu einer Grimasse der Qual verzerrt. Langsam, Zoll um Zoll, schob er sich auf den vereisten Felsvorsprung. Seine linke Gesichtshälfte war übel zugerichtet. Er saß jetzt rittlings auf einem Felsvorsprung. Seine Beine baumelten über dem Abgrund, aber er hatte sicheren Halt.
    »Luth sei Dank.« Kadlin standen Tränen in den Augen. »Wenn ich hier lebend herauskomme, dann stelle ich dir zu Ehren einen Eisenbart auf einem Pilgerweg auf und werde ihn jedes Jahr besuchen, um dort zu opfern.«
    Kalf legte den Kopf in den Nacken und blickte zu ihr auf. Erschöpft hob er einen Arm, um ihr zu winken. Im nächsten Augenblick wurde er nach hinten gerissen und verschwand im Abgrund.
    Fassungslos starrte Kadlin hinab. Er war doch in Sicherheit gewesen! Er ... Ein gellender Schrei ertönte. Rechts neben ihr wurde ein Maurawan aus der Felswand gerissen. Auch er hatte sicheren Halt gehabt.
    Das Seil ... Sie reckte sich. Unten am Fuß der Steilklippe suchten zwei Trolle nach herabhängenden Seilen. Kadlin hob ihren Bogen.
    Sie fühlte nichts mehr, als sie sich unvernünftig

Weitere Kostenlose Bücher