Elfenlicht
Finger. Wo waren seine Finger? Alles war ganz taub. Und da war immer noch das seltsam flatternde Geräusch.
»Ich glaube, er ist wach«, flüsterte eine vertraute Stimme. »Er hat uns reich gemacht, unser Hauptmann. Wir wussten doch, dass ihn nichts umhaut. Der kommt wieder hoch.«
Melvyn versuchte sich zu erinnern, woher er die Stimme kannte. Wo war er hier? Was war ... Die Gestalt mit der weißen Maske! Nie hatte er gegen einen so wendigen und geschickten Krieger gekämpft.
»Bin ich tot?«
»Nein, nein, Hauptmann. Dann hätten wir ja verloren. Es wäre sehr nett, wenn du wieder so richtig auf die Beine kämst, dann verdoppelt sich unser Gewinn nämlich, vorausgesetzt, du schaffst es innerhalb von zehn Tagen, nachdem du zu dir gekommen bist, dein Krankenlager zu verlassen.«
»Misht?« Melvyn hob die Arme an, um nach seinem Gesicht zu tasten. Sengender Schmerz meldete sich in seiner Schulter. Er biss die Zähne zusammen. Er spürte das Gewicht seiner Hände auf seinem Gesicht, aber mit den Fingern konnte er nichts ertasten. Es war, als seien sie gar nicht da!
»Das solltest du nicht tun, Hauptmann!«
»Was ist mit mir passiert?«
»Wir hatten gehofft, dass du uns das erzählen könntest«, antwortete der Kobold. »Du warst auf dem Leichenschmaus für Orimedes irgendwann verschwunden. Als man dich gefunden hat, hast du ausgesehen, als hätte ein ganzer Minotaurenclan eine Nacht lang einen seiner seltsamen Hüpftänze auf dir veranstaltet. Ein Arm war ausgekugelt und obendrein noch gebrochen, du warst fast erfroren, und dein Gesicht .... Reden wir lieber nicht darüber.«
»Was ist damit?«, herrschte ihn Melvyn an.
»Wirklich, Hauptmann ... Manche Dinge muss man nicht wissen.«
»Du wirst mir jetzt den verdammten Verband abnehmen und mir sagen, was mit meinen Fingern ist.«
»Das darf ich nicht. Und deine Finger ... Tja, die wirst du ... Wie soll ich sagen ... Es ist gut, dass du mit den Krallen in deinen Armschienen kämpfst. Du wirst Schwierigkeiten haben, etwas zu halten.«
Melvyn schnappte nach Luft. »Sind sie ... Hat er mir die Hände abgeschnitten?«
»Nein!« Man hörte Mishts Stimme die Verwunderung an. »Also wie kommst du denn darauf? Deine Armschienen sind fort. Wer immer dich so zu zugerichtet hat, war ein ziemlicher Metzger. Er hat sich recht ungeschickt dabei angestellt, dir die Armschienen abzunehmen. Er hat sie mit einem Messer abgeschnitten und dabei ein ziemliches Gemetzel an deinen Unterarmen und Händen angerichtet. Es ist alles zerschnitten: Adern, Sehnen, Muskeln, Nerven. Aber Artaxas hat es wieder gerichtet. Er war ziemlich teuer, der Mistkerl. Hat einen Anteil an unseren Wettgewinnen gefordert. Er musste wohl allen möglichen Kram kaufen. Krötenfett und anderes Dreckzeug, das Heiler so brauchen ... Egal! Er sagt, du wirst wieder greifen können. Und er meint, dass du ein ziemliches Glückskind bist. Das fand die Heilerin auch, die er zwischendurch angeschleppt hatte. War ganz hin und weg, die Gute.« Der Kobold lachte. »Selbst wenn du bewusstlos bist, liegen dir die Weiber zu Füßen. So gut müssten wir es auch mal haben. Bei uns ist es genau anders herum. Da müssen die Weiber bewusstlos sein, damit sie uns zu Füßen liegen.« Melvyn versuchte sich aufzurichten, gab es aber sofort wieder auf, als sich erneut der stechende Schmerz in seiner Schulter meldete. Jetzt erklang wieder das flatternde Geräusch. Kurz, abgehackt. Wie das hilflose Flattern eines Vogels mit einem gebrochenen Flügel.
»Ich kann nicht erkennen, welch ein Glück ich gehabt haben sollte.«
»Das hat mit der Kälte zu tun. Du bist zwar fast erfroren, aber deshalb haben deine Wunden an den Armen nicht so stark geblutet. Hab nicht alles behalten, was die sich da erzählt haben. Irgendwas hat sich bei dir zusammengezogen. Die Schnitte, die Adern ... Wäre das nicht gewesen, wärst du wohl ausgelaufen wie ‚ne angeschlagene Weinamphore. Leider hattest du ein paar Erfrierungen, zusammen mit der Prellung sahst du aus, als hätte man dein Gesicht über ‚ne Farbpalette gerieben. Du hast...«
»Danke, es reicht.«
»Du hast es doch wissen wollen«, entrüstete sich Misht. »Ich hätte dir das niemals erzählt. Aus einer Sache werde ich allerdings nicht schlau. Der Kerl, der dich niedergemacht hat, der hat dir sein Schwert mit der Breitseite gegen den Kopf gehauen. Muss ein Schlag gewesen sein, der einen Büffel von den Beinen geholt hätte. Hätte er die Klinge nur ein wenig gedreht und mit der Schneide auf
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