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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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in der Rechten. Der Hammerkopf war aus dunklem Granit und groß wie ein Wolfsschädel. Ulric hob den blutigen Dolch, bereit für seinen letzten Kampf.
    Der Troll spuckte ihm voller Verachtung eine Lawine grunzender Laute entgegen. Dann deutete er mit seinem Kriegshammer zur Seite. Dort lag das Schwert König Osabergs im Schnee.
    Ulric ließ den Krieger nicht aus den Augen, als er sich nach der Waffe bückte. Hatte der Troll entschieden, dass ein Dolch keine angemessene Waffe für den Kampf gegen ihn sei? Als der Hüne keinerlei Anstalten machte, überraschend über ihn herzufallen, fühlte sich Ulric zutiefst beschämt. Der Troll verhielt sich ritterlicher, als er es getan hatte. Den jungen Krieger, der sein Pferd getötet hatte, hatte er einfach niedergemacht. Traurig dachte Ulric an die Lektionen über Ehre, die sein Vater ihn gelehrt hatte, vor so langer Zeit, in dem letzten Herbst mit Mutter und Kadlin. Er hatte sich weit von jenem Weg entfernt, auf den Alfadas ihn einst führen wollte.
    Ulric hob das Schwert vor dem Troll zum Fechtergruß. Sein Gegner runzelte ärgerlich die Brauen. Er betrachtete ihn wohl nicht als einen ehrenhaften Krieger. Von einem Troll verachtet zu werden, trieb Ulric die Schamesröte ins Gesicht.
    Der Hüne ging zum Angriff über. Langsam, ohne Hast, siegessicher. Mit Schildstößen drängte er Ulric vor sich her.
    Bald ging Ulrics Atem stoßweise. Der Bastard von einem Troll war ein außergewöhnlicher Krieger. Immer wieder versuchte der Prinz, am Schild seines Gegners vorbeizukommen, doch dieser bewegte sich mit tödlichem Geschick.
    Nur selten schwang er seinen riesigen Kriegshammer, um Ulric zu einem hastigen Satz zu zwingen. Zweimal schon war der Prinz dabei gestürzt. Jedes Mal war der Troll einen Schritt zurückgetreten und hatte ihn wieder aufstehen lassen.
    Ulric war fast am Ende seiner Kräfte. Der blutige Schneematsch griff gleich Krallenhänden nach seinen Füßen. Was wollte der Troll? Der Kerl hätte ihn längst töten können.
    Wieder wich Ulric vor einem Schildstoß zurück. Der Krieger drängte ihn immer weiter bis zur Steilklippe, die das Schlachtfeld im Osten begrenzte. Hier wurde nicht gekämpft. Nur ein einzelner anderer Troll war hier, doch er beachtete sie nicht. Er suchte etwas zwischen den scheunengroßen Felsblöcken am Fuß der Klippe.
    Der Hüne drängte Ulric unter einen Felsvorsprung. Die Flucht war zu Ende. Noch weiter zurückzuweichen war unmöglich. Ein Schrei ließ den Troll aufblicken. Ein Krieger stürzte aus der Steilwand und schlug ganz in der Nähe in eine Schneewehe.
    Ulric machte einen verzweifelten Ausfall, doch mit seinem türgroßen Schild wehrte der Troll ihn mühelos ab. Er drängte ihn zurück gegen die Felswand. Und jetzt begriff Ulric, was der Kerl vorhatte. Er wollte ihn mit seinem riesigen Schild an der Felswand zerquetschen, wie man eine Laus zwischen den Nägeln von Daumen und Zeigefinger zerquetschte.
    Noch einmal stürmte er gegen den Troll an. Ein Fußtritt ließ ihn zurück gegen die Felswand taumeln.
    Plötzlich brach der Trollkrieger zusammen, der ein Stück entfernt zwischen den Klippen nach etwas suchte.
    Ulrics Gegner blickte hoch und stieß einen zornigen Fluch aus.
    Wie eine göttliche Strafe fuhr ein Pfeil vom Himmel herab und stieß dem Krieger in den offenen Mund.
    Zu erschöpft, um seinem unbekannten Retter auch nur einen Dank zuzurufen, ließ sich Ulric zu Boden sinken. Er dachte an Halgard und Blut. Lebte der Hund noch? Halgard hatte darauf bestanden, an dem Kriegszug teilzunehmen. Und sie hatte auch den Hund mitgenommen. Verfluchte Holzpuppen! Sie hatten sie zu Sklaven gemacht.
    Der Wind wehte Schnee von der Klippe hinab. Prickelnd traf er Ulric ins Gesicht. Er blickte zum Schlachtfeld. Nur eine Meile entfernt war das Lager ihres Heeres. Ob die Trolle es schon erreicht hatten?
    Ein röchelnder Laut riss den Prinzen aus seinen Gedanken. Finsternis verschlang das Schlachtfeld. Der Sturm war heran. Feine Schneeflocken peitschten vom Himmel herab. Ulric tastete sich zwischen den Felstrümmern hindurch. Überall lagen Tote, zerschmettert auf den scharfkantigen Steinen. Elfen wie Menschen starrten mit leeren Augen in den schwarzen Himmel. Der Tod hatte sie alle gleichgemacht.
    Endlich fand er den stämmigen alten Jäger, der mit Kadlin nach Firnstayn gekommen war. Kalf. Er lag in einer Schneewehe. Sein rechter Arm bewegte sich auf und ab wie ein Ast im Wind.
    Ulric kniete sich neben den Jäger. Eine Hälfte von Kalfs Gesicht

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