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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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weit vorbeugte, um einen Pfeil in die Tiefe zu schicken. Ihr Geschoss drang dem linken Troll durch die Schulter ins Herz.
    Wie eine Handpuppe, die von einem fremden Willen beherrscht war, legte sie einen weiteren Pfeil auf die Sehne. Den zweiten Troll traf sie in den offenen Mund, als er zu ihr aufblickte und ihr einen Fluch entgegenschrie.
    Die Waffe entglitt ihren Händen. Ihr Köcher war leer. Sie ließ sich gegen den kalten Fels sinken. Erschöpft holte sie ihr Seil ein, rollte es zusammen und legte es neben sich. Hier oben gab es keine Möglichkeit, es zu befestigen. Sie war tot, so wie Kalf und all die anderen.
    Unten im Tal waren die Reiter von Trollen umzingelt. Das Heer hatte sich aufgelöst. Nur einzelne, kleine Grüppchen leisteten noch Widerstand.
    Dunkle Sturmwolken vertrieben das Licht vom Himmel. Nur weit im Westen leuchtete es noch blau zwischen zwei Berggipfeln.
    Es gab keinen Weg hinauf und keinen Weg hinab. Sie würde hier sitzen und erfrieren. Ihr Vater würde nicht lange warten müssen, bis sie ihm in Norgrimms Hallen folgte, um mit ihm gemeinsam an der Festtafel des Kriegsgottes zu sitzen.

DIE TROLLSTECHER

    Endlich! Das Hornsignal zum Angriff war eine Erlösung. Das Warten, das Lauschen auf den Kampflärm und die Todesschreie hatten Ulric aufgewühlt wie nichts zuvor in seinem Leben. Untätig bleiben zu müssen, war eine Qual. Und dass er nicht einmal sehen konnte, was geschah, machte es noch schlimmer.
    Erleichtert gab er seinem Braunen die Sporen. Wie ein Mann setzten sich die Reiter in Bewegung. Eingebettet in einen riesigen Leib aus Pferden und Kriegern, fühlte er sich wie ein Teil Norgrimms, des Kriegsgottes.
    Vielleicht war er nur der kleine Finger oder sogar nur der Nagel des kleinen Fingers, doch das war gleich, denn er gehörte zu der Faust, die nun nach ihren Feinden schlagen würde. Unnachgiebig und unbesiegbar wie eine Gottesfaust.
    Das Trommeln der Hufe ließ den Boden erbeben. Verharschter Schnee wurde aufgewühlt und spritzte ihm bis ins Gesicht.
    Immer lauter wurde das Donnern der Hufe. Die Reiter strömten über den Rand der Bodensenke hinweg. Ein Stück links strauchelte ein Pferd und wurde samt Reiter hinabgezogen in die Woge aus Fleisch und Stahl.
    Ulric senkte seine Lanze. Noch etwas mehr als hundert Schritt. Die Schlachtreihen der Trolle waren auseinander gerissen, als sie durch die Lücken in der Speerträgerformation gebrochen waren. Jetzt waren sie leichte Beute.
    Noch fünfzig Schritt. Ihre Feinde waren so groß, dass sie den Reitern fast auf Augenhöhe begegneten. Und er sah Angst in ihren Augen. Was für eine Genugtuung! Es gab etwas, wovor sie sich fürchteten!
    Zu seiner Linken ritt sein Vater! Ein ganzes Leben hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt. Er war ein alter Mann geworden, bis er noch einmal Gelegenheit bekommen hatte, in einer großen Schlacht gegen die alten Feinde anzutreten. Ulric war skeptisch gewesen, ob es klug war, den Elfen in ihren Krieg zu folgen, doch in diesem einen, göttlichen Augenblick waren alle Zweifel vergessen. Dies allein schon war es wert gewesen zu leben!
    »Für Kadlin!«, schrie Björn, der dicht neben ihm ritt.
    Die Trolle, die am weitesten durch die Linien gebrochen waren, drehten sich um und suchten ihr Heil in der Flucht. Doch es war unmöglich, der Front von Reitern zu entkommen. Hinter ihnen versperrten ihnen die Kämpfenden den Weg. Das enge Tal wurde zur Todesfalle.
    Ulrics Lanze traf einen der Trollkrieger dicht unter dem Nacken. Es war, als sei er gegen einen Felsen angeritten. Der Schaft der Waffe zersplitterte. Er ließ das nutzlose Stück Holz fallen und sah, wie der Troll trotz seiner mörderischen Wunde versuchte, im Schnee davonzukriechen. Dann verschwand er unter der Masse der Hufe.
    Die Reiter hielten sich so dicht beieinander, dass sich fast ihre Knie berührten. Sie waren wie eine Lawine, die einen Abhang hinabdonnerte.
    Ulric zog seinen Trollstecher aus dem Holster am Sattel, eine dreikantige Eisenstange, die in einer mörderischen Spitze auslief. Das andere Ende war wie ein Schwertgriff geformt. Sie maß mehr als einen Schritt, war schwer und unhandlich. Ihr einziger Zweck bestand darin, die Wucht der Attacke nutzend, in einen Trollleib getrieben zu werden.
    Unmittelbar vor ihnen kämpfte ein Haufen Stangenbeilträger. Die Trolle hatten die Männer so dicht zusammengedrängt, dass sie ihre wuchtigen Beile nicht mehr schwingen konnten.
    »Firnstayn!«, schrie einer der Reiter, und sofort nahmen Dutzende

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